Kaum hatte ich die Probefahrt für 24h mit dem Nissan Leaf hinter mir, hat sich auch endlich Renault bezüglich dem Angebot der 24h-Probefahrt zurück gemeldet und einen Termin vereinbart. So kann ich innerhalb kürzester Zeit direkt zwei potentielle Elektrofahrzeuge auf Alltagstauglichkeit prüfen. Der Händler liegt diesmal sogar etwas weiter weg, ich muss bis St-Leon-Rot fahren und vor allem von dort bis an den Arbeitsplatz. Da ich vorab nicht genau weiß welches Modell ich probefahren darf, stelle ich mich schon mal auf eine Zitterpartie ein was die Reichweite betrifft. Völlig unbegründet wie ich schon im Autohaus feststellen darf: während ich noch auf den Verkäufer warte schaue ich mir einen Zoe im Austellungsraum an und der verspricht bei knapp 50% Akku-Ladung schon einmal um die 150km, der Weg zur Arbeit und bis nach Hause sollte also machbar sein.
Die Einweisung fällt diesmal recht kurz aus, im Vergleich zum Leaf ist die Ausstattung aber auch deutlich übersichtlicher. Von daher kommt es dem möglichen Anwendungszweck als Zweitfahrzeug etwas entgegen. Es fehlen Spielereien wie etwa des One-Pedal-Driving mit dem sich das Auto in einem Modus wie ein Auto-Scooter versetzen lässt. Stattdessen gibt es nur den Standard-Automatik-Betrieb, wie man ihn auch in Verbrennern kennt. Ebenso gibt es kein autonomes Fahren mit Spurhalte-Assistent und rundum-Überwachung.
Das Fahrzeug ist als klassischer Kleinwagen konzipiert und daher auch ein Stück handlicher als der Leaf. Das fällt mir bereits auf den ersten Kilometern auf. Auch der Blick auf die Rückbank bestätigt den Eindruck, hier ist es deutlich beengter als im Leaf. Dennoch ist genügend Platz für mindestens zwei Kindersitze, Iso-Fix ist selbstverständlich an Bord. Ein wenig unglücklich ist der Eco-Modus, zumindest für deutsche Landstraßen, mit diesem Energiesparmodus steigert sich zwar die Reichweite aber wie ich feststellen muss ist auch bei 95km/h Schluss. Somit gerade nicht tauglich um im Verkehr auf den Landstraßen mitzuschwimmen. Daher: Eco-Modus aus für derartige Strecken. Damit entfällt auch der Gegendruck am Gaspedal. Das kurze Stück Autobahn ohne Eco-Modus zehrt dann ordentlich am Akku, aber die Reichweite ist immer noch mehr als ausreichend – zum Start waren etwas mehr als 200km laut Bordcomputer möglich.
Das Navi und Radio sind ausreichend, allerdings ist mir unverständlich, dass bei einem derartig aktuellen Fahrzeug kein DAB+ mit an Bord ist. Auch die Anzeige des Radio-Textes geht immer nur kurzfristig. Nicht unbedingt das was man erwartet. Immerhin ist das System angenehm flüssig in der Bedienung. Zudem gibt es einen Tourenbericht nach jeder Fahrt in dem man angezeigt bekommt wie gut man die Möglichkeiten zum Energiesparen genutzt hat. Ein nettes Detail ist der umschaltbare Monitor im Cockpit der je nach Auswahl unterschiedlich animiert wird. Hier macht sich das frei gestaltbare TFT-Display deutlich bemerkbar.
Zum Laden komme ich im Laufe des Abends nicht mehr, aber auch Marions Ausfahrt nach Mannheim und zurück lässt die Reichweite nicht so weit absinken, dass ich Bedenken haben müsste das Fahrzeug nicht zum Händler zurück bewegt zu bekommen. Da ich am nächsten Tag vor der Öffnung des Autohauses noch etwas Zeit habe, versuche ich noch verschiedene Ladeoptionen. Die Ladesäule bei Kaufland in Schwetzingen ist bereits durch einen anderen Zoe belegt und es gibt leider nur einen Typ-2-Stecker. Hier kann der Leaf mit den zwei Steckern die Situation entschärfen helfen – man nimmt einfach den Stecker der gerade passt. Adapter gibt es sicherlich auch, aber die sind beim Zoe nicht an Bord. Bei ALDI bin ich vor den Öffnungszeiten, somit ist die Säule nicht nutzbar. Nach den positiven Erfahrungen bei IKEA steuere ich die Niederlassung in Walldorf an der Strecke an. Auch dort bin ich vor den Öffnungszeiten, die Säule ist aber scheinbar betriebsbereit, zumindest zeigt sie nichts gegenteiliges an. Laden funktioniert dennoch nicht – laut Säule ein Kommunikationsproblem mit dem Fahrzeug. Im Fahrzeug heißt es nur: Fahrzeugsteckdose prüfen. Auch die zweite Säule ist nicht zur Kooperation zu bewegen. Weitere Versuche gibt es an der Strecke nicht, eine Option wäre noch ein Autohaus mit Kreditkartenzahlung gewesen, aber selbst als ich beim Händler auf den Hof rolle sind noch mehr als 80km Restreichweite verfügbar. Dort klappt das Laden dann auch ohne Probleme: Einstecken und lädt. Was mir auffällt sind die Geräusche der Ladeelektronik, diese sirrt doch recht laut.
Auf den ersten Blick ist der Zoe günstiger als der Leaf, allerdings nur mit der kleinen Batterieausführung. Für unseren kleinen Diesel bekämen wir noch eine Eintauschprämie von 2000 EUR. Wenn man die größere Batterie und ein wenig Ausstattung zusätzlich auswählt wird das Fahrzeug leider recht schnell teurer und liegt fast gleichauf mit dem Nissan Leaf. Angesichts dessen, dass er eine Nummer kleiner ist und weniger Ausstattung bietet ist mir das nicht ganz verständlich. Zumal selbst mit der großen Batterie die Reichweite nicht an den Leaf heran kommt. Das finde ich schon ein wenig enttäuschend, allerdings muss ich auch sagen, dass ich eigentlich kein Freund von Neuwagen bin. Die erste Generation Zoes bekommt man mittlerweile schon für um die 10.000 EUR. Ebenfalls muss man in Betracht ziehen, dass man bei Renault die Batterie für mindestens 60 EUR pro Monat mieten muss. Das macht das Angebot in Sachen Gesamtkosten nicht gerade attraktiver.