Alle Jahre wieder, so ungefährt könnte mein Motto für den MLP-Marathon in Mannheim lauten. Immerhin war die Teilnahme in der Teamwertung einmal der Anstoß für mich überhaupt mit dem Laufsport zu beginnen. Das war 2007 – mittlerweile ist 2012 und die Teamwertung immer noch existent, aber für mich nicht mehr von all zu großem Interesse. Auch wenn der Veranstalter den weniger ambitionierten Läufern jedes Jahr mehr entgegen kommt. Sei es mit einem modifizierten Duo-Marathon der Teilung 10/32, die kam letztes Jahr ins Angebot, oder in diesem Jahr mit dem Angebot anstelle eines 4er Teams auch mit einer 5er oder gar 6er Staffel zu starten. Wo bleibt denn da der Reiz wenn im Schnitt nur um die 7km bleiben – für mich fängt ab dieser Distanz das Training doch erst an. Allerdings muss man sagen: Mit diesen Maßnahmen ist die Veranstaltung immer noch eine der am besten besuchten: rund 11.000 Teilnehmer in diesem Jahr. Ebenfalls neu im Programm war ein Halbmarathon, der in der Nachbarstadt Ludwigshafen startete – damit wollte man dem oft beklagten Effekt entgegenwirken, dass der Streckenanteil in Ludwigshafen (ca. 20km) recht verlassen und einsam wirkt. Zudem hatten sich die Veranstalter der Action-Points an der Strecke etwas beklagt, dass die Mannheimer Vereine da bisher den Rahm abschöpfen konnten und in Ludwigshafen dann nur noch die richtig zähen Knochen durchkamen. Ob sich das bewährt hat bleibt abzuwarten – beurteilen konnte ich es nicht so ganz, aber dazu später mehr.
Wie der Name Dämmermarthon schon nahe legt, läuft man in die Dämmerung hinein – angesichts der teilweise heftigen Temperaturen eine vernünftige Entscheidung und ein ganz besonderer Reiz. Die Temperaturen waren letztes Jahr derart heftig (30°C und schwül), dass ich aufgrund von gesundheitlichen Problemen und Fehlern in der Getränkeversorgung die Chance ergriffen habe und beim Halbmarthon aufgehört habe (was nicht geht, sollte man lassen). Diesmal war es am Vorabend so richtig heiß – teilweise wurden in Mannheim 32°C gemessen – das ließ für die Strecke in Sachen persönlicher Bestzeit nichts gutes ahnen. Zudem hatte ich am Vorabend noch meine alljährliche Atemschutzüberprüfung zu absolvieren – nicht unbedingt optimal, denn auch dort wird ganz ordentlich Leistung abgefordert (Leiternsteigen, Hammerziehen, Laufband und Streckendurchgang).
Sei es drum, angemeldet war ich und dann nehme ich auch teil. Ein erster Ausfall vor dem Lauf trübt ein wenig die Stimmung: Nachdem vor einigen Wochen die Batterie meiner Pulsuhr schlapp gemacht hat (nach dem Marathon an der Weinstraße), ist nunmehr der Pulsgurt an der Reihe – leider noch kein Modell bei dem man den Wechsel selbst durchführen kann – also habe ich von Anfang an drauf verzichtet, reines Laufen nach Gefühl und Uhr. Auch wenn das ungewohnt ist, es muss einfach gehen.
So finde ich mich denn also kurz vor dem Start im Startblock ein, gegenüber dem letzten Jahr sortiere ich mich etwas weiter hinten in dem mir zugewiesenen Block ein – ich will mich nicht wieder über Gebühr „reintreiben“ lassen – überholen macht Spaß – überholt werden weniger, zudem ist Vorsicht die Mutter der Porzellankiste. Das Wetter hat über Nacht dankenswerter Weise abgekühlt (während ich durch die Atemschutzstrecke gerobbt bin, muss ein Sturzbach runter gekommen sein, zumindest die Straßen waren gut nass und überall stand das Wasser). Jetzt ist es fast schon unangehm kalt – weniger von der reinen Temperatur, sondern wegen des unangenehmen Windes.
Mit einigen Minuten Verzögerung fällt denn auch der Startschuss – diesmal gefällt mir schon beim Start die Musik besser als letztes Jahr – „Eye of the Tiger“ ist doch ein richtiger schöner Song zum Start. Er erinnert mich an so vieles, aber jetzt heißt es erst mal auf die Strecke konzentrieren. Das Feld stockt noch etwas, aber nach der Startlinie wird es sukzessive besser – es geht die Augustanlage aus der Stadt herraus – ein breiter Boulevard und dennoch ist es immer noch reichlich eng – so richtig hat sich noch nicht jeder einsortiert was die Geschwindigkeit betrifft. Nach rund einen Kilometer macht sich bei mir auch noch ein unangenehmes menschliches Bedürfnis bemerkbar – das hemmt mich etwas aber es ist auch gerade kein Dixie-Häuschen in Sicht, also erst mal noch etwas abwarten. Kurz hinter Kilometer zwei hat sich meine Schwester mit der Kamera positioniert – ich sehe sie und eine ihrer Freundinen kommt direkt hinter mir – kurzer Abgleich: Sie läuft nur einen halben und ich bin ihr denn doch zu schnell. Kurz danach sehe ich noch Patricia aus meiner Laufgruppe – auch sie macht etwas langsamer und will mich nicht ausbremsen – also gehts alleine weiter immer auf der Suche nach einer Möglichkeit zum Pit-Stop.
Wir laufen durch den Stadtteil Neuostheim – auf dem Hinweg geht es die südliche Straße am Flughafen entlang, auf dem Rückweg ist die Streckenführung eine andere. Nach dem Flughafen geht es ins Industriegebiet – dort stürmen viele die Rabatten, auch ich suche mir ein passendes Gebüsch – und schon läuft es sich wieder viel leichter. Nicht mehr all zu lange und schon taucht die erste Versorgungstation bei Kilometer 5 auf – aus meinen Fehlern habe ich gelernt – diesmal wird von Anfang an zugegriffen – ein Schluck Wasser und weiter gehts. Zwischenzeitlich immer die Uhr im Blick – ich pendle ein wenig – mal 5:25 mal irgendwas um die 5:00 Minuten pro Kilometer – eigentlich etwas flotter als ich mir vorgenommen habe – ich mahne mich ein wenig dazu nicht noch schneller zu werden. Ich weiß ja, dass auf der Strecke die heftigen Anteile noch vor mir liegen. Im lagen Bogen geht es auf die Ortsumgehung Seckenheim – früher war das mal eine recht häufig besuchte Trainingsstrecke – seit ich nicht mehr direkt in der City wohne komme ich da nicht mehr so häufig vorbei – aber verändert hat sich nicht viel. Kurz nach Kilometer sieben treffe ich auf Holger und Rolf, auch aus meiner Laufgruppe – sie wollen sich etwas erholen nach diversen Veranstaltungen und laufen um die 5:25 – ich versuche mich einzubremsen, aber wie es mir so oft auch im Training geht – es gibt Geschwindigkeiten die harmonieren nicht so recht mit meinem Köper … also verabschiede ich mich und lasse mich mit der Läuferschar mittreiben. Irgendwo auf der Strecke habe ich das Pacemaker-Team für 4h hinter mir gelassen – immer noch am Grübeln ob das wirklich gut ausgehen kann.
Am Ende der Umgehung ist seit 2009 eine kleine Extra-Schleife angeflanscht, die es erlaubt am Ende auf eine Extra-Runde durch die Augusta-Anlage in Mannheim zu verzichten – das ist auch gut so. An dieser Schleife steht das Siedlerheim, der erste größere Action-Point, dahinter eine Versorgungstation. Eigentlich sollte die etwas später liegen, aber der enge Feldweg erlaubt dort kein Aufstellen von Tischen oder gar einer „Langsam-Läufer-Spur“ zum Tanken. Daher etwas früher als gedacht. Dankbar nehme ich einen Becher Elektrolyt-Getränk um den Riegel herunter zu spülen – dass es Bananen gibt sehe ich erst zu spät. Für die nächsten Stationen weiß ich dass dann ja… Auf dem engen Feldweg geht es zudem über die erste nennenswerte Steigung auf der Strecke – eine kleine Brücke und den Friedhofshügel von Seckenheim hoch. Ich nehme diese Steigung fast gar nicht wahr. Viel eher interessiert mich da das erreichen der ersten Zwischenzeit bei Kilometer 10 – fast ein Viertel liegt hinter mir und noch fühle ich mich ausgezeichnet – gefühlt könnte ich stundenlang weiter laufen.
Nun geht es sanft bergab in den Ortskern von Seckenheim, um einige Ecken durch die engen Gassen des Dorfes. Am Wasserturm in Seckenheim ist richtig Stimmung – auch eine der Hauptdurchfahrtstraßen (Badener Straße) ist von vielen Schaulustigen gesäumt – die Stimmung ist ausgelassen. Am Ende der Straße eine weitere Getränke-Stelle – wieder greife ich zu – diesmal nur Wasser. Rum um die Kurve und als Langstreckenläufer gleich ganz links halten – auf der rechten Seite ist die erste Wechselstation für die Team-Läufer – reichlich voll. Ab jetzt heißt es ein wenig aufpassen, wer einen überholt. Die Staffelläufer sind noch frisch und spritzig und ziehen daher natürlich ganz anders an, als wenn einem schon 12km in den Beinen stecken.
Ich lasse Seckenheim hinter mir – auf der Einmündung auf die Pendelstrecke kommen mir bereits die Besenwagen entgegen und räumen die Hinterlassenschaften der Läufer weg. Die Pendelstrecke zieht sich ein wenig, aber ich bin gut gelaunt und lasse auch den Pacemaker mit den für mich magischen 3:45h hinter mir. Kurz zögere ich noch, ob dieser Schritt klug ist, aber egal – er liegt beim Ende des Gedankens schon hinter mir. Kurz bevor es, diesmal auf der Nordseite, durch Neuostheim geht passieren wir den Kilometer 15. Der Ortsdurchgang ist von vielen Menschen gesäumt und am Ende lauert nochmal ein sanfter, aber langezogener Anstieg auf einen.
Ich laufe entlang des Luisenparks, immer noch parallel der OEG-Straßenbahntrasse die uns schon seit Seckenheim begleitet. Meine Trainingsstrecke liegt auf der anderen Seite der Gleise – der sogenannte Neckardamm-Weg – der hat den Vorteil auch im Winter vollumfänglich laufbar zu sein, die Straßenbeleuchtung brennt dort die ganze Nacht – und zu fast jeder Tages und Nachtzeit findet man dort irgendjemanden der sein Lauftraining absolviert. Am Ende des Luisenparks, genauer gesagt unterhalb des Fernmeldeturms wartet ein besonderes Highlight auf mich: Mein Sportverein, genauer gesagt die Triathlonabteilung samt tatkräftiger Unterstützung von verschiedenster Seite betreut dort den Getränkestand. Mein Laufkollege Gunther Mair steht ganz vorne, begrüßt mich kurz und reicht mir gleich einen Becher Wasser, viel Zeit habe ich nicht und schon liegt der Versorgungspunkt auch hinter mir.
Kurzer Check – im Vergleich zum vergangen Jahr fühlt sich diesmal alles wunderbar an, keine Anzeichen von Übelkeit oder ähnlichem – irgendwo auf den Kilometern 18-19 habe ich letztes Mal die Entscheidung fällen müssen, doch nur einen Halbmarathon zu laufen. Diesmal ist die Entscheidung ein klares „go ahead“ (mach weiter) – kurze Zeit später kommt auch schon das Nationaltheater in Sichtweite – wir sind also fast wieder am Startpunkt. Kurz davor nochmal die Chance zur Verpflegung, diesmal klappt es mit der Banane – auch wenn die eisgekühlt vom Kühllaster kommt und damit nicht gerade optimal zur Verdauung ist. Mit der ersten Durchquerung der City (entlang der sogenannten Fressgasse, weil dort die ganzen Imbiss-Möglichkeiten der Innenstadt versammelt sind) – eine altbekannte Strecke für mich.Nach rund 500m zweigt die „Pussy-Lane“ (wie ich spöttisch den Abzweig für die Halbmarathonis nenne) ab. Die Strecke wird merklich leerer – klar, hier sind nur noch die Marathonis und die Team-Läufer unterwegs.
Das nächste Ziel ist auch nicht mehr weit: in direkter Nähe zu meiner elterlichen Wohnung hat sich meine Schwester mit meinen Eltern postiert – wie abgemacht haben sie auch meine Windjacke mitgebracht (falls ich sie benötigen würde). Der Wind hat mir bis vor wenigen Kilometern wenig ausgemacht, allerdings in der engen Häuserzeile der Fressgasse hat es doch ganz gut geblasen und mir wird ob der langsam untergehenden Sonne doch etwas kühl.
Zudem steht nun einer der eigentlichen schönen Streckenabschnitte an – leider ist der nicht wirklich gut besucht und kann daher recht ätzend werden: Es geht über die Brücke nach Ludwigshafen und ein gutes Stück auf der dortigen Hochstraße oberhalb der Stadt entlang. Ich bin heilfroh über meine Jacke – mir wird nicht kalt und die eine oder andere Böe kann mir auch nichts anhaben. Am Fuß der Brücke habe ich ohne Mühen die Halbmarathonmarke überschritten – bei Kilometer 22 habe ich Gewissheit – der erste wirkliche spürbare Anstieg liegt hinter mir. Der Ausblick über die Stadt mit dem Sonnenuntergang ist herrlich, wenn auch von einigen Wolken getrübt.
Mit einer Spitzkehre geht es runter von der Hochstraße in die Innenstadt von Ludwigshafen. Auf dem Weg nach unten entlang des Zubringers bekomme ich einen ersten Vorgeschmack was mich auf dem Rückweg erwartet: ein recht starker Gegenwind – durch die leicht geschwungene Form der Hochstraße hatte ich den Wind eher von der Seite und teilweise im Rücken, da fällt es gar nicht so auf. Außer bei den Zeiten – seit mehr als 10km pendle ich kontinuierlich um die 5 Minuten Marke – häufig gerade so darunter. Aber noch läuft alles und so lasse ich es laufen, wenn ich mir auch das Überholen immer etwas überlege. Bei Kilometer 24 steht auch schon wieder eine Versorgungsstation – Banane und Elektrolyt auffüllen und weiter gehts.
Der Weg führt vorbei am Theater der Stadt Ludwigshafen (Pfalzbau) zum Berliner Platz – einer weiteren Wechselstation. Gemäß der Schilder hat irgendwo die Zuführung der Halbmarathon-Strecke ab Ludwigshafen stattgefunden – noch merke ich davon recht wenig – es sind nicht mehr Läufer unterwegs, allerdings ist es es kurz nach dem Start als ich auf die Uhr schaue. Rund um den Berliner Platz ist gute Stimmung, viele Leute und persönliche Begrüßung der Läufer, sofern die Startnummer lesbar ist. Da ich die Jacke drüber gezogen habe bei mir nicht – aber auf den Service kommt es mir denn auch nicht mehr an.
Es geht auf eine lange Gerade die ich in den letzten Jahren nicht in sonderlich guter Erinnerung hatte – recht einsam, wenige Läufer unterwegs und das gerade wo man üblicherweise gerade so im „Marathon-Loch“ steckt. Diesmal ist etwas mehr los – und Fußballinfos gibt es auch an der Strecke: Ein Passant übernimmt die Aufgabe alle Teilnehmer über das aktuelle Spiel zu informieren: Dortmund gegen Bayern 3:1 – immerhin etwas Ablenkung für mich während ich mich tapfer jeden Kilometer weiter kämpfe.
Während ich weiter um die 5 Minuten-Marke herum pendle plane ich den weiteren Lauf – Kräfteeinteilung und Verpflegung. So fliegen die Kilometer an mir vorbei – ehe ich mich richtig versehe bin ich fast am südlichsten Punkt der Strecke und laufe im Ortsteil Rheingönnheim ein – Kilometer 29 am Ortseingang – aus Erfahrung weiß ich, wenn die 30 hinter mir liegen, dann geht auch der Rest irgendwie. Für die Strecke habe ich mit etwas Traubenzucker und den zwei Gels die ich mitführe kalkuliert. Eines will ich kurz vor dem letzten großen Anstieg vertilgen, ein anderes habe ich schon in Mannheim vor der Brücke in mich reingedrückt (so sonderlich schmeckt mir das Zeug eh nicht).
Um so erfreuter bin ich, als ich in Reingönnheim meine mitgeführte Getränkeflasche füllen kann und auch noch ein weiteres Gel in die Hand bekomme – unverhofft kommt oft – noch dazu vom gleichen Hersteller wie ich es dabei habe – ergo weiß ich: Das vertrage ich ohne größere Probleme.
Aus Rheingönnheim raus überquere ich eine weitere wichtige Marke: 30 Kilometer sind geschafft – nur noch etwas mehr als 10km – innerlich projiziere ich das auf meine übliche Strecke am Neckardamm – die hat auch ziemlich genau 10km und hat mich schon oft in dieser Hinsicht motiviert. Zudem befindet sich hinter Rheingönnheim noch ein etwas kleinerer Anstieg – der vorletzte wie ich weiß – jetzt liegt nur noch die Hochstraße als nennenswertes Hinderniss vor mir.
Mit all diesen positiven Gedanken geht es durch die Gartenstadt von Ludwigshafen, auch hier ist recht viel los, jede Menge Leute an der Strecke jubeln den Läufern zu. Auch kommt die letzte Wechselstation bald in Sichtweite – noch 8km sind es jetzt, noch rund 2 bis zum nächsten großen Energieschub. An der Versorgung habe ich wieder Wasser abgegriffen – muss aber dennoch etwas nachfüttern aus meiner eigenen Flasche – die wird dadurch praktischerweise auch leichter … nach einer kleinen Extra-Schleife geht es raus aus der Gartenstadt, das nächste Ziel ist der Anstieg an der Hochstraße.
Bis dahin sind es noch knappe zwei Kilometer – die nutze ich dazu mich seelisch und moralisch auf den Anstieg vorzubereiten. Bei Kilometer 36 wollte ich eigentlich das Gel aus dem Gürtel ziehen – in der Enge der Tasche erwische ich allerdings erst mal nur ein großes Stück Traubenzucker – auch nicht schlecht und vielleicht so ca. 500m vor dem Anstieg auf die Brücke nicht falsch – geht der doch recht schnell ins Blut und steht zur Verfügung.
Der Anstieg ist wie erwartet quälend, erst die Auffahrt hoch und dann wieder eine kleine Senke bevor es richtig hoch auf die Hochstraße geht – mit dem Auto nimmt man diese Steigung fast gar nicht wahr, als Läufer um so mehr. Immerhin steht auf halber Höhe ein Motivationsschild – 37 Kilometer gelaufen noch rund 5 vor mir. Das ist jetzt wirklich keine Strecke mehr auf der ich ans Aufgeben denken will.
Es geht zwar weiter immer noch bergan, aber die Steigung lässt langsam nach. Eine kleine Welle auf Höhe des Rathaus-Centers in Ludwigshafen kostet nochmal Kraft. In der Ferne sehe ich schon sie Siloutte von Mannheim, vor mir die Rheinquerung mit der charakteristischen Pylon-Brücke. Nicht mal mehr 4 Kilometer, auf dem Weg über die Brücke drücke ich mir mein letztes Gel und den verbliebenen Traubenzucker rein und spüle alles mit ordentlich Wasser runter. Kurz vor Kilometer 39 ein kurzer Anflug von Magenkrämpfen, aber die lassen dankenswerter Weise auch gleich wieder nach – merke: nicht ganz so hastig essen sonst kommt sowas bei rum.
Ich quere den Mühlauhafen, langsam neigt sich die Brücke dem Ende, in einer langen S-Kurve geht es direkt in die Mannheimer Innenstadt, entlang der sogenannten Kunststraße – normalerweise nehme ich am folgenden Getränkestand noch ne Cola mit, aber irgendwie verpasse ich es und nehme doch nur Wasser – viel zu sehr bin ich auf das Schild am Ende der Tische fixiert: 40km sind erreicht – noch zwei zu Laufen. Langsam kommt das Adrenalin und die Endorphine durch. Um so mehr als an der nächsten Ecke meine Familie nochmal mit Schildern steht „Niemmi weit!“ sehr zu meiner Freude und auch zu den anderen Läufern die lächelnd und mit erhobenen Daumen daran vorbei laufen.
Was bleibt ist noch ein kleiner Schwenk um die Strecke ausreichend lang zu machen – rechts um auf die Jesuitenkirche und den Audiamax zu, dort nochmal links bis ans Landgericht, dort auf der Magistralen vor dem Schloss nochmal links und am Paraplatz wieder rechts auf die ursprüngliche Trasse. Die Kunststraße runter wird es zusehens belebt, vor dem großen Sporthaus ist richtig was los, Disko und Musik, jede Menge Licht in Mitten der Dunkelheit – auch wenige Meter weiter nochmal ordentlich Musik. Irgendwie habe ich in dem ganzen Trubel das Schild für Kilometer 41 verpasst – aber egal aus der Erfahrung heraus weiß ich: Jetzt können es keine 2 km mehr sein, allenfalls noch 1,5km wenn überhaupt. Raus aus der Kunststraße auf die finale Runde um das Jugendstil-Ensemble des Mannheimer Wasserturms. Ziemlich genau im Scheitel des umschließenden Straßen-Us steht das Schild für 42km. Noch knapp 200 Meter – ich gebe noch ein wenig Gas. Aus der Entfernung kann ich schon den Bass hören – wieder „Eye of the tiger“ von Survivor. Der Beat motiviert mich nochmal alles zu geben. Mit ordentlich Schwung gehe ich daher die letzten 150 Meter auf der Zielgeraden an. Die Uhr über dem Zieleinlauf sagt 3:41 und einige Sekunden. Ich kann also hoffen, dass es mir gereicht hat meinen alten Streckenrekord in Mannheim zumindest näherungsweise wieder erreicht zu haben – oder habe ich ihn sogar unterboten? Kein Ahnung, dafür bin ich jetzt erst mal zu fertig.
Medaille abholen und dann geht es zum Futtern und abschließend zur Massage. Irgendwie habe ich dort wohl etwas zu sehr entspannt – jedenfalls geht es mir hinterher wie einige Stunden nach Ulm – völlig verausgabt. Einer meiner Laufkollegen sieht mich und organisiert ein Sani-Team – da ich ja weiß was los ist, futtere ich mal hemmungslos Traubenzucker in mich rein, damit die Muskeln wieder Kraft bekommen und das Zittern der Muskeln wieder aufhört. Bis die Sanis eintreffen geht es mir schon wieder recht gut – dennoch ein kurzer Check im Mecial-Center, aber nichts auffälliges festzustellen – Puls leicht erhöht und der Blutdruck noch etwas oben – aber was will man nach einem Marathon auch anderes erwarten. Nach fünf Minuten darf ich denn auch wieder gehen. Noch etwas Futter für den Weg bis zu meinen Eltern, dann gehe ich los. Ich merke recht deutlich, dass ich mir mit meinen neuen Schuhen trotz einiger Trainingseinheiten ein paar Blasen gelaufen habe – aber nichts wildes. Mittlerweile ist kurz vor 11h am Abend – bei meinen Eltern schaufle ich noch die Reste vom Mittagessen in mich rein (ich habe mittlerweile auch wieder ein deutliches Hungergefühl).
Insgesamt ein sehr schöner Lauf, direkt vor der Haustüre wenn man so will – ich glaube sobald die Ausschreibung rauskommt habe ich ein festes Ziel fürs nächste Jahr. Vielleicht klappt es ja dann endlich auch mal mit etwas mehr Trainingsplan und einer noch besseren Zeit. Noch am Abend rufe ich die Ergebnisse ab (bevor der Server am nächsten Tag wegen Überschreitung des Bandbreiten-Limits nicht erreichbar ist): Insgesamt 224. in der Altersklasse Platz 37 mit einer Nettozeit von 3:38:32, das ist eine Minute und zehn Sekunden schneller als bei meiner letzten erfolgreichen Teilnahme. In der Gesamtwertung bin ich nach vorne gerutscht, in der Altersklasse hingegen etwas nach hinten. Wie dem auch sei – nächstes Jahr wie gesagt wieder (auch wenn ich mich dann auf eine andere AK einlassen muss).
Herzlichen Glückwunsch zum Lauf!
Du schreibst immer so, dass man fast das Gefühl hat mit zu laufen. Sehr spannend und eindrucksvoll.
Viele Grüße, Richard.