Schon ist es Donnerstag – der vorletzte Tauchtag in Scapa Flow. Wahnsinn wie die Zeit vergeht. Der Tag ist an und für sich wie jeder andere bisher: Aufstehen, Frühstücken und dann gehts raus.
Ziel für den Vormittag ist die König – eines der großen Schlachtschiffe. Wir umrunden das Wrack, sehen die Geschütze und auch wieder jede Menge maritimes Leben. Unter anderem habe ich einen Cougar gesehen, der sich unter einer Metallplatte eingerichtet hat.
Weniger erfreulich ist das Verhalten unseres Tauchpartners John Tabor: Er hat sich etwas vertan und typisch amerikanisch versucht sich mit einer Leine an einer eh schon bekannten Struktur zu orientieren – Freiwasser-Aufstieg? Vergessen wir besser: er schießt schon fast an uns vorbei auf dem Weg nach oben. Während wir noch einen Sicherheitsstop machen, holt ihn das Boot schon ab – klasse wenn auf einmal das Boot samt Schraube über einen hinweg zieht und man gerade eine Boje setzen will … und ich dachte immer die Amerikaner sind so sicherheitsverrückt….
Beim zweiten Tauchgang wird es nicht besser: Wir besichtigen die Geschütztürme der Bayern – der Rest des Schiffs wurde gehoben, die Türme blieben dabei zurück, da sie nur aufgesetzt waren und nicht gegen Herauslösen gesichert waren. Die haben sich richtig kräftig in den Sand gebohrt – von den Geschützen ist nichts mehr zu sehen, das tiefste was wir sehen sind die riesigen Kugellager auf denen die Türme einst geruht haben – die Kugeln für dieses Lager haben etwa zwanzig Zentimeter im Durchmesser – ich möchte gar nicht wissen was eine wiegt.
Der Aufstieg klappt auch diesmal nicht reibungslos – Teams sollten zusammen bleiben, aber irgendwie ist das wohl nicht amerikanisch genug – da taucht man anscheinend „moderner“ – wenigstens geht es diesmal ohne Beinahe-Kollision mit dem Boot ab. Ansonsten muss ich sagen, dass die Türme einfach faszinierend waren – da würde ich liebend gerne nochmal einen Tauchgang machen.
Abends wollten wir eigentlich Bills Geburtstag feiern – wir waren eigentlich davon ausgegangen, dass er zumindest eine kleine Runde Bier oder ähnliches ausgiebt – aber in seinem Alter feiert man angeblich nicht mehr. Also gut, dann halt nicht.
Da der nächste Tag wohl etwas hektisch werden könnte mit dem ganzen einpacken und Verladen sorge ich mit Raimund schon mal etwas vor: Alles was nicht mehr benötigt wird kommt ins Auto – unter anderem die ganze Überwasser-Bekleidung und die Ersatzteile.
Kurzentschlossen fahren wir mit Diedier noch nach Kirkwall, der Hauptstadt der Orkney-Inseln – ein etwas größeres Dorf trifft es wohl am Besten. Immerhin: Das Städtchen war mal Bischofssitz und hat eine beachtliche Kirche die sehr schön restauriert ist. Außerdem löse ich noch ein lästiges Problem meinerseits – im Ausverkauf eines Bekleidungshauses schlage ich bei einer neuer Hose zu – die lasse ich dann auch gleich an – die alte ist wirklich nur noch Lumpen. Für 20 Pfund kann ich eigentlich nichts falsch machen, das Ding passt auch echt gut – es muss jetzt mindestens für den zweiten Teil des Urlaubs noch halten – die andere werde ich in der nächstbesten Kleidersammlung entsorgen.
Abendessen gibt es im Hafen in einem netten Pub, der etwas auf Wikinger angehaucht ist. Nun widme ich mich auch endlich mal dem britischen Nationalgericht: Fish and Chips – natürlich absolut original: Die Fritten werden mit Essig übergossen. Eine interessante Variante – nicht für jeden Tag, aber als Abwechslung zu Ketschup und Majo sehr zu empfehlen. Dazu ein gutes lokales Bier und eine kleine Vorspeise – sogar richtig günstig – für knapp 20 Pfund bin ich dabei – das geht auch deutlich teurer – aber es ist ja Urlaub.