Nachdem ich dieses Jahr ja schon in Molsheim beim Marathon du Vignoble d’Alsace teilgenommen habe, ist mir natürlich auch der Marathon in Strasbourg und Kehl ins Auge gefallen, zudem gab es gleich zwei Berichte von Team Bittel – einen von Andrea und einen von Bernadette – das las sich alles recht gut. Noch dazu wenn man es mit einem Versuch bei Oma für den Nachwuchs kombinieren kann. Den Marathon gibt es noch nicht all zu lange, von daher ist auch die Teilnehmerzahl insgesamt überschaubar, noch dazu findet am gleichen Tag der Marathon in Frankfurt statt, was für viele der Abschluss der Laufsaison ist. Aber ich scheue ja doch ein wenig diese Mega-Veranstaltungen – wenn es schon mehr als 10 Minuten dauert bis man nach dem Startschuss über die Startlinie kann, dann weiß man dass man bei einer ganz großen, professionellen Veranstaltung dabei ist – wo wirklich auf alles und jedes geachtet wird. Für Bestzeiten sicherlich nicht verkehrt, aber ein wenig Flair drum herum darf es dann doch schon sein. Continue reading
Monthly Archives: Oktober 2015
Stadtlauf und Kurzurlaub in Nürnberg
Es ist wieder Anfang Oktober, also höchste Zeit für mich wieder einmal nach Nürnberg zu reisen – denn immerhin habe ich jetzt schon 6 Jahre in Folge am Stadtlauf teilgenommen – jeder Jahr seit ich begonnen habe aktiv zu Laufen.
Zudem verbindet mich ob meiner zwei Praxissemester in Nürnberg doch auch noch einiges mehr mit der Stadt. Seit der Nachwuchs auf der Welt ist hat es nicht meht geklappt, in der fränkischen Metropole vorbei zu schauen – ganz im Gegensatz zu früher, wo ich im Laufe eines Jahres doch immer mal wieder in der Region und dann natürlich auch in der Stadt war.
Was liegt also näher, als nach knapp einem Jahr einen Kurzurlaub mit Familie und Stadtlauf zu machen. Definitiv eine neue Epoche für mich, denn vieles was bisher einfach so möglich war muss man mit einem Kleinkind doch etwas mehr planen. Das fängt schon beim Auto packen an – so voll war der Kleinwagen sonst nur zu Beginn der Praxissemester. Und in meinen Gedanken war die Fahrt früher auch schneller und entpsannter zu bewerkstelligen – momentan sind irgendwie ständig Baustellen und altersbedingte Geschwindigkeitsbegrenzungen. Früher fand ich die Strecke recht locker zu fahren, diesmal ist es einfach nur noch lästig.
Als Hotel haben wir nach den guten Erfahrungen vor zwei Jahren wieder das Five Reasons ausgewählt, das ist eine Mischung aus Hotel und Hostel – preislich echt super, zumal es bis zum Start/Zielbereich noch nicht einmal 300m sind. Einziger Nachteil sind die fehlenden Parkplätze in der Nähe – denn das Hotel richtet sich bewusst an die etwas jüngere Generation aus aller Welt – die reisen meist nicht mit dem Mitwagen an, sondern mit Flugzeug, Bus oder Bahn – alle Verkehrsträger sind recht gut an das Hotel angebunden, die U-Bahn liegt noch nicht einmal drei Gehminuten entfernt. Das Auto stellen wir daher nach dem Ausladen im P+R Parkhaus Herrnhütte ab – ähnlich wie ich das auch immer während meiner sonstigen Besuche gemacht habe. Mit einem Mehrtagesticket sind wir dann sehr günstig und flexibel unterwegs.
Den Donnerstag Abend nutze ich um einer altbekannten Location vorbei zu schauen – beim Gasthof „grüne Au – zum Brezn Wirt“ – dort habe ich einige Abende mit der Laufgruppe „Helgas Lauffreunde“ verbracht. Inklusive spannender Heimfahrten durch den Nürnberg Wald und um den Brunner Berg – Wildschweinrotten bei Nacht inklusive. Als Spezialität gibt es noch immer allerhand leckeres vom Buchengrill – ich esse wie fast immer die Spareribs.
Den Freitag beginnen wir gemütlich – mit eine Kaffee bei Black Bean, direkt neben dem Sportscheck – nach dem Frühstück kann ich dann auch gleich meine Startunterlagen abholen – da ich es diesmal vorab machen kann, habe ich sogar die Auswahl bei den T-Shirts, als Abwechslung nehme ich diesmal ein Singlet – auch weil die Temperaturprognose erwarten lässt, dass man nochmal ganz kurz laufen kann.
Bei einem kurzen Bummel durch die Stadt bleiben wir natürlich am Laden für Kinder und Jungebliebene (auch Lego Store genannt) hängen – sowohl der Nachwuchs als auch der Papa kommen nicht mehr aus dem Staunen heraus – und für beide gibt es zumindest noch eine Kleinigkeit.
Den Nachmittag verbringen wir im Tiergarten bei schönstem Wetter – zu meiner Praktikumszeit hatte ich es nie geschafft dort vorbei zu schauen, dabei ist ein Besuch sehr lohnenswert. Auch der Sohnemann ist von den verschiedenen Tieren sehr angetan. Während einer ausgiebigen Mittagspause mit Picknick beschließen wir, den geplanten Start der Lebkuchen-Saison ausfallen zu lassen. Traditionell mache ich zum Stadtlauf noch einen Abstecher zum Fabrikverkauf von Pfann. Während des zweiten Praxis-Semesters war ich dort ja schon Stammkunde. Wir werden daher wohl diesmal online bestellen und liefern lassen – es sei denn wir kommen in der Vorweihnachtszeit nochmal nach Nürnberg – noch wissen wir das nicht.
Samstag ist dann endlich der Lauf für mich – bereits beim 10km Lauf treffe ich mich mit einem alten Bekannten – Erwin Bittel (Lionheart) läuft auf wieder mit – wie immer als Besenläufer. Wir unterhalten uns kurz und machen noch einige Fotos. Bevor es für mich losgeht steht nochmal Fütterung der Raubtiere auf dem Programm – wie so häufig will es nicht so ganz flüssig klappen mit dem Füttern aus dem Gläschen. Es wird also ein klein wenig hektisch an den Start, aber es ist ja nicht weit bis an die Startlinie.
Kurz vor dem Start gebe ich Marion noch meine Jacke – auch wenn es im ersten Moment etwas frisch ist, mit dem Singlet, so ist mir doch klar: Mit Jacke wäre es zu warm. Wenige Minuten später fällt dann auch endlich der Startschuss – ich habe mich mal wieder viel zu weit hinten eingereiht wie ich feststellen muss: Der Pacemaker für 1:45 ist noch deutlich vor mir – und auch wenn ich weniger Zeit zum Trainieren hatte, viel langsamer als diese Zeit will ich eigentlich nicht laufen.
Daher starte ich auf den ersten Kilometern eine recht rasante Aufholjagd. Kurz nach Kilometer 1 hole ich einen andersfarbigen Läufer ein, der nicht wie alle anderen in orange läuft, sondern ein Trikot aus Biel trägt. Das habe ich auch im Koffer dabei, falls es mir noch zu einer Einheit auf meiner alten Laufstrecke gereicht hätte – allerdings nicht von diesem Jahr sondern von 2014. Wir unterhalten uns ein paar Takte, bevor ich mich seitlich rechts halte um am Prinzregenten-Ufer nach Marion mit der Kamera Ausschau zu halten. Leider hat es ihr wohl doch zeitlich nicht mehr ganz gereicht. Aber egal – denn ein anderes Ziel habe ich jetzt auch erreicht: Der 1:45 Pacer liegt hinter mir – und das Feld wird langsam lichter.
Die Strecke führt nun immer schön am Wöhrder See bzw. der Pegnitz entlang – kurz nach dem dritten Kilometer gibt es eine Versorgung vor dem Altenheim. Ich greife flugs bei Iso und Wasser zu, ohne das Tempo zu drosseln – zwischenzeitlich hatte ich schon gedacht auf der anderen Seite des Sees die Spitzengruppe gesehen zu haben, aber das wäre dann doch ein wenig verwunderlich. Es kommt die erste Steigung des Laufs, die Brücke über die Pegnitz in Richtung Business-Tower – ich lasse nicht locker und ich merke, dass die vielen Trainingseinheiten mit PULT und Scheinbuckeln(tm) Wirkung zeigen – ich werde fast nicht langsamer und noch dazu kann ich wie bisher Läufer einholen. Aber ich bin auch froh, dass es nun gleich wieder abwärts und in Richtung Innenstadt geht – die 180°-Kehre in der Strecke ist sehr markant wenn auch unangenehm zu laufen. Etwas mehr als 5km liegen schon hinter mir.
Ich habe mir für dieses Jahr kein festes Ziel vorgenommen, dementsprechend laufe ich wie ich mich fühle und vermeide ganz bewusst den hektischen Blick auf die Uhr um meine Kilometerzeiten zu ermitteln. Das klappt leider nur bedingt, denn heute läuft gefühlt jeder dritte Läufer mit einem sprechenden Smartphone herum, das jeden Kilometer ansagt wie schnell man gerade ist und welche Zielzeit das ergibt, zusammen mit weiteren Infos und etwas Werbung. Für mich ist das absolut lästig, wer es braucht soll diese Geräte und Software gerne nutzen, aber Kopfhörer sind noch vor den Smartphones erfunden worden und funktionieren sogar in Kombination mit diesen. Nur gut, dass sich das Feld weiter lichtet und damit die Abstände etwas größer werden.
An der Wöhrder Wiese steht die nächste Versorgungstation, diesmal gibts nur Wasser für mich. Wenige hundert Meter danach ist Foto-Shooting angesagt – Marion steht mit dem Nachwuchs an der Strecke, direkt bei Kilometer 7. Ein Drittel ist also schon gelaufen, das motiviert. Weniger motivierend finde ich, dass ich einige kleine Steinchen in beiden Schuhen habe – beim Ultra-Marathon wäre das ein klarer Fall: Anhalten, rausschütteln, Schuhe schnüren und weiter gehts – bei meinem aktuellen Tempo will aber meine Position nicht riskieren, also Zähne zusammenbeißen.
Es geht jetzt wieder in die Stadt hinein – über die Insel Schütt, auf den Nonnensteig zu. Dieser Anstieg ist bei vielen Läufern des Stadtlaufs berühmt berüchtigt – wobei ich sagen muss, dass er mit der kleinen Verschwenkung, die es seit einigen Jahren gibt, etwas entschärft wurde, wenn auch vor allem für den Kopf. Sonst freute man sich über das Kilometerschild 8 und sah direkt einem schnurgeraden Anstieg entgegen. Aber auch hier hat das Training seine Wirkung getan – schneller als ich es erwartet habe bin ich oben angekommen – direkt hinter der Lorenzkirche. Jetzt geht es erst einmal flach weiter durch die Innenstadt – vor der Kirche stehen viele Zuschauer und feuern lautstark an – in den folgenden Straßen wird es dagegen schon fast wieder einsam.
Die nächste markante Stelle ist am Sternentor – dort geht es aus der Bebauung in den Stadtgraben, kurz davor hat sich Heinrich positioniert und macht fleißig Fotos. Seinem Gesichtsausdruck und der Gestik nach schließe ich, dass ich recht flott unterwegs bin, er wirkt etwas überrascht mich so früh zu sehen. Aber jetzt heißt es für mich erst einmal konzentrieren, denn die Strecke führt auch aus dem Stadtgraben wieder hinaus – das sind nicht viele Höhenmeter, aber ich weiß wie diese sich anfühlen können. Aber ich bin scheints wirklich gut drauf und trainiert, denn auch diese Steigung kommt und geht einfach, ohne dass ich irgendwelche Problemchen oder Wehwehchen hätte.
10km liegen mit dem Durchlauf durch den Start/Ziel-Bogen hinter mir, die Bruttozeit zeigt etwas mehr als 47 Minuten. An der Versorgung greife ich nochmal ISO ab – auf die sonst übliche Banane verzichte ich. Ich überlege kurz ob ich es riskieren soll, noch einen Zahn zuzulegen, aber ich lasse dann doch recht schnell bleiben. Es läuft aktuell gut so wie ich laufe, jetzt auf Biegen und Brechen mehr zu wollen, das wäre wohl vermessen. Also laufe ich weiter so wie ich mich fühle – und ehe ich es mich versehe sind es nur noch 10km zu laufen – ich motiviere mich mit „a piece of Cake“ als Gedanken.
Die Strecke schwenkt wieder an die Pegnitz ein, diesmal auf einer leicht anderen Streckenführung als bei der ersten Runde – da sich das Feld hier bereits deutlich gestreckt hat, muss man nicht mehr zwingend auf der breiten Straße laufen, der landschaftlich deutlich schönere Fuß- und Radweg direkt an der Pegnitz reicht nun mehr als aus. Auf Höhe der Wöhrder Wiese stehen jede Menge Zuschauer und motivieren die Läufer – Marion steht mit der Kamera bereit und mach wieder Bilder – es reicht aber dennoch für ein kurzes Abklatschen.
Ich fokusiere mich auf die nächste Versorgungs-Station – dieses Jahr habe ich keinen Versorgungsgürtel bei mir und ich merke, dass jetzt gerade etwas Flüssigkeit gut wäre, aber so weit ist es ja auch nicht mehr – Kilometer 13 fliegt an mir vorbei und damit kommen auch schon die Helfer mit den Bechern in Sichtweite. Wasser und Iso gemischt gibt es für mich, kaum habe ich es getrunken, geht es mir auch gleich besser.
Jetzt nur nicht übertreiben, es sind ja noch ein paar Kilometer – aber ich hole noch immer Läufer ein, und das motiviert mich natürlich. Die Steinchen im Schuh werden aber auch nicht weniger – jeder Schritt tut ein klein wenig weh und ich merke, dass ich nicht gerade optimal auftrete. Aber jetzt lohnt es sich erst recht nicht mehr. Nach der Brücke geht es ja schon zurück – erstaunlicher Weise fehlt auch dieses Jahr die sonst übliche Zusatzschleife bei Kilometer 15. Nicht viel aber jedesmal lästig. Ich bin mir nicht sicher ob hier nicht etwas bei der Einweisung der Helfer schiefgelaufen ist, aber insgesamt wird es wohl schon stimmen. Noch 6 Kilometer, es geht schön flach entlang der Pegnitz, und ich versuche ein wenig mehr von der Stimmung mitzunehmen – denn das Wetter ist weiterhin traumhaft bei nahezu optimalen Lauftemperaturen.
An der Versorgung greife ich nochmal zu, es sind jetzt noch etwa 4km zu laufen und die beiden Steigungen in der City liegen noch vor mir. Aber auch in der zweiten Runde gelingt mit der Anstieg an die Lorenzkirche sehr locker – eventuell bin ich auch von der Volksmusik getrieben die dort zum Anfeuern (oder Abschrecken) aus einem Radio dudelt. Der härteste Anstieg liegt also hinter mir, jetzt nur nicht zu schnell werden, auch wenn es nur noch 3km sind.
Kurz vor dem Graben steht wieder Heinrich um Bilder zu machen, oberhalb des Grabens an der U-Bahn-Station hat sich Marion postiert. Ich mach durch reichlich Winken auf mich aufmerksam – weniger als 1km noch, und nur noch eine an und für sich harmlose Steigung hoch. Rum um die Haarnadelkurve und man ist auf der großen Zielgraden am Opernhaus – ich mobilisiere nochmal alles was ich habe und kann noch einige Läufer einholen, auch wenn diese das nicht so ohne weiteres zulassen wollen.
Ich fühle mich einerseits ausgepowered aber auf der anderen Seite denke ich: „Das wars ja schon …“. Am Ende stehen 1:34:39 als Netto-Zeit fest, für mich eine sehr respektable Zeit, ich bin mir nicht sicher ob ich jemals schneller war – egal ob in Nürnberg mit den Steigungen oder auf einem flacheren Kurs. Insgesamt bin ich 175er Mann im Ziel (insgesamt 183er) und in der Altersklasse reicht es für Platz 40. Ich überlege ob ich nächstes Jahr nicht doch mal explizit auf die 1:30h trainieren sollte, an die Spitze in meiner Altersklasse brauche ich aktuell nicht zu denken – da fehlen mir mehr als 15 Minuten. Nach dem Ziel kann ich mich dann auch endlich um die Steinchen in den Schuhen kümmern, ich habe mir bei der ganzen Aktion zwei dicke Blasen am Ballen gelaufen. Merke: Nächstes Mal wieder mehr Sorgfalt in der Vorbereitung…
Insgesamt ist der Lauf wie immer sehr gut organisiert und viele Teilnehmer nehmen nicht zum ersten Mal teil. Zudem hat bisher fast immer das Wetter mitgespielt. Zu verbessern gibt es eigentlich nur noch Details, so kam es mir an einigen Stellen vor, dass die Helfer nicht ganz ausreichend auf das eingestellt waren was da auf sie zukommt. Unter anderem Anweisungen länger auf der Straße zu laufen – sowas mag bei den langsameren Läufern noch halbwegs wirken, aber im vorderen Drittel bringt das rein gar nichts – hier läuft jeder möglichst nahe an der Optimal-Linie. Wenn das nicht die vorgesehene Strecke ist, dann muss entsprechend abgesperrt werden. Läufer sind hier absolute Herdentiere und es wäre ja auch fatal die Optimierungen nicht zu nutzen die ein anderer nutzt.
Nächstes Jahr bin ich selbstverständlich wieder mit von der Partie, dieses Jahr war es meine 9. Teilnahme in Folge (erstmalig war ich 2007 dabei) – ich habe dann also definitiv etwas zu feiern und einen zusätzlichen Ansporn für eine gute Zeit.