Nach etwas mehr als drei Jahren zieht es mich mal wieder richtig in die Ferne, genauer gesagt: Einmal über den großen Teich in die USA. Mein letzter Aufenthalt war der Beginn dieses Blogs – in zahlreichen Posts habe ich über meine Erfahrungen während der Diplomarbeit berichtet und auch über die abschließende Reisezeit. Seitdem hat sich viel verändert – ich bin nicht mehr länger Student, außerdem reise ich dieses Mal nicht alleine sondern bin mit meiner Freundin Marion unterwegs – der erste lange gemeinsame Urlaub in der Ferne.
Los geht es etwas holprig – angesichts eines Wasserschadens bei mir in der Wohnung kommt die Trocknungsfirma vorbei und stellt die Geräte zur Trocknung auf, danach ist an Schlafen in meiner Wohnung erst mal nicht mehr zu denken – überall liegen Schläuche und die Geräte machen Lärm. Marion steckt im Stau fest – alles verzögert sich scheinbar ewig – und das so kurz vor der Abreise. Ziel sind erst mal meine Eltern, dort verbringen wir die letzte Nacht vor dem Abflug – die Maschinen zum Trocknen laufen dann während des Urlaubs durch – da können die Krach machen wie sie wollen, das ist mir egal. Am Ende klappt dann doch alles.
Am nächsten Tag geht es los – Abfahrt um kurz nach zehn in Mannheim – wir nehmen die Bahn nach Frankfurt, so angenehm bin ich noch nie nach Frankfurt an den Flughafen gekommen – aussteigen und man ist schon da. Transfer mit dem Bus ins Terminal 2 und dann einchecken, alles kein Ding, auch wenn mir die lästigen Sicherheitsfragen schon bald wieder auf den Sender gehen… Wenig später habe ich dann noch das Vergnügen als Stichprobenkontrolle herhalten zu müssen – einmal vollständige Kontrolle inklusive Nacktscanner (sehe ich wirklich so verdächtig aus? – gefunden wird jedenfalls natürlich nichts).
Der Flug mit Delta-Airlines ist einer der angenehmsten den ich bisher hatte – das Entertainment-Programm ist echt klasse – Filme gibt es nicht mehr zentral sondern „on demand“ – und die Auswahl ist recht umfangreich – alle während des Fluges zu schauen ist schlichtweg unmöglich. Ich beginne mit „Gravity“ während Marion „Monster University“ nachholt. Nebenher gibts was zu Essen und zu trinken. Weiter machen wir synchron mit Ironman III – auch ganz nett, vor allem geht die Zeit dann wirklich wie im Fluge rum (nicht wie beim letzten Mal, als ich mir aus Verzweiflung gleich 2,5 Mal findet Nemo angeschaut habe …). Als nächstes schaue ich mir einen Klassiker mal wieder an: Startrek IV – die Reise in die Vergangenheit – einfach nur köstlich, das muss man lassen. Parallel schaue ich bei Marion in Happen bei Despicable Me II rein, was mich dazu verleitet als letztes nochmal den ersten Teil anzuschauen. Das geht gerade so auf, dass der Film kurz vor der Landung am Flughafen JFK vorbei ist.
Einreise in die USA ist immer eine etwas langwierige Sache – auch wenn man vorab schon die Papiere im Flugzeug vorschriftsgemäß ausgefüllt hat. Zu verzollen haben wir eh nichts. Da wir weit hinten im Flieger saßen, haben wir auch die ganze Schlange vor uns bis wir an die Einreise kommen. Aber das geht dann auch vorüber – mal wieder biometrisches Foto und Fingerabdrücke, aber was will man machen.
Die gefühlt längere Reise steht uns noch bevor – mit der Bahn nach Brooklyn zu unserer ersten Unterkunft. Mit Erläuterungen und zielführender Beschilderung des ÖPNV haben es die Leute in den USA noch nicht so ganz auf der Spur – wir brauchen etwas bis wir uns soweit orientiert haben, dass wir wissen wo vorne und wo hinten ist, damit wir die passende Bahnlinie aus dem Flughafen zur Metro nehmen. Die Metro an und für sich habe ich eigentlich als probates Mittel der Fortbewegung in New York in Erinnerung – der erste Eindruck diesmal ist allerdings desolat – mehr als 20 Minuten warten wir auf dem zugigen Bahnsteig bis überhaupt eine Bahn kommt. Das hätte ich im Big Apple so nicht erwartet. Der Wagen den wir besteigen kann getrost als negative Visitenkarte gerechnet werden – dreckig und abgenutzt – aber immerhin warm und fährt – wenn auch der Fahrkomfort nicht mehr einer aktuellen Generation Fahrzeuge in anderen Metropolen oder Metropolregionen zu vergleichen ist. Ich merke mal wieder, dass die Probleme die ich häufiger mal in der Heimat habe doch eher in der Kategorie Luxus bzw. Lässlichkeiten abzuheften sind. Immerhin klappt die weitere Vertaktung ganz ordentlich und wir erreichen dann doch recht bald unsere Unterkunft. Die Begrüßung ist herzlich, das Zimmer sauber und wir etwas müde von der Anreise – also wollen wir mal kurz einige Minuten verschnaufen – woraufhin wir bald vollkommen wegpennen, leider etwas zu früh – Mitten in der Nacht sind wir dann recht munter. Jetlag halt.
Um so früher kommen wir am nächsten Morgen los – wir haben uns nicht all zu viel vorgenommen – wichtigstes Ziel an diesem Tag ist die Brooklyn-Bridge, da das Wetter richtig gut ist. Vergleichsweise kalt mit Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt, aber sonnig und klarer Himmel. Wieder ist die Metro unser Verkehrsmittel der Wahl (mit dem Auto nach Manhatten rein das macht man nicht, wenn man nicht wirklich muss – die Parkgebühren die wir den Tag über sehen sind um ein vielfaches höher als die 31 US$ für den Wochenpass mit der Metro). Das aktuelle U- und S-Bahn-System beruht zu großen Teilen noch immer auf den Wurzeln der Metro. Derer gab es leider drei verschiedene und daher gibt es trotz räumlicher Nähe häufig keine direkten Umsteigebahnhöfe, auch wenn das nach und nach noch versucht wird zu verbessern. Daher haben auch wir einen kleinen Walk for uns – mitten durch Brooklyn – der Eindruck ist nicht sonderlich dolle aber ich habe auch schon schlimmeres gesehen. Beinahe laufen wir sogar an der Metrostation vorbei – die ist nämlich eine der moderneren und liegt um Untergrund anstelle aufgeständert wie andere Teile.
Schließlich erreichen wir doch unser Ziel in der Nähe des East-River – noch müssen wir einige Schritte gehen, aber das Ambiente hat sich innerhalb weniger U-Bahn-Station total gewandelt – solide Backsteinhäußer und gepflegte Straßen prägen das Bild. Zudem machen wir einen Stop im Supermarkt und decken uns mit Wasser für den Tag ein – ich bin überrascht, es gibt es sogar mit Sprudel. Unser Ziel ist der neue Brooklyn-Bridge-Park – als ich zum letzten Mal hier war, glich das Areal noch einer riesigen Baustelle – mittlerweile sind erste Teile fertig. Der Blick auf die Skyline und Brooklyn-Bridge ist gigantisch und entschädigt für jeden gelaufenen Meter bis zur Aussicht.
Noch immer haben wir nichts gefrühstückt – mit etwas Glück steuere ich fast direkt auf das „Cranberries“ zu – ein kleines, alteingesessenes Café in der Nähe des Aufgangs zur Brooklyn-Bridge zu. Bisher war ich bei jedem New York-Aufenthalt mindestens einmal dort. Zum Frühstück gibt es Bagels mit Ei und Wurst, dazu Kaffee und Tee. Als süßen Abschluss und Proviant kaufen wir auch noch eine Runde Muffins ein. Gegessen wird bei strahlendem Sonnenschein im nahen Park.
So gestärkt geht es die Brooklyn-Bridge nach oben. Aktuell ist sind umfangreiche Renovierungsarbeiten im Gang – das tut der Brücke an sich aber keinen Abbruch. Kurz vor Manhatten bringe ich mit Marion noch einen Liebesbeweis in Form eines Schlosses an der Brücke an. Auf das wir so fest stehen und so belastbar sind wie die Brücke (was sie bisher überstanden hat ist schon beachtlich). Einen ersten Ausfall der Technik habe ich schon morgens gehabt – einer meiner Akkus für die Spiegelreflex hat das zeitliche gesegnet und lässt sich nicht mehr laden. Der andere ist ob der Kälte nun so in die Knie gegangen, dass es nicht mehr geht. Also erst mal weiter ohne Fotos – vorbei an der New York City Hall (Rathaus) und am Platz der ewigen Lichter gleich daneben.
Nächstes Ziel ist das 9/11-Memorial, es war bei meinem letzten Besuch noch nicht fertig. Auf dem Weg dorthin kommen wir an einem Laden für Elektronik-Artikel vorbei – der Akku ist zwar nicht günstig aber immerhin schon mal vorgeladen – es kann also wieder Bilder geben. Das Memorial ist gut besucht, aber es geht sehr zügig durch die Schlange – natürlich mache ich auch wieder jede Menge Bilder des Baufortschritts am One World Trade Centers. Diesmal ist der Turm fast fertig – einige Ecken im oberen Bereich fehlen noch. Zudem nimmt die U-Bahn-Station langsam Form an – das Stahlskelet ist schon klar zu erkennen, auch wenn es noch nicht lackiert ist und daher eher grau und tröge daher kommt.
Vor dem Memorial ist nochmal Sicherheitskontrolle angesagt – was ein Akt, auch da ich dick eingepackt bin und wie fast immer Stativ und Kamera-Ausrüstung mit mir herum trage. Das Gelände ist richtig schön geworden, im Vergleich zu dem was ich da noch 2003 erleben durfte. Das große Loch im Boden ist verschwunden, nur die beiden „Fußstapfen“ der Twin-Towers mit den Namen der Opfer und einem gigantischen Wasserfall sind geblieben. Ebenso der „Survivor-Tree“ ein Baum der aus den Trümmern geborgen wurde und nun wieder brächtig gedeiht. Auf dem Gelände machen wir auch nochmal kurz Pause – wir sind doch schon ein gutes Stück unterwegs gewesen.
Nächstes Ziel ist der Financial-District rund um die Wallstreet, natürlich darf dabei ein Gang in die Trinity-Church nicht fehlen – irgendwie wirkt sie noch immer etwas deplaziert zwischen all den Wolkenkratzern drum herum. Die Sicherheitsvorkehrungen an der New York Stock Exchange sind erfreulicherweise deutlich unscheinbarer geworden, man kann die Straße mittlerweile wieder entlang laufen. Am großen Bullen nebenan gehen wir zwar vorbei, aber der ist mittlerweile derart überlaufen, dass es keinen Spass macht – daher gehen wir kurz drum herum und dann weiter in den Battery-Park, die Südspitze Manhattans. Dort machen wir neben der verbeulten Kugel aus dem Ground Zero nochmal Rast. Langsam wird es frischer und es zieht sich etwas zu, außerdem merken wir langsam wie lange wir schon unterwegs sind.
Mit der Subway fahren wir daher an die Canal-Street – das Shopping-Paradies in China-Town – dort findet man alles was günstiger Ramsch ist: Reihenweise angebliche Markenuhren, Souveniers und Kitsch und natürlich T-Shirts ohne Ende. Die Preise sind weiter verfallen: Hatte ich 2010 noch für 4 T-Shirts 10$ bezahlt bekommt man nun eines mehr. Über die Produktionsbedingungen denkt man da besser nicht nach.
Da der Snack nicht ausreichend war, gehen wir in China-Town auf die Suche nach etwas zu Essen, aber so richtig erfolgreich sind wir dabei nicht, ich bin schon beinahe in einem Restaurant, als ich nochmal auf die Karte schaue überlege ich es mir dann doch anders – Innereien, da habe ich heute nur bedingt Lust drauf. Also geht es weiter – Richtung „Little-Italy“ – so recht will das aber auch nix werden. Dafür kommen wir durch SoHo durch, mit all den Szene-Shops mit ihren (ab-)gehobenen Preisen. Am Ende landen wir bei Ben’s Pizza aus dem Reiseführer. Ganz ok, vielleicht auch „best Pizza in town“ aber wirklich überzeugen kann mich das nicht.
Frisch mit Energie versorgt gehen wir zurück an die U-Bahn-Station in der Canal-Street. Auf dem Weg mache ich noch Bilder vom One World Trade Center bei Nacht. Letztes großes Ziel ist der TimeSquare bei Nacht. Wir stürzen uns ins Getümmel – einfach nur Menschenmassen wohin der Blick auch geht. Alles natürlich grell erleuchtet – ein Stativ braucht man da selbst spät am Abend nicht. Marion geht einmal durch den Yankees Fan-Shop durch, danach gibt es eher etwas für mich: Booba-Shrimp Company – die erste Firma die aus einem Film heraus gegründet wurde (Forrest Gump) – natürlich jede Menge Merchandise in jeglicher Form – ganz nett, recht teuer also lassen wir es und ziehen weiter. Vorbei an TkTs – dem Ticket-Outlet für Restetickets mit bis zu 50% Rabatt. Durch die Schoko-Hölle, äh ich meine natürlich den M&Ms Shop am TimeSquare durch, das Ding ist einfach nur noch verrückt, grell, bunt und wieder jede Menge Merchandise-Krempel den eigentlich kein Mensch braucht.
Mir tut der Rücken weh vom Tragen der Foto-Ausrüstung und Marion ist auch reichlich platt – es war zwar von der Distanz mit Sicherheit noch kein Marathon, aber das wäre ja auch wirklich von 0 auf 42 … (die Doku hat ja auch ihr Ende in New York beim Marathon gefunden). Wir machen uns auf zur U-Bahn nach Hause, aber da die Station das Rockefeller-Center ist, gehen wir natürlich auch noch an der Eisbahn dort vorbei.
Nun geht es aber endlich auf den Heimweg – rein in die Subway der uns nach Brooklyn bringt – Marion nickt ein wenig weg während wir 45 Minuten mit der Bahn durch New York zuckeln. Im Untergrund geht das noch recht zügig, aber auf der Hochbahn geht es gefühlt nur im Schneckentempo voran.
Insgesamt ein richtig schöner Tag in New York – wir fallen ins Bett weil wir einfach total fertig sind. Mal sehen was wir als nächstes anschauen – definitiv etwas weniger Laufen, damit die Füße nicht so qualmen.