Das Wetter spielt immer noch nicht mit, den Tafelberg müssen wir daher aus dem Programm streichen, denn die Seilbahn fährt nur bei deutlich weniger Wind. Stattdessen nehmen wir uns die Waterfront vor, welche wir bisher nur im Schnelldurchlauf im Rahmen des Friendship-Runs besichtigt haben. Wir schlendern eine Runde durch den Hafen und besichtigen den Uhrenturm sowie die beiden beweglichen Brücken. Das gesamte Gelände ist relativ neu und wurde in den letzten Jahren grundlegend modernisiert. Wo früher eher eine reine Hafenanlage vorhanden war, reiht sich nun gefühlt eine Shoppingmeile an die andere. Dabei ist jedoch eine sehr breite Vielfalt geboten, neben der klassischen Mall mit den ganzen immergleichen Marken gibt es auch eine ganze Reihe ehemaliger Hallen welche lokale Händler und Produzenten beherbergen. Das Angebot ist schlichtweg gigantisch und kaum zu überblicken.
Am Ende der ersten Rundtour gehen wir in das Two Oceans Aquarium, das auch von vielen Reiseführer empfohlen wird. Die Attraktion hat den Vorteil, dass sie vollkommen Wetter unabhängig ist, was angesichts des mittlerweile doch recht nervigen Windes ein echter Vorteil ist. Anfänglich habe ich noch etwas Bedenken, dass es stark überlaufen sein könnte. Im Innern verteilen sich die Menschenmassen und mehrere Schulklassen dann aber doch recht zügig. Die Ausstellungen ins sehr ansprechend und informativ gemacht. Einen Schwerpunkt bildet insbesondere die Problematik des Plastikmülls in den Ozeanen. Zudem geht es auch um den Dauerbrenner in Südafrika: Wasser und Energiesparen. Über viele der Maßnahmen und Vorschläge kann ich nur lächeln, die haben wir in Deutschland bereits seit langem verinnerlicht: Mülltrennung, Wassersparduschen, Wohnungisolation.
Ein Highlight sind die verschiedenen Fütterungen. Die Pinguinfütterung ist toll gemacht, man lernt eine ganze Menge über die Tiere. So etwa wie man die Tiere auseinander halten kann: Jeder Pinguin hat ein eindeutiges Punktemuster auf der Brust. Getoppt wird das Ganze durch die Fütterung der Rochen (Stingrays): Hierzu steigen zwei Taucher ins Becken. Für die Besucher gibt es sogar eine Sprechverbindung mit Erläuterung was denn nun gerade gemacht wird. Ich ärgere mich ein wenig, dass ich nicht mein Iq-T-Shirt mit dem Motto „Dive now, work later“ angezogen habe. Es liegt bereits wieder im Koffer für die Heimreise. Während die meisten Besucher sich auf Winken beschränken kann ich den Taucher natürlich sogar entsprechend abfragen. Es gäbe auch die Möglichkeit mit ins Becken zu steigen, meine Tauchzertifikate habe ich allerdings nicht mit in den Urlaub genommen. Zudem ist es ja schon eine ganze Weile her, dass ich tauchen war. Angesichts der vielen beschrieben Tauchplätze kommt das allerdings auf die Liste für den nächsten Urlaub in der Region. Es gibt einige spannende Wracks und natürlich jede Menge tolle Kelp-Wälder (vergleichbar mit denen in Schottland, allerdings soll das Wasser hier etwas wärmer sein).
Für die Kinder gibt es danach noch die Möglichkeit sich auf dem internen Spielplatz auszutoben. Wir sind gerade rechtzeitig zum Puppentheater was trotz Sprachbarriere international verständlich ist. Es ist einfach gut gemacht.
Es zieht uns wieder nach draußen, was aber kein Problem ist: Die Tickets sind den gesamten Tag gültig, man kann also auch nochmals später wiederkommen wenn man möchte. Während Yann im Kinderwagen eingeschlafen ist, machen wir einen Abstecher im Food-Court. Dort verkosten wir dann auch noch die Spezialität der südafrikanischen Fleischbällchen – kräftig gewürzt aber sehr lecker.
Marion bricht danach noch zu einer Shopping-Tour bei den Kleinkunsthändlern auf, während ich mit Yann im Kinderwagen und Glen im Schlepptau an den großen Außenspielplatz gehe. Es ist allerdings immer noch sehr windig und damit natürlich auch recht frisch. Nachdem Yann aufgewacht ist ziehen wir uns ins Innere der Victory & Albert Mall zurück, dort ist es dann nicht mehr so ungemütlich. Einen ganz wichtigen Vorteil hat die Mall zudem: Es gibt noch einen Supermarkt in dem wir noch etwas zum Abendessen einkaufen. Zudem haben wir im Untergeschoss unser Auto recht günstig und sicher parken können.
Am folgenden Tag ist auch schon der Tag der Abreise angebrochen, wir haben soweit als möglich schon am Vorabend alles gepackt – dennoch müssen noch ein wenig Gepäck-Tetris spielen bis wir die optimale Verteilung hinsichtlich Gewicht und Volumen gefunden haben. Wichtig für kommende internationale Flugreisen: Etwas mehr Luft auf der Hinreise lassen, damit insbesondere Weinkäufe leichter ins gewichtsbeschränkte Gepäck passen. Zum Abschluss essen wir nochmal ein Frühstück in Charles Café in welchem auch die Rezeption für das Apartment untergebracht ist. Sehr lecker, ein letztes Mal ein umfangreiches Frühstück für vergleichweise wenig Geld.
Da noch etwas Zeit ist, holen wir noch einen Punkt nach, den wir am Vortag ausgelassen haben: Im Hafen gibt es noch ein Riesenrad, so können wir ein letztes Mal den Überblick über Kapstadt und den Tafelberg genießen. Die Fahrt zum Flughafen ist dann nur noch eine Sache von rund einer halben Stunde. Wir geben unseren Mietwagen zurück der uns fast 2.500 km sicher begleitet hat. Im Terminal geben wir das Gepäck ab – ich muss zum ersten Mal meinen Tauchrucksack am Sperrgepäckschalter abgeben, das hatte bisher immer so geklappt. Ist aber auch kein Hexenwerk. Beim Essen auf der Aussichtsterrasse verweilen wir uns fast ein wenig zu lang. Es wird dann etwas hektisch bis wir durch die Sicherheitskontrolle und am Gate sind. Mit den letzten Passagieren gehen wir an Bord.
Umsteigen in Johannesburg ist diesmal etwas leichter – wir müssen nicht wie bei der Einreise unsere Koffer nochmals einchecken. Dennoch haben wir einige Meter und nochmals eine Sicherheits- und Passkontrolle beim Übergang vom nationalen in den internationalen Bereich zu durchlaufen. Der Rückflug startet dann auch recht bald. Zwischenzeitlich wird es nochmals spannend – es gibt einen medizinischen Notfall an Bord, meine Kenntnisse als Ersthelfer werden allerdings nicht benötigt. Ich überlege derweil wo wir uns gerade befinden, das Informationssystem hat einige Hänger und muss mehrmals neu gebootet werden. Jetzt weiß ich auch, dass hinter den Kulissen ein Linux werkelt. Eine zusätzliche ungeplante Landung bleibt uns dann aber doch erspart. Ich schlafe diesmal nicht ganz so gut wie auf dem Hinflug, trotz der wieder genutzten Bulkhead-Seats mit zusätzlicher Beinfreiheit. In Frankfurt dürfen wir dann noch eine Ehrenrunde drehen, da es auf der Landebahn gerade etwas eng wurde zum Vordermann.
Einreise und Gepäckabholung sind dann reine Formsache, auch wenn wir feststellen, dass ein Koffer die Reise nicht ohne Schäden überstanden hat: Es fehlt das Schloss sowie die Griffe an den Reißverschlüssen, das werden wir mit South African Airlines noch klären müssen, wie es dazu kommen konnte. Es fehlt nichts, allerdings wurde der Koffer offensichtlich durchsucht. Die Weinflaschen haben den Transport schadlos überstanden. Mit dem ganzen Gepäck schleifen wir uns an den Bahnhof, mit dem ICE sind wir dann innerhalb einer halben Stunde in Mannheim. Da die Regionalbahn gerade weg ist, nehmen wir den Bus ab Mannheim Hbf, der setzt uns dann auch fast vor der Haustüre ab.
Fazit der Reise: Südafrika ist definitiv ein sehr schönes Reiseziel, und bietet noch viel mehr als wir mit unserer ersten Tour nun sehen konnten. Wir haben eine Reihe von Punkten die wir uns zu einem späteren Zeitpunkt einmal anschauen wollen. Dazu gehören vor allen Dingen die Punkte welche sich nur schwer mit Kindern sinnvoll besuchen lassen: Museen die auch die Geschichte des Landes in all ihren Facetten betreffen genauso wie bestimmte Nationalparks welche nur für ältere Kinder geeignet sind. Für mich steht natürlich weiterhin der Ultra-Marathon in seiner originären Variante über Chapmans Peak anstelle Ou Kaapse Weg auf der Liste. Mit Sicherheit werden wir nicht gleich nächstes Jahr wieder kommen, die Welt bietet auch noch andere reizvolle Ziele die nicht alle so weit entfernt liegen. Immerhin ist es ja auch eine Sache des Geldes und des Umweltschutzes.