Wenn dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis. Was macht dann eigentlich der Ultra-Läufer, wenn ihm zu wohl wird oder er zu gut im Training steht? Genau: Er sucht sich weitere Sportarten die er mit dem Laufen kombinieren kann :-O in der Regel endet das dann beim Triathlon, also Schwimmen, Radfahren, Laufen.
Ich habe ja schon einige Triathlons über die Fitness oder auch Sprint-Distanz schon erfolgreich hinter mich gebracht. Nachdem Biel ja wegen des Hochwassers an der Elbe sprichwörtich ins Wasser gefallen war, wollte ich meine antrainierte Kondition ja nicht einfach verpuffen lassen. Also habe ich mich kurzfristig beim Triathlon in Ladenburg angemeldet – die Starterliste war schon lange voll, aber kurzfristige Absagen beim Fitness-Triathlon werden am Vorabend wieder neu vergeben – zwar ist die Nachmeldegbühr mit 41 EUR kein Pappenstil, aber ich weiß ja auch was für die Sportler und auch die Helfer geboten wird. Interessanter Weise habe ich doch tatsächlich auch noch eine Startnummer bei mir aus dem Verein abgegriffen, wenn wir das gewusst hätten wäre es günstiger gegangen – Ummelden geht für nur 15 EUR.
Um so erstaunter war ich dann wer noch alles in meiner Startergruppe am frühen Samstag Morgen auftauchte – jede Menge Leute aus meiner Laufgruppe, inklusive unseres Trainers. Da war ich ja in guter Gesellschaft, wobei die alle deutlich mehr Triathlon-Erfahrung vorzuweisen hatten als ich, und vor allem mehr Training. Vor allem das Rennradfahren hatte ich mal wieder null geübt und mir sogar erst am Freitag sehr kurzfristig wieder mal ein Rennrad ausgeborgt.
Aber egal – jetzt gab es kein Zurück mehr, alles hinpacken in der Wechselzone, damit es beim Umziehen möglichst schnell geht. Einige Erfahrung habe ich ja auch schon: Also Schuhe auf, Socken sind überflüssig und alles in passender Reihenfolge hinlegen, damit es fluppt.
Dann gehts auf ins Schwimmbad – Start über die 500m um 10:20h Zeitlimit 19 Minuten. Ich reihe mich etwas weiter hinten ein, plane etwas um die 15 Minuten. Wie sich herausstellt habe ich viel zu tief gestapelt und kann trotz nur 3 Bahnen Kraulstil (also 150m) und den Rest im Bruststil zügig mithalten und noch einige meiner Leute überholen. Ein wenig quäle ich mich schon, aber irgendwann sind die 10 Bahnen geschafft und ich stemme mich aus dem Wasser. Weiter gehts zur Wechselzone: Erst mal ein wenig trockenlaufen und die Badekappe vom Kopf ziehen. So komme ich halbwegs vorgetrockent an mein Rad. Flugs die Radhose an, Trikot überstreifen, Helm auf, Sonnenbrille, Startnummer um die Hüfte. Bei den Schuhen fürs Rad habe ich Probleme, die Sohle rutscht mit und kräuselt sich, egal muss irgendwie gehen und ja nur 25km halten. Kurzentschlossen, da ich ohnehin schon Durst habe und an der Strecke fürs Rad keine Versorgung angeboten wird, packe ich mir noch meinen 2l Camel-Back auf den Rücken, gefüllt mit ganz schwach angesetztem Iso-Drink.
Erst schieben dann gehts rauf aufs Rad, wobei ich es nicht mehr schaffe mir die Gurte des Camelbacks noch sauber zu schließen, aber er liegt auch so ganz gut. Zu fahren sind drei Runden durch die Felder bei Ladenburg, eine sehr schöne Gegend, leider mit einigen recht engen Kurven. Am Rad habe ich leider keinen Tacho, also verlasse ich mich auf mein Gefühl und meine Kondition, ich trete so, dass ich zügig voran komme aber auch nicht das latente Gefühl habe am oberen Limit zu sein. Die erste Runde zieht sich mangels Ortskenntnis noch ein wenig, aber meine Vereinskameraden tauchen auch nicht auf – an der Wechselzone waren noch alle ihre Räder da … also kann ich schon mal gar nicht so langsam unterwegs sein. Es gibt einige wenige sehr kleine Steigungen, ich mahne mich jedesmal sie nicht auf Biegen und Brechen aus der Muskelkraft sondern doch einfach einen Gang runter zu schalten. Die zweite Runde vergeht wie im Flug, in einer Kurve nimmt mein Vordermann die Außenbahn etwas zu weit, kann sich aber noch im Seitenstreifen abfangen. Absolute Schocksekunden bei der Geschwindigkeit. Der Camelback auf dem Rücken stört mich überhaupt nicht, ganz im Gegenteil: Auf den langen Geraden kann ich in aller Ruhe Flüssigkeit in größeren Mengen zuführen, über die drei Runden wird der Rucksack somit immer leichter am Ende ist er fast leer – besser gehts nicht und für die nächste Veranstaltung kommt das auf die Liste – nicht mehr ohne.
Und schon gehts nach der dritten Runde rechts ab in die Wechselzone, diesmal sind noch alle Räder meiner Kollegen im Einsatz auf der 23km langen Strecke, die nun hinter mir liegt. Mit Schwung das Rad eingehängt, die Radschuhe aus, den Camelback weg und durch den Laufgürtel ersetzt, und natürlich die Laufschuhe an (ohne Socken….). So gehe ich auf die letzte Etappe: 5km Laufen liegen noch vor mir. An der Strecke helfen einige andere Vereinkameraden als Streckenposten aus, das gibt zusätzliche Anfeuerungsrufe. Nach einer Runde um das Baseballfeld und die Tennisplätze geht es ins Grüne in Richtung Stadtpark – der größte Teil der Strecke wird im Gegenverkehr gelaufen. Ehe ich es mich versehe komme ich an den verschiedenen Stationen vorbei an denen ich die letzten Jahre als Helfer eingesetzt war. Schon geht es runter vom Damm in den Stadtpark. Kilometer 2 liegt hinter mir, noch drei die vor mir liegen. Ich gebe noch ein wenig Gas, auch wenn es aus dem Park heraus natürlich wieder etwas bergauf geht. Auf dem Damm ist es dann schon wieder recht flach und vor allem auch etwas schattig. Ich vermute meine Kameraden irgendwo hinter mir auf der Schleife, aber kurz vor Kilometer drei kommen sie mir erst entgegen – ich bin etwas erstaunt, aber natürlich mache ich deshalb nicht langsamer. Nach der Wasserstation, kippe ich mir einen Becher Wasser zur Kühlung über bevor es durch die Sonne geht. Am nächsten Streckenposten steht mein Laufkamerad Andreas und macht fleißig Fotos. Mal sehen was da drauß wird. Noch 1,5 Kilometer und einige Wellen im Profil liegen vor mir, aber ehe ich es mich versehe laufe ich schon wieder über die Brücke vor dem Stadion und weitere in Richtung Tennisplätze. Noch die „Ehrenrunde“ ums Baseball-Feld und dann kommt schon der Einlauf ins Stadion. Geschafft.
Im Zielbereich gibts Wassermelone, Getränke aller Art und das Finisher-Shirt samt dem Sponsoren-Geschenk: Ein Sack Kartoffeln um die Energiedepots hinterher wieder aufzufüllen. Die Massage lasse ich aus. Soweit ist alles gut gelaufen, am Ende des Tages bin ich noch 98er im männlichen Gesamteinlauf, einige Tage und Korrekturen später rutsche ich dann auf den 100sten zurück. Aber auch egal. In der Alterklasse reicht es mit der Gesamtzeit von 1:22:09 für den 9. Platz, da verändert sich auch nichts mehr.
Fazit: Abwechslung hat etwas für sich, mal sehen ob ich den Triathlon nächstes Jahr wieder mit ins Programm nehme – bis dahin dann aber mit einem eigenen Rennrad. Wobei ich momentan nicht wüsste wo ich noch Trainingszeit hernehmen soll – ist doch schon so viel Lauftraining im Plan.