Diesmal fasse ich gleich drei Tage zusammen, vor allem weil es recht wenig zu berichten gibt. Den Donnerstag beginnen wir mit den abschließenden Reinigungsarbeiten und dem Packen des Autos. Schritt für Schritt leeren sich die Zimmer, recht bald ist das Obergeschoss fertig und wenig später auch das Erdgeschoss. Glen quengelt ein wenig, aber insgesamt kommen wir zügig mit allem durch. Zum Abschluss starten wir noch einmal die Spülmaschine mit dem letzten Abwasch des Urlaubs. Da die Maschine noch eine halbe Stunde braucht, spazieren wir noch zum Bäcker und decken uns mit Brot für die Fahrt ein. Kurz nach Mittag kommen wir dann endlich los, wobei wir noch einige „letzte“ Stopps vor uns haben: Am Supermarkt holen wir noch Belag fürs Brot sowie einen Vorrat Galettes und Köstlichkeiten der Bretagne. Auf dem Parkplatz werde ich noch zu unseren Anhänger befragt, es gäbe glatt einen Kaufinteressenten – ich muss wohl mal Beschriftungen besorgen „nicht zu verkaufen“ (womöglich in mehreren Sprachen).
Da wir noch nichts zu Mittag gegessen haben, fahren wir nicht über die Schnellstraße nach Quimper sondern über die Nebenstraßen in Richtung Concarneau und halten auf einem Rastplatz mit Aussichtspunkt an. Eigentlich ganz gut gemeint, aber in der Folge quäle ich mich noch fast 40 Minuten über diverse „Routes départementales“ bzw. „Routes communales“ bis wir endlich auf der „Route nationale“ sind, die als Schnellstraße ausgebaut ist. Ich habe zwar allerhand Abwechslung und am Lenkrad gut zu tun, aber für den Spritverbrauch sind die ganzen Kreisverkehre, Geschwindigkeitsbeschränkungen und Anstiege nicht gerade optimal. Dafür wird es auf der Schnellstraße sehr schnell eintönig: Tempomat auf 90 km/h einstellen, danach nur noch schauen dass man der Straße folgt. Schon praktisch dieses Feature. Bei Lorient hänge ich mich dann sogar noch hinter einen LKW, im Windschatten sinkt der Spritverbrauch nochmals ein wenig. Irgendwo nach Josselin und vor Rennes machen wir noch einen Pinkel-, Wickel- und Versorgungsstopp.
Die Verkehrsmeldungen für Rennes verheißen nichts Gutes – das Navi warnt uns rechtzeitig vor und bereits im Industriegebiet nach der Landstraße stockt der Verkehr immer wieder. Ich bin etwas hin- und hergerissen, aber nachdem die vorgeschlagene Route des Navis uns direkt durch die Stadt führt schwenke ich angesichts des scheinbar zähflüssigen Verkehrs auf der Südumfahrung auf selbige ein – bereits wenige hundert Meter nach der Auffahrt ist dann aber Schluss mit lustig – es steht komplett. Kurzerhand folge ich nun doch dem Vorschlag unseres Navis und fahre gleich die nächste Abfahrt wieder runter. Im Stadtverkehr fliest es immerhin stückweise, die Ampeln sind aber definitiv nicht aufeinander abgestimmt. Es kommt zu einigen spannenden Begenungen – unter anderem schwenkt ein Gelenkbus auf die Straße ein. Ich finde es schon mit Anhänger anstregend zu fahren, mit einem deratig großen Gefährt möchte ich mir das fast gar nicht vorstellen. Aber der Fahrer bleibt locker, er kennt die Strecke wohl zu gut.
Ganz im Gegensatz zu unserem Navi, das will uns den Boulevard Voltaire entlang und auf die Rue de Redon führen. Dumm nur, dass man genau auf dieser Achse endlich etwas gegen den Stau tut: Derzeit wird fleißig an der zweiten Metro-Linie gebaut. Im ersten Anlauf versuche ich mich daran, die Blockade durch Abbiegen nach links zu umfahren. Leider will das in dem dichten Verkehr und der bescheidenen Ampelschaltung überhaupt nicht klappen. Nach fünf Ampelphasen habe ich die Schnauze voll und steure nach rechts um – etwas knapp mit dem Gespann aber mit ein wenig Korrektur im Rückwärtsgang geht es dann doch endlich weiter, oder eben auch nicht: Es stockt sich voran. Von „Rennen“ kommt der Name der Stadt sicherlich nicht (der Marathon würde am 18.10.2018 stattfinden, vermutlich ist man dann laufend schneller unterwegs als mit dem Auto ..). Passend dazu hat jemand das Ortschilds des kommenden Vororts umgestaltet: „St Jacques de la (g)lande“ – übersetzt ungefähr „Sankt Jakob der Träumer/Trödler“. Immerhin wird der Verkehr wieder etwas flüssiger und das Navi weißt uns nun zielsicher den Weg wieder in Richtung Schnellstraße. Bis zur geplanten Zwischenstation in Laval sind es nun auch nur noch um die 70km. Auf der Schnellstraße gibt es noch ein paar kleinere Behinderungen, aber ich fahre nicht mehr ab. Zumal einer der größten Staus nur durch Schaulustige erzeugt wird – auf der anderen Seite hat es einen größeren Unfall mit acht Fahrzeugen gegeben.
Bei Vitré beginnt die Autobahn und damit auch die Mautpflicht, da es nur eine Abfahrt wäre und wir ohnehin Ausschau nach einer Möglichkeit zum Essen halten wollen nehmen wir die kostenfreie Alternative über die Route Nationale. Die führt recht gut ausgebaut nach Laval. Zudem gibt es noch einige Schwertransporte mit ganzen Holzhäusern zu bestaunen. Ein echtes Highlight für den Nachwuchs. Ich bewundere die Fahrer, die sich mit derartigen Fahrzeugen durch die Kreisverkehre kämpfen, derer gibt es wieder eine ganze Menge. Auf der Umgehung gelangen wir dann recht flott an unser Ziel, ein einfaches Hotel im Vorort Changé. Parkplätze für Fahrzeug plus Anhänger gibt es nicht, also kurzerhand abhängen, aber wir wollen ja ohnehin noch Essen fahren. Nach dem Check-In entscheiden wir uns kurzerhand für „la Boucherie“ direkt im Zentrum. Da wir schon reichlich spät sind, kosten noch nicht einmal die Parkplätze etwas. Zudem bekommen wir zumindest einen kleinen Eindruck der Stadt, vielleicht planen wir bei einem weiteren Besuch hier einen längeren Stopp ein. Das Restaurant ist ein absoluter Volltreffer, anfänglich ist wenig los, später fällt eine größere Gruppe ein und bringt das Personal etwas in Schwitzen. Vorbildlich: Man ist auf Kinder und Familien eingestellt – Kinderstühle in verschiedenen Größen, Malsachen für die Wartezeit und spezielle Kindermenüs. Auch die Menüs für die Erwachsenen können sich sehen lassen, für etwas über 20 EUR inkl. Getränke kann man in Frankreich echt nichts sagen, das Viertel Rotwein ist auch nicht zu verachten.
Der Freitag ist vor allem durch eines geprägt: Autobahnkilometer fressen bis sie einem zu den Ohren bald wieder heraus kommen. Den Tag beginnen wir mit der Suche nach einer Tankstelle – günstig ist etwas anderes, obwohl wir schon eine der Supermarkttankstellen ansteuern: 1,50 EUR/l Diesel. Immerhin müssen wir nicht volltanken, es soll ja nur bis Cumières in der Champagne reichen. Die Preise an der Autobahn sind dann um so gesalzener – teilweise mehr als 1,70 EUR/l für Diesel, die Preise für Benzin überschreiten teilweise die Zwei-Euro-Schwelle. Etwas anstrengend bis frustrierend wird die Passage rund um Paris, dort ist gefühlt die Hölle los, obwohl wir noch vor der Rushhour unterwegs sind. Stellenweise ist immer wieder Stehen angesagt. Die Motorradfahrer sind dabei echt skrupellos – durch jede noch so enge Lücke wird sich zwischen den Fahrzeugen durchgeschlängelt. Teilweise habe ich etwas Angst um unser Fahrzeug, denn vorausschauend oder rücksichtsvoll sind bei weitem nicht alle Fahrer. Teilweise hilft dann eben doch die Hupe und ein klares Statement: „hier fahre ich, und wenn du nicht blinkst dann kommst du auch nicht rüber“. Ich bin echt erleichtert als wir die Stadt langsam hinter uns lassen. Wenn Paris besichtigen, dann nicht mit dem Auto sondern mit dem Zug (allenfalls kann ich mir noch vorstellen weit außerhalb zu parken und dann mit dem ÖPNV ins Zentrum zu fahren). Immerhin, der Nachwuchs schläft die meiste Zeit der Umfahrung, so dass ich mich recht gut konzentrieren kann.
Noch eine letzte Rast nach dem Trubel um Paris, dann nehme ich die letzte Etappe für den Tag in Angriff. Da ich nicht wieder bei Dormans über die steile Landstraße am Denkmal von Papst Urban II vorbei möchte, fahre ich bereits in Château-Thierry ab. Nicht unbedingt eine bessere Entscheidung, denn bis man an der vergleichsweise gut ausgebauten D1003 ist, muss man durch die Stadt durch. Als es über die erste Brücke auf die Insel in der Marne geht, staut es mal wieder. Kurzerhand biege ich nicht rechts ab, sondern nach links, dort staut es nicht. Das Navi lotzt mich dann zielsicher durch einige sehr kleine Straßen – die Blicke einiger entgegen kommender Fahrer in den Kurven sind unbezahlbar. Die rechnen zwar mit Gegenverkehr, aber nicht das hinter dem Auto nochmal ein Anhänger mit ungefähr gleicher Länge kommt. Bis Cumières zieht sich die Strecke dann doch noch ganz ordentlich hin. Ich denke beim nächsten Mal fahre ich der LKW-Beschilderung rund um Dormans nach, diese dürfte die malerische Schleife um die Papst-Statue auslassen. Die kann man aus der Ferne recht gut erkennen.
In Cumières selbst ist dann großes Familientreffen angesagt, Marions Mutter ist ebenfalls angereist, um ihre Mutter zu besuchen. Zudem ist Nathalie zu Besuch, sie wohnt normalerweise in Großbritannien. Wir essen gemeinsam und es gibt reichlich Wein in verschiedenster Form, vom Champagner über diverse Rotweine bis hin zu einer Art weißem Portwein zu den Früchten. Es wird reichlich spät bis wir ins Bett fallen.
Samstags machen wir noch den Besuch bei Marions Oma. Im Garten steht der Kirchbaum voll behangen mit Früchten, es findet sich nur aktuell keiner, der die alle ernten könnte. Kurzerhand machen wir uns ans Werk – am Ende haben wir ungefähr drei Kilo Süßkirchen beisammen, die mit uns die Heinreise antreten. Vor der Abfahrt machen wir noch ein Bild mit vier Generationen, fast ein Jahrhundert ist auf dem Bild vereint.
Der Rest der Heimfahrt wird dann einfach nur noch anstrengend bzw. eintönig – bis an die Autobahn habe ich noch Abwechslung, danach geht es fast durchgängig mit 90 km/h immer gen Osten. Einige kurze Unterbrechungen haben wir natürlich. Auf der deutschen Autobahn wird dann alles etwas hektischer bzw. schneller – nur wir nicht. Anstelle 90 km/h in Frankreich heißt es nunmehr 80 km/h für uns bis kurz vor Schwetzingen. Der Nachwuchs auf der Rücksitzbank wird dabei langsam unleidlich – kein Wunder, immerhin sind wir schon fast wieder sechs Stunden unterwegs. Noch kann sich der Nachwuchs aber nicht so recht beschäftigen während der Fahrt, ich habe die Hoffnung, dass es bei den kommenden Urlauben etwas besser oder zumindest anders wird.
Es ist bereits Zeit zum Abendessen als wir daheim ankommen, ich nutze aber dennoch das verbleibende Tageslicht um zumindest das Gröbste wieder ordentlich verräumt zu haben. Irgendwie sind das wohl die Langzeitfolgen aus der THW-Zeit: Nach der Rückkehr aus dem Zeltlager war auch immer noch Aufräumen und Co angesagt. Immerhin: Ich habe dabei reichlich Bewegung und nach anfänglicher Unlust komme ich irgendwann richtig gut ins Rollen – innerhalb einer Stunde ist alles vom Anhänger abgeladen, der Anhänger wieder in der Garage und alles wieder an seinem ursprünglichen Platz.
Fazit: Insgesamt ein schöner Urlaub, die Erfahrungen mit dem Anhänger sind größtenteils positiv. Die langsamere Reisegeschwindigkeit muss man eben in Kauf nehmen wenn man entsprechend umfangreiches Gepäck hat. Für einen Kurzurlaub lohnt sich das defintiv nicht. In die Bretagne werden wir wohl nochmal reisen, es stellt sich nur die Frage wann. In diesem Sinne „À l’aise Breizh“.