Den überfälligen Familienbesuch in Leipzig – eigentlich schon lange überfällig, und spätestens seit dem Familienzuwachs dort im April definitiv fällig – kombinieren wir mit einigen Tagen Kurzurlaub in der Stadt. Der Brückentag bietet sich hierfür einfach an. Da die Stauprognose und auch unsere Erfahrung gegen ein Aufbrechen in den Abend direkt vor dem Feiertag sprechen, fahren wir erst am Feiertag. In der Vorbereitung hat einiges nicht ganz so hingehauen wie wir uns das gedacht haben, daher haben wir noch einiges an Logistik direkt am Feiertag zu bewältigen. Recht kurzfristig entscheiden wir uns, die Fahrräder samt Kinderanhänger und Follow-Me (Adapter um das Kinderfahrrad anzukoppeln) mitzunehmen. Immerhin erspare ich mir den Aufwand den gesamten Auto-Anhänger mit zu schleifen – auch die Idee hatten wir zwischenzeitlich. Aber mit nur dem Radträger hinter dem Familienauto kann man natürlich zügiger fahren und es schont die Spritrechnung doch ganz erheblich.
Die Fahrt nach Leipzig zieht sich dann doch etwas, da wir an vielen Stellen immer wieder zähflüssigen Verkehr und stellenweise auch Stau haben. Etwas besser wird es als wir in Kirchheim auf die A4 einschwenken. Es ist schon eine ganze Weile her, dass wir diese Strecke zum letzten Mal gefahren sind – unter anderem zum Rennsteiglauf 2016. Zudem kenne ich die Strecke auch noch vom THW-Einsatz in Dresden und meiner Fernbeziehungszeit in den Osten. Es hat sich einiges getan – viele Baustellen sind fertig, dafür sind einige neue hinzu gekommen. Besonders angenehm ist der neue Tunnel bei Jena, der Anstieg war sonst immer etwas anstrengend und häufig die Ursache für Staus. Am Hermsdorfer Kreuz geht es dann nach Norden in Richtung Leipzig, verbunden mit einem kurzen Tankstopp.
Die Jugendherberge finden wir ohne größere Probleme und nach dem Abladen geht es dann auch auf die erste Tour in den Abend. Als zusätzliche Schwierigkeit haben wir noch jede Menge Kinderklamotten für den Familiennachwuchs dabei – aber mit etwas Umpacken geht dann doch alles auf die Fahrräder bzw. den Fahrradanhänger. Derart beladen fährt es sich zwar etwas schwerer aber die Strecke ist bis auf eine Brücke über die Gleise eigentlich recht flach. Insgesamt wissen die Radwege zu gefallen, die Beschilderung könnte etwas ausführlicher bzw. häufiger sein. So brauchen wir etwas länger als geplant bis wir bei meiner Schwester samt Nachwuchs eintreffen. Wir beglückwünschen die frisch gebackenen Eltern und essen noch eine Runde Pizza zum Abend. Bis wir dann loskommen wird es schon fast dunkel. Immerhin entwickle ich langsam ein wenig ein Gefühl für die Stadt und ihre Verkehrsadern.
Der kommende Tag ist fest für den Zoobesuch eingeplant – wir haben die Hoffnung, dass es am Brückentag etwas weniger voll ist als am Wochenende. Die Strecke dorthin bewältigen wir natürlich auch wieder mit dem Rad, angesichts des Staus vor dem Parkhaus die absolut richtige Entscheidung. Die Schlangen an den Kassen sind verdammt lang, auch wenn die Mitarbeiter sehr bemüht sind, die Besucher möglichst gleichmäßig auf alle Kassen zu verteilen. Der Hinweis auf die Online-Tickets kommt da gerade recht – kurzerhand ordere ich online die notwendigen Tickets und wir marschieren an der Schlange vorbei direkt zum Eingang – kurz Scannen und schon sind wir drin. Nächstes Mal buchen wir das noch vorab von daheim, das ist noch komfortabler als auf dem Handy vor Ort.
Das Gelände ist einfach riesig und die Menschenmassen verteilen sich daher doch recht gut, auch wenn man immer noch merkt, dass es voll ist. Für einen vollständigen Rundgang reicht ein Tag meines Erachtens nach nicht aus, es sei denn man macht die Tour auf japanisch im Schnelldurchgang. Das kommt mit Kindern schon einmal gar nicht in Frage. So widmen wir uns recht ausgiebig dem recht neuen Gondwanaland – einer riesigen Kuppel welche die Tropen auf verschiedenen Kontinenten umfasst – innerhalb weniger Schritte ist man dort von Afrika in Südamerika und noch ein paar Minuten später in Asien. Wenn man bedenkt wie lange man für diese Reise sonst benötigt schon echt klasse. Es gibt sehr viel zu sehen und der Nachwuchs kommt aus dem Staunen fast nicht mehr heraus. Auch der Baumwimpfelpfad ist ein echtes Highlight, von dort aus erspähen wir auch das Faultier welches nicht an seinem angestammten Platz zu finden ist, sondern unter der Decke an einen Heizungsrohr abhängt.
Nach dem Besuch in den Tropen treffen wir den Rest der Familie – es ist kurz nach Mittag und an der Zeit etwas zu Essen. Wir lassen daher den Asien-Anteil links liegen und gehen direkt zum Spielplatz, nach einigen Versuchen finden wir dann auch eine Sitzgelegenheit. Glen darf sich dann auch noch etwas auf dem Spielplatz austoben. Yann müssen wir nach dem Essen wickeln, was sich leider etwas zu einer Odysee für mich entwickelt: Die Toiletten am Spielplatz werden gerade gereinigt, daher mache ich mich auf den Weg zur nächsten Wickelstation – dass ich dazu das gesamte Pongoland (Affen in allen Farben und Formen) durchqueren muss, hatte ich nicht auf dem Schirm. Abkürzungsmöglichkeiten wären auch hier echt willkommen – immerhin dauert es fast zwanzig Minuten bis ich wieder am Spielplatz bin – dafür habe ich dann auch schon einen Teil der Savanne gesehen.
Julia und Martin verabschieden sich dann auch schon bald wieder, während wir uns noch in Ruhe die Zebras und Giraffen anschauen – wie ich lerne ist Zebra nicht gleich Zebra: Es gibt mehrere Unterarten und in Südafrika hatten wir eine andere Sorte als hier im Zoo. Nach einer Stärkung mit Eis machen wir uns dann langsam in Richtung Ausgang auf, der Nachmittag ist bereits recht weit fortgeschritten. Auf dem Weg kommen wir noch an den Nashörnern vorbei. Auf dem nächsten Spielplatz dürfen sich die Kinder nochmal etwas austoben. Mit einem Abstecher nach Südamerika geht es dann zum Ausgang. Abendessen wollen wir im „Schnitzel Culture“ – der Name sagt bereits fast alles: Mehr als 350 Varianten gibt die Karte her – wir schlagen beim Leipziger Latsch und dem großen Hamburger zu. Kaum zu glauben aber es gibt einmal ein Restaurant bei dem selbst ich am Ende nicht mehr weiter essen kann. Einen Teil der Kinderportion lassen wir uns daher einpacken als Proviant für den kommenden Tag. Insgesamt weiß das Restaurant zu gefallen, der Service bei uns war leider etwas unterdurchschnittlich was die Reaktionszeit betrifft. So wird es doch reichlich spät bis wir an der Jugendherberge ankommen.
Am kommenden Tag steht ein weiterer Ausflug zu einer der bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Leipzig an. Wir wollen zum Völkerschlachtdenkmal, dafür verlassen wir die eingefahrenen Pfade und radeln einmal eine etwas andere Strecke. Laut Karte hat die Route keinen Namen, aber sie ist fast durchgängig beschildert. So bekommen wir wieder einmal die bunte Mischung Leipzigs zu sehen – von fast abbruchreifen Häusern über große Baustellen bis hin zu absolut top in Stand gesetzt ist alles dabei. Das gilt auch für den Radweg. Leider ist die Beschilderung nur selten mit Zielangaben versehen, so fahren wir eine ganze Weile auf einem gut ausgebauten Stück bis wir merken, dass wir deutlich vom Weg abgekommen sind. Auf der dann geplanten Strecke gibt es dann wegen Abriss einer Brücke auch noch eine weitere Umleitung. Dennoch sind wir recht bald dann doch am Denkmal.
Eigentlich würde ich es gerne auch besichtigen, aber mit Kindern ins Museum ist so eine Sache – daher belassen wir es bei einem Rundgang mit improvisiertem Mittagessen auf den Stufen vor dem Denkmal. Nicht ganz unproblematisch, denn der See der Tränen – so nennt sich das Becken vor dem Denkmal – übt eine magische Anziehungskraft auf unseren Nachwuchs aus. Immerhin fällt keiner rein. Nachmittags wollen wir uns nochmal mit Julia und Martin treffen und steuern daher die Innenstadt an. Dabei wähle ich bewusst nicht die Strecke abseits der Bundesstraße – damit handle ich uns aber doch einen recht großen Bogen ein. Immerhin die meiste Zeit ist die Strecke gut mit Radwegen versorgt und lässt sich gut fahren. In der Innenstadt ist gefühlt die Hölle los – mit Fahrrad und Anhänger durch die Fußgängerzone schieben ist angesagt. Nach kurzer Abstimmung geht es weiter in eine Eisdiele, angesichts des Wetters eine naheliegende Sache.
Das Eis ist superlecker und gibt uns Energie für die kommenden Etappen. Wir wollen noch beim Kinderfest in der Nähe vorbeischauen, damit sich der Nachwuchs noch etwas austoben kann. Das Fest ist recht gut besucht, allerdings stand in der Beschreibung nichts davon, dass für Erwachsene 2 EUR zu zahlen sind. Die Schlange vor dem Areal ist verdammt lang, daher lassen wir es dann doch sein und gehen auf den nahegelegenen Spielplatz.
Zum Abendessen wollen wir zur „Substanz“ einem echt tollen Biergarten wie wir feststellen dürfen. Man würde im ersten Moment aber glatt an dem Lokal vorbei fahren, denn auf den ersten Blick sieht das Gebäude einfach nur völlig verlottert aus – der Biergarten im Hinterhof ist aber sehr schön eingerichtet. Wir essen einige Baguettes und lassen uns dazu verschiedene Bierspezialitäten schmecken. Yann ist auf dem Weg schon eingeschlafen und wacht auch nicht auf während wir am Essen sind. Da die Vortage alle etwas spät waren, lassen wir ihn auch schlafen. Der Rückweg ist dann nur noch ein Katzensprung mit dem Rad, auch hier probieren wir aber einmal eine alternative Strecke aus. Etwas welliger vom Profil, von daher wird die nicht unser Favorit. Der Fahrradkeller der Jugendherberge ist überfüllt, wir dürfen daher die Räder im Gepäckraum unterstellen – gut dass man die Räder vom Anhänger abnehmen kann, damit passt er dann auch durch die Tür.
Am Sonntag heißt es zeitig aufstehen und packen, im Speisesaal der Jugendherberge ist es beim Frühstück brechend voll – wir bekommen am Anfang noch nicht einmal einen Tisch. Daher schleppe ich erst einmal alles ans Auto – die Räder kann ich noch nicht aufladen so lange wir nicht alles weitere sauber verstaut haben. Nun ist dann auch Platz im Speisesaal und wir können uns dem Frühstück widmen. Bis dann auch die Räder aufgeladen sind, dauert es auch nochmal etwas. So ganz optimal finde ich den Träger dabei nicht, das Aufladen ist gefühlt immer eine ziemliche Fummelei bis alles sauber passt. Aber wenn wir in Zukunft mehr als zwei Räder transportieren werden, steht hier ohnehin eine Neuanschaffung an. Bis dahin wird der Doppelträger reichen.
Zum Abschluss geht es nochmal Baby-Gucken und dann machen wir uns auf den langen Heimweg. Die Fahrerei ist vergleichsweise anstrengend immer wieder haben wir Stau und stockenden Verkehr. Gut dass wir auf der Hälfte der Strecke einen Stopp in Eisenach im Kartoffelhaus eingeplant haben. Wir kommen sogar noch während der Öffnungszeiten an, zwischenzeitlich sah es einmal so aus als ob wir das wohl nicht mehr packen würden. Für einen Besuch der Wartburg reicht es dann zeitlich aber doch nicht mehr, zudem ist es ja richtig warm geworden, was den Anstieg nicht gerade leichter macht. Bis wir daheim sind vergehen noch einige Stunden mit sehr viel Stau ohne ersichtlichen Grund, es ist einfach viel zu viel los.
Fazit: Leipzig werden wir nochmal besuchen müssen um noch einige Punkte zu besichtigen. Der Zoo kommt dabei sicherlich nochmal auf die Liste, da fehlen uns noch einige Ecken und Highlights. Das Konzept mit den mitgeführten Rädern auf dem Träger hat sich für einen Kurzurlaub in einer Stadt recht gut bewährt. Man ist vor Ort mobil, muss sich aber nicht ständig Gedanken um Fahrpläne oder Parkplätze machen. Zudem bekommt man doch einen ganz anderen Blick auf die Stadt und sieht das Eine oder Andere was man mit dem Auto schlichtweg übersehen hätte.