Tageskilometer: 63km Gesamt: 330km
Die erste Woche ist geschafft und wir sind guter Dinge, die schwersten Etappen hinter uns gelassen zu haben – nun geht es ja die deutlich flachere Oberrheinebene entlang. Wir lassen uns daher beim Frühstück ein wenig Zeit.
Anhand der Karte entscheiden wir uns, den Weg auf der deutschen Seite zu nehmen – dieser führt deutlich näher am Rhein entlang als die Route in Frankreich. So starten wir über die Dreiländerbrücke über die wir gestern schon gekommen sind. In Weil am Rhein fehlt einmal kurz ein Schild aber wir finden dank Karte dann doch den richtigen Weg. Kurz darauf schwenken wir auf den Rheindamm ein.
Ab nun wird die Strecke insgesamt eintönig bis langweilig – es geht fast immer nur gerade aus durch die Auenwälder. Immer mal wieder ein Schlenker um die neu angelegten Polderflächen für den Fall eines Hochwassers. Teilweise fahren wir im noch engen Rheintal direkt neben der Autobahn – die Strecke bin ich auch schon öfter gefahren.
Nach rund 20km machen wir einen Halt und überlegen zuerst in die Therme in Bad Bellingen zu radeln. Es ist ja nicht weit, dort angekommen müssen wir feststellen: Das ist ein Kurbad mit Wellness und Co, sicherlich nicht schlecht aber definitiv nichts für eine Familie mit kleinem Kind. Immerhin ist nebenan ein Supermarkt – wir decken uns also mit dem Bedarf für den Tag ein.
Auch der nächste Versuch scheint zu misslingen, wir finden das gesuchte Schwimmbad nicht, obwohl es direkt neben dem Rhein liegen soll. So wie es aussieht gehört die Bademöglichkeit zum örtlichen FKK-Campingplatz. Also auch wieder nicht gerade das was wir suchen. Ein Blick in Openstreetmap zeigt uns, dass es nur knapp einen Kilometer entfernt ein Thermalfreibad hat. Je näher wir dem Bad kommen, um so mehr beschleicht mich das Gefühl, das Bad zu kennen. Als wir davor stehen bin ich mir dann sicher: Ich kenne es und zwar vom Landesjugendlager der THW-Jugend, dass 2007 in Neuenburg stattfand. Es hat sich nicht viel verändert, es ist ein kleines Bad, vergleichsweise gut in Schuss und kostengünstig. Für den Nachwuchs gibt es ein Planschbecken und ich schwimme einige Bahnen zur Erfrischung.
Nach einem etwas verspäteten Mittagessen brechen wir dann auf, geschätzt liegen noch etwa 20km vor uns. Nach rund 8km kommen wir tatsächlich an der Rheinwiese vorbei auf der damals das Jugendlager stattfand. Hier hat sich einiges verändert. Es wurde ein Naturlehrpfad eingerichtet, der Weg auf dem Deich um einige Meter weiter landeinwärts verlegt. Ein Lager wäre immer noch problemlos machbar.
Es folgt wieder eine recht lange Strecke auf dem Damm, es geht fast nur gerade aus, gelegentlich ein Hügel. Diese finde ich mit zunehmender Strecke recht lästig, denn mit dem Anhänger kosten die immer richtig viel Kraft. Bis auf die größere Abzweigung nach Griesheim ändert sich für die nächsten Kilometer nichts an der Strecke. Beim Blick auf den Tacho werde ich langsam skeptisch, aber da taucht endlich die Brücke nach Fessenheim auf.
Es geht über die Rheininsel und dann über die Brücke an der Schleuse. Dort ist ein kurzer Hinweis auf das Wasserkraftwerk aufgestellt. Über das naheliegende Atomkraftwerk wird kein Wort verloren. Mit ein wenig Glück erblicke ich die beiden Reaktorgebäude ganz kurz durch eine Baumlücke. Wenn man es nicht weiß wird man sie wohl für Silos halten.
Nun folgt ein recht langes Stück auf der französischen Landstraße bis nach Geiswasser, die Strecke zieht sich wie Kaugummi. Wir überschreiten den Wert für die bisher längste Etappe. Am Ende stehen 63km für den Tag auf dem Tacho – unsere Königsetappe war also erst heute … irgendwo haben wir uns wohl vermessen.
Eigentlich hatten wir vor in Geiswasser noch etwas zu Abend zu Essen, aber der Ort hat noch nicht mal einen Bäcker, geschweige denn eine Gastätte. Gut, dass wir noch Reis, Bohnen und Fertigsauce dabei haben. Nochmal losfahren wollen wir nach der Etappe einfach nicht mehr.