Was man nicht alles findet, wenn man mal aufräumt – unter anderem fast fertige Blog-Texte die nur drauf warten veröffentlich zu werden … also dann mit einiger Verzögerung jetzt hier der Bericht zum Tauchurlaub in der Schweiz ….
An was denkt man, wenn man den Begriff „Schweiz“ hört? Klar an die Schweizerische Eidgenossenschaft – diese kleine Land im Herzen Europas, das dazu gehört und doch nicht so ganz.
Man denkt an Berge, Tunnel (in Hülle und Fülle vorhanden), an Käse, Schokolade und das Bankgeheimnis. Aber Tauchen? Nicht gerade das Land, dass mit großen Werbebannern auf der Messe „Boot“ in Düsseldorf vertreten ist. Auf den ersten Blick hat das Land auch in dieser Richtung nicht zu bieten. Keine farbenfrohe Korallen-Riffe, eher abschreckende Wassertemperaturen und das Klima an sich ist auch nicht gerade super-einladend bzw. bietet nicht die große Abwechslung zu dem was man nicht auch in Süddeutschland schon reichlich geboten bekommt.
Dennoch habe ich mich auf den Weg gemacht – Ziel war ein Ort in der Nähe von Bern. Dort wohnt ein Tauchpartner den ich in den USA kennen gelernt habe: Raimund. Ihn hat es vor rund einem Jahr beruflich in die Schweiz verschlagen und wir haben vor beide im Spätjahr in Schottland zu tauchen.
Auf der besagten Messe habe ich mich zusammen mit ihm grundlegend ausgerüstet: Trockentauchen ist bei den dortigen Verhältnissen absolut Pflicht.
Nun hatte ich bereits mehrere Male meinen Trockentauchanzug und mein Equipment testen können: Erst im Schwimmbad und dann auch im heimischen Baggersee. Zeit also mal etwas mehr zu wagen. Denn unsere Seen rund um Mannheim sind in der Tiefe doch etwas limitiert und es ist ja auch kein Fehler seinen Tauchpartner ausreichend zu kennen, wenn man sich ins kalte Wasser stürzen will.
Gegenüber den üblichen südlichen Tauchzielen hat die Schweiz noch einen weiteren entscheidenden Vorteil: Es ist nicht so furchtbar weit dorthin. Rund 380km zu fahren, das ist vertretbar, auch ggf. für einen kurzen Wochenendausflug. Also habe ich wie üblich eine Runde Mitfahrgelegenheiten-Reisen angeboten – zum zweiten Mal in meinem Leben eine internationale. Und wie schon bei der letzten dieser Art nicht mit meinem üblichen Kleinwagen sondern mit dem Kombi meines Vaters – für Tauchgerödel einfach praktischer.
Einige Tage vorher stand der Tauchanteil dann aber doch etwas auf der Kippe – Raimund hatte sich etwas erkältet – nur die Mitfahrgelegenheit kurzfristig absagen ist leider auch keine Option. Erst am Vorabend hatte ich die Gewissheit: Bring das Zeug mal mit, wir versuchen es auf alle Fälle, wenn wir Pech haben ist der Tauchgang halt nach 2-3 Minuten vorbei. Immerhin hatte ich mich zu dem Zeitpunkt schon darauf eingestellt in einer Hau-Ruck-Aktion das Tauchmaterial wieder abzuladen und dafür die Wanderschuhe einzupacken.
Die Fahrt an sich war nichts besonderes, auch wenn ich in der Schweiz tunlichst auf die Geschwindigkeitsvorschriften geachtet habe – die Strafen sind dort recht empfindlich und im Vergleich zu Deutschland sind die Schweizer auch sehr gründlich mit der Umsetzung (würde uns ins Deutschland aber auch gut zu Gesicht stehen, ebenso ein generelles Tempolimit auf Autobahnen – ob es die 120 km/h aus der Schweiz sein müssten oder ob man vielleicht etwas weiter nach oben gehen kann sei mal dahin gestellt). Insbesondere die Tunnel in der Schweiz werden scharf überwacht – von Blitzern bis hin zur Überwachung der Durchfahrtszeit. Besonders in Erinnerung ist mir der recht kurze Tunnel Oberburg – auf weniger als 200m gibt es dort 4 Blitzer für 2 Fahrspuren… Insgesamt ist das Fahren aber doch sehr entspannt und auch der lange Belchentunnel machte mir wenig aus.
Am Abend dann ein gemütliches Essen und Planung für den kommenden Tag: Es soll in den Thuner See gehen. Nicht wirklich weit weg und gut zu erreichen. In der Schweiz darf man übrigens fast überall tauchen ohne dass es Gebühren kostet: Tauchflagge aufhängen ist Pflicht und die Parkplätze sind meist auch nicht kostenfrei (eigentlich in der Schweiz völlig unüblich, dass Parkplätze nichts kosten). Zudem habe ich meinem Kumpel Martin noch einen Gefallen getan und den örtlichen Supermarkt (COOP) geplündert – Martin mag den Suessmost (ja der schreibt sich tatsächlich so) der Firma Ramseier, leider bekommt man den in Deutschland nicht. Ich trinke den ab und an auch mal gern, also habe ich mir auch noch ein Sixpack mitgenommen. Noch mehr Zuladung, aber der Kombi verkraftet das ja auch.
Da ja Urlaub und Erholung angesagt war, haben wir den Samstag denn auch gemütlich beginnen lassen: Nettes Frühstück mit leckerem Kuchen gegen zehn und dann alles richten was man braucht. Dann kanns auch schon losgehen. Kurze Fahrt nach Thun und etwas darüber hinaus. Der Einstieg ist gut erreichbar – wie üblich in der Schweiz kostet der Parkplatz etwas, aber nicht der Rede wert.
Beim Anrödeln dann der erste Schock – irgendwie sind meine Unterziehhandschuhe nicht auffindbar – aber im Auto finden sich praktischer Weise noch ein paar Handschuhe – zwar nicht gefüttert aber immerhin etwas. Ansonsten passt alles und wir steigen ins Wasser ein – recht kühl aber was solls. Bei Raimund machen sich auch erste Ausfälle bemerkbar – die Handschue sind bei ihm zwar vorhanden aber sie laufen mit Wasser voll. Aber es ist ja explizit ein Checktauchgang.
Der Tauchgang an sich dauert dann auch nicht übermäßig lange – ich bekomme mit der Zeit etwas Probleme: In den Beinen des Anzugs sammelt sich nach und nach Luft, so dass die immer wieder nach oben driften wollen – kein angenehmes Gefühl. Wir machen uns also dann doch an den Aufstieg aus 30m. Von dem versprochen Bewuchs an der Stelle des Sees ist aufgrund der frühen Jahreszeit noch nichts zu sehen. Aber die Stelle hat durchaus Potential.
Zum Tauchen gehört auch immer das Versorgen der Ausrüstung – nach der Ankuft bei Raimund geht es erst mal ins Bad und dann in den Keller -Reinigen und zum Trocknen aufhängen. Kurzes Mittagessen und dann geht es auch schon los nach Bern.
Bern ist das Zentrum der Eidgenossenschaft, dort sitzt die Regierung und lustigerweise sind direkt um den Regierungssitz alle großen Schweizer Banken vertreten. Ein Schelm wer Böses dabei denkt. Bern hat architektonisch einiges zu bieten – wie schon der Blick von der hohen Schanze oberhalb des Bahnhofs zeigt. Praktischerweise sind die alten Patrizier-Häuser mit ihren Bogengängen erhalten – auch bei Regenwetter kann man so fast immer trockenen Fußes durch die Stadt wandeln. In den ehemaligen Lagerkellern mit den charakteristischen Öffnungen zur Straße hin finden sich heute die verschiedensten Dinge – von kleinen aber feinen Läden, Kunsthandwerk bis hin zu einer unüberschaubar großen Menge Restaurants.
Ein Highlight in Bern ist der namensgebende Bärengraben. Dieser wurde vor einigen Jahren grundlegend saniert und erweitert. Somit ist derzeit eine artgerechte Haltung der Bären möglich. Derzeit gibt es derer 4 – 3 Weibchen und ein Männchen. Die Tiere sind echt munter beieinander – und man glaubt es kaum, aber Bären klettern auch Bäume hinauf und nicht nur auf die unteren Äste, sondern bis sehr weit nach oben. Beim Zusehen wartet man ja förmlich darauf das der Baum unter dem Gewicht der Bären nachgibt und beides zu Boden fällt.
Weiter geht es in die Unterstadt und von dort die lange Holztreppe wieder nach oben in die Oberstadt. Ich hatte ja eine Ausschreibung zum Berner 16km-Lauf gesehen und das Höhenprofil hat mir schon imponiert – nachdem ich jetzt Teile der Strecke gesehen habe – ist es mir um so lieber, dass ich am 12. Mai schon beim MLP-Marathon in Mannheim gemeldet bin. Von der Anstrengung her dürften sich die beiden Veranstaltungen nichts nehmen.
Nach einem umfassenden Rundgang lassen wir den Abend bei einem gemütlichen Essen in der Altstadt ausklingen. Die Preise sind typisch für Bern, aber man macht es ja nicht jeden Tag.
Der Sonntag stand denn auch ganz im Zeichen der Entspannung – ein weiterer Tauchgang musste entfallen, das Raimunds Nebenhölen diesen nicht zuließen. Aber das mittlerweile getrocknete Material aus dem Keller einpacken, das Auto wieder reisfertig machen und dabei genügend Platz für die Mitfahrer zu lassen musste ja auch noch sein.
Nachmittags kam dann noch Norbert, ein weiterer Tauchkollege von Raimund vorbei, den ich auch schon auf der Boot kennen gelernt hatte. So verging der Nachmittag wie im Fluge und ehe ich es mich recht versah, saß ich schon wieder im Auto auf dem Weg nach Hause.
Mitfahrer waren diesmal etwas mehr, dafür aber auch diverse Punkte an denen ich aufgesammelt und abgesetzt habe. Belp, Bern, Solothurn, Freiburg, Offenburg, Mannheim so lautete die Reiseroute am Ende. In Freiburg eine etwas uncoole Überraschung – da wir uns missverstanden hatten war es nun doch eine Mitfahrerin mehr – samt Hund. Gut das jemand auch schon in Offenburg wieder ausgestiegen ist. So hatte ich das nicht geplant, aber man macht halt das Beste aus der Situation. Kurz nach 0:00h am Montag bin ich dann in der Innenstadt aufgeschlagen – Auto abstellen, ausladen und dann mit dem eigenen Kleinwagen endlich ins wohlverdiente Bett.
Insgesamt ein sehr schönes Wochenende. Nach ein paar technische Dinge klären und dann steht einer Wiederholung eigentlich nichts im Wege. Natürlich wird es demnächst auch einen Gegenbesuch geben – Raimund will die alten Trainingsgewässer im Raum Mannheim auch mal wieder sehen. Ich freue mich auf alle Fälle schon mal drauf.