Eigentlich ist das Wetter doch nur ein Thema für jemanden dem nichts einfällt. Jemandem der unter dem „Horror Vacui“ leidet, wie es Hildegunst von Mythenmetz beschreiben würde. Dennoch komme ich nicht umhin einige Dinge hier aufzugreifen die mir die letzten Tage im Bezug auf das Wetter und die Verhaltenweisen des Homo-Sapiens des 21. Jahrhunderts aufgefallen sind.
Am Donnerstag habe ich bereits die Vorbereitungen für meinen Besuch bei meiner Freundin gemacht. Wie es sich gehört mache ich da immer noch einen kurzen Check ob auch alles tauglich ist für die Fahrt. Dazu gehören so Dinge wie Ölstand, Scheibenwischwasser und adequate Ausrüstung für die angekündigte Witterung.
Bezüglich der Witterung gab es eine Vorwarnung des Deutschen Wetterdienstes vor ddem Sturmtief Joachim, dass am Freitag über Deutschland hinwegziehen sollte – meine Route lag natürlich genau im rot eingefärbten Bereich. Innerlich stellte ich mich da schon auf eine längere Fahrt gen Dresden ein – immerhin habe ich schon einige Male fast 10 Stunden benötigt bis ich endlich angekommen war. Aufgrund der angekündigten Schneefälle und Schneeverwehungen habe ich dann noch meine Schneeketten mit auf die Ausrüstungsliste draufgeschrieben. Nur bei mir habe ich die nicht gefunden.
Am Abend war noch ein Vortrag des Stadt-Archäologen Dr. Wirth im Reiss-Museum, das ich dieses Jahr auch wieder beim Neolith-Haus unterstützt habe. Es ging um die diversen Aktionen im Laufe des Jahres – es ist doch einiges zusammen gekommen was an diesem Jahr an Funden in Mannheim und Umgebung ans Tageslicht geholt wurde. Zum Abschluss gab es dann für alle ehrenamtlich tätigen und die Unterstützer des Museums eine nette Weihnachtsfeier mit leckerem Chili con carne. Wie üblich auch wieder eine Runde Schrottwichteln – diesmal habe ich wirklich Schrott abgegriffen: zwei blaue Engel mit verunstalteten Gesichtern als Kerzenständer. Ich dachte immer blaue Engel wären in Wahrheit menschlich und der Spitzname der Mitarbeiter beim THW im Einsatz. Vielleich male ich den Engeln ja noch ein gelbes Rückenschild auf – dann sind sie engültig Kitsch. Über die Gesichter braucht man sich dann auch keine Gedanken mehr zu machen …
Auf dem Heimweg habe ich im elterlichen Keller dann doch noch die Schneeketten gefunden – und diese auf dem Rad nach Hause transportiert … schon affig „Schneeketten fürs Fahrrad“. Der nächste Morgen war schon angebrochen als ich daheim aufgeschlagen bin. Von daher hätte ich gerne ja die Gleitzeit etwas mehr genutzt, aber ich wäre fast schon so zu spät zu einer Schulung gekommen die ich halten sollte. Irgendwie hatte das Ganze ja schon wieder eine wenig Martins Stil mit der Pünktlichkeit und den just-in-time Aktionen für irgendwelche Vorträge. Auf Dauer möchte ich das aber nicht so machen. Das geht doch zu sehr an die Substanz.
Kurz vor der Abfahrt noch ein letzter Blick auf die Wetterwarnungen: Noch immer alles rot und auch die Nachrichten liesen nichts Gutes ahnen. Immerhin hatte sich noch ein einzelner Mitfahrer gemeldet – und der auch nur bis Darmstadt aber immerhin etwas. Man darf halt nicht wählerisch sein.
Auf dem ersten Teilstück gab es dann wieder Erwarten keinerlei Probleme – ein wenig Regen aber nichts was den Scheibenwischer wirklich in Bedrängnis gebracht hätte. Auch müssen wohl einige Leute der Warnung gefolgt sein und nicht gefahren sein. Es war recht leer auf der Autobahn und auch die Radiodienste meldeten vergleichsweise wenige Staus für einen Freitag – erst recht für einen Freitag im Dezember – das kenne ich deutlich schlimmer.
Auch nach dem Absetzen lief es munter weiter – im Radio gab es diverse Berichte über Schneeverwehungen und Verkehrsbehinderungen allerdings alles nicht auf meiner Strecke. Kurz nach Alsfeld gab es dann zum ersten Mal etwas stockenden Verkehr der sich bis kurz vors Dreieck Kirchheim gehalten hat – aber alles ohne wirklich erkennbaren Grund. Warhscheinlich mal wieder einer dieser Wunderstaus, die einfach aus dem Nichts entstehen und genauso wieder verschwinden.
Das Wetter war zwischenzeitlich deutlich regnerisch und windig, aber alles vollkommen handhabbar – mit ein wenig Wind auf den Talbrücken muss man ja immer rechnen. Ebenso das es nach dem Überholen eines LKWs gelegentlich etwas von der Seite „zieht“ – aber wie gesagt, nichts wo man sich jetzt Sorgen machen müsste.
Auf der A4 ging es genauso flüssig weiter. Teilweise habe ich mich hinter einen Blauen Engel gehängt – Die Jugendgruppe des OV Freisen war unterwegs und der MTW gibt einen echt guten Windschatten ab. Zwischenzeitlich war ich mal etwas schneller, dann wieder der MTW so ging das bis kurz vor Erfurt, dort haben wir uns dann irgendwie verloren – aber insgesamt eine nette Beschäftigung für während der Fahrt. Kurz vor Jena mal wieder der übliche kurze Stauruck auf der Steigung nach Schorba – da habe ich jedesmal Probleme, wenn der Schwung mal weg ist, dann hilft wirklich nur noch Schalten. Höchste Zeit das der Tunnel da endlich fertig wird.
Nach dem Kreuz Chemnitz dann richtig dicker Stau – aber diesmal mit Grund: 4 Fahrzeuge waren in einen Unfall verwickelt und blockierten die linke Spur. Alles auch nicht wild und nach der Unfallstelle lief es ja dann auch wieder flüssig weiter bis zur Abfahrt Siebenlehn nach Freiberg. Bis dahin vom gemeldeten Schneechaos und dem Sturmtief auf meiner Strecke fast überhaupt nichts zu spüren. Halt einfach herbstliches bis winterliches Wetter – ein wenig angepasst fahren und schon passt das. Von daher war ich echt gespannt was die letzten Kilometer auf der Bundesstraße bringen würden. Ich rechnete schon mit Sperrungen und reichlich Schnee, aber bisher hatte ich nur an sehr wenigen Stellen an der Strecke ein paar versprengte Häufchen Schnee gesichtet. Die Straßen komplett frei. So war es dann auch auf der Bundesstraße – keinerlei Probleme und bereits nach knapp fünfeinhalb Stunden war ich angekommen. Ganz ohne Schneeprobleme oder sonst etwas.
Irgendwie fühlte ich mich von den Medien mal wieder ziemlich verschaukelt. Da wurde wieder ewig viel Wind um nicht wirklich viel gemacht. Das war ja schon fast amerikanisch was wir hier geboten bekamen – mit dem Hinweis doch nicht unterwegs zu sein, wenn man nicht müsste und das es ja so schlimm werden würde. Am Ende doch wieder nur Panikmache ohne wirklichen Kern. Die wenigen berichteten Unfälle und Probleme waren in meinen Augen eher die übliche Begleitmusik auf die ersten Wintereinbrüche auf den Straßen – jedes Jahr das gleiche: Hier ein paar querstehende LKW da ein paar glatte Straßen. Diesmal waren es vor allem wirklich nur die Höhenlagen – und da muss ich sagen: Wer im Dezember noch mit unzureichender Ausrüstung durch die Höhenlagen fährt ist doch echt selbst schuld. Da muss man als Kraftfahrzeugfahrer halt einfach mitdenken – das kann das Auto nämlich noch immer nicht. Aber auch die Medien sollten sich echt überlegen wie reisserisch man so etwas aufmachen muss. Das im Winter Schnee fällt ist glaube ich nichts umwerfend neues – deshalb heißt es ja Winter. Oder haben wir mittlerweile das gleiche Probleme wie in den USA? Dort interessiert sich keiner mehr für Politik im Fernsehen oder im Radio – daher muss jeder Klatsch und Tratsch extra breit ausgewalzt werden und jedes kleine Bisschen Wetter das von der Norm abweicht wird zur Katastrophe erklärt. Womit wir wieder beim Thema „Horror Vacui“ wären.
Ich bin jetzt mal gespannt wie sich das Wetter entwickelt und wie dir Rückfahrt wird.