Die Fähre ist fest gebucht – um 15:30 müssen wir spätestens in New Castle upon Tyne sein zum Einchecken – aber das ist ja kein Hinderungsgrund sich noch Edinburgh mit seinem Castle anzuschauen – zumal der Explorer-Pass ja auch noch vollständig ausgereizt werden will. Nach einer etwas chaotischen Fahrt quer durch Edinburgh finden wir endlich auch das Parkhaus am Castle – morgendlicher städtischer Berufsverkehr auf der „falschen“ Seite der Straße kann eine echte Herausfoderung sein.
Entsprechend enttäuscht sind wir, als wir vor dem Castle-Eingang stehen: Geschlossen wegen Wind! Sowas hatten die bisher selbst noch nicht – irgendwie greift die amerikanische Sicherheitsparanoia auch im UK um sich – alles was nicht irgendwie dreihundertprozentig abgesichert ist, wird als gefährlich eingestuft und erst mal vorsorglich gesperrt. Wir schlendern reichlich enttäuscht die Royal-Mile hinunter – eine Touristenfalle der besonderen Qualität – das örtliche kostenfreie Polizeimuseum ist noch recht interessant – ich lege mir noch einen Ausdruck der Karte der dunklen Seite der Royal-Mile zu, darauf sind sämtliche historischen Kriminalfälle entlang der Meile verzeichnet.
Auch ein neuerlicher Versuch am Castle schlägt fehl und wir wenden uns der nahegelegenen Whisky-World zu – Raimunds Spezialität: Whisky in allen Formen und Varianten – am Ende bleibt es bei einem Cask-Drink und etwas Whisky-Senf.
Reichlich frustriert steuern wir das Parkhaus an – die Gebühren sind absolut touristisch, aber sei es drum wir sind mit Edinburgh für erste sowas von durch – bis auf weiteres kommen wir da wohl eh nicht vorbei und Tauchgelegenheiten gibt es an anderer Stelle wohl auch bessere.
Die Heimfahrt in Richtung Fähre gestaltet sich dann doch noch recht anstrengend – in der Nacht ist ein Starkregengebiet samt Sturm über die Ostküste des vereinigten Königreichs hinweg gezogen – überall laufen Aufräumarbeiten und teilweise sind Straßen noch wegen Überflutung oder Erdrutschen gesperrt. Auch wir erwischen eine der leicht überfluteten Straßen – auf etwa zwei Kilometern gleicht die Straße eher einem Flußbett – bis zur Bordsteinkante steht das Wasser – der Passat nimmt das recht gelassen, dank bleischwerer Beladung schwimmen wir auch nicht auf. Auch auf der weiteren Strecke heißt es immer wieder aufpassen und wachsam sein – in fast jeder Senke hat sich eine größere Wasseransammlung gebildet – teilweise hat das ESP dann auch mal was zu tun.
Einen letzten Zwischestopp zum Mittagessen legen wir noch ein – eine Wirtschaft an der Straße bietet sich gerade an um frische Energie zu tanken – etwa 100km liegen noch vor uns bis wir im Hafen von New Castle ankommen. Wir haben dabei Glück, wir fädeln direkt an der Ausfahrt wieder auf die A1 ein, aber der sie in Richtung Norden gesperrt ist – die Sperrung südlich von New Castle umfasst mehr als 40 Meilen, aber auch das bleibt uns erspart.
Da wir kein Frühstück und Abendessen auf der Fähre gebucht haben, kaufen wir noch etwas Verpflegung ein und gewöhnen uns schon mal wieder an Deutschland: Einkauf beim englischen Aldi (Süd) – der Norden Schottland wird hingegen von großen Lidl-Filialen dominiert.
Das Fährschiff ist diesmal die Princess of the Seas – und im Vergleich zum King Seaways ist sie auch wirklich kleiner und bescheidener ausgestattet – das beginnt beim Restaurant-Angebot, geht weiter mit dem fehlenden Front-Ausguck und endet bei der bescheidenen Auswahl im Sea-Shop – die Whisky-Collection ist absolut bescheiden, Raimund ist sichtlich genervt, denn die eingeplanten Whiskys sind natürlich ausverkauft – immerhin probieren wir uns dafür durch die diversen angebotenen Whiskys – am Ende gebe ich über 100 EUR für die Sonderangebote an Whisky aus – irgendwann muss man ja seine Kollektion anfangen – ich bin immer noch am Überlegen wie ich meine Minibar gestalten will, aber kommt Zeit kommt Rat.
Die Überfahrt an sich ist unspektakulär – Abendessen gibt es in der Kabine, mit einer kleinen Herausforderung: Wir haben noch eine Flasche Wein, aber es ist ums Verrecken kein Korkenzieher aufzutreiben – wir behelfen uns dann mit dem Schraubendreherset aus dem Tauchgepäck – damit bekommen wir den Korken dann aus der Flasche.
Angekündigt ist eine anfänglich etwas schaukelige Fahrt die im Laufe der Nacht besser werden soll – bis kurz vor Amsterdam ist davon aber wenig zu spüren – weder im Positiven noch im Negativen: Das Schiff stampft und rollt ein wenig, aber den Andrang beim Bordarzt wegen Seekrankheit kann ich beileibe nicht nachvollziehen.
Ab Amsterdam geht es dann kontinuierlich gen Süden – zuerst durch die flachen Niederlande, vorbei am Ruhrpott, über die Mittelgebirge bis dann endlich Mannheim erreicht ist – rund 500km Fahrt en block und ohne größere Zwischenfälle in Form von Staus oder sonstigem – immerhin alles wieder auf der richtigen Straßenseite …
Raimund lagert noch einen Teil seines Tauchgepäcks bei mir ein, ich hänge schon mal alles zum Trocknen auf. Noch ein gemütlicher Kaffee gemeinsam, dann ist auch der gemeinsame Teil des Urlaubs nach fast genau zwei Wochen vorüber – eine schöne Zeit.
Nachdem Raimund am Bahnhof abgesetzt ist, fahre ich noch zum Tauchtraining, allerdings nur zum gesellschaftlichen Teil, auf Training habe ich gerade keine Lust – das Tauchmaterial werde ich nächste Woche mitnehmen und entsalzen oder kräftig beim nächsten Tauchgang in den heimischen Seen wässern. Natürlich muss ich kurz berichten was die zwei Wochen so alles geboten war.
Abends dann noch die große Runde Materialversorgung – Verräumen von Kamera, Reisebekleidung etc. Danach geht es daran die Schäden an der Ausrüstung zu klären – unter anderem das Anbringen einer neuen Halsmanschette am Trockentauchanzug, damit es nicht gar so kalt wird. Dann der abgebrochene Stecker am Ladegerät – da hilft eine e-mail an den Hersteller (mittlerweile ist sogar schon das kostenlose Ersatzteil unterwegs). Da ich gerade noch Lust und Zeit habe, erledige ich auch den ganzen Papierkrieg der die zwei Wochen über bei mir aufgelaufen ist – eine ganze Menge. Zudem ein erstes Sichten der Bilder und das „Booten“ der Wohnung im Allgemeinen – Wecker, Uhren, Kühlschrank – es dauert eine Weile bis alles wieder wie gewohnt läuft.
Fazit der Reise: Schottland und Scapa-Flow sind zum Tauchen und auch über Wasser sicherlich nochmal eine Reise wert – ich werde sicherlich nicht gleich nächstes Jahr wieder nach Scapa reisen, dazu ist der Weg zu weit, aber eine oder zwei Wochen in Schottland als kombinierter Tauch- und Landurlaub würde ich mir auf alle Fälle gefallen lassen.