Im allgemeinen bin ich ja nicht so übermäßig als Kulturfreak bekannt – auch wenn ich bei Urlauben die Kultur nicht zu kurz kommen lasse. Wann immer sich irgendwas historisches oder auch nur interessantes findet, kommt es auf den Reiseplan. Im Gegensatz zu vielen anderen Menschen meines Alters habe ich in meiner Jugend bei weitem nicht so viel Zeit auf Konzerten oder gar Open-Airs zugebracht – die ersten Ausflüge dieser Art waren dann im Rahmen von technischer Unterstützung mit dem THW. Unter anderem AC/DC in Hockenheim und Bon Jovi auf dem Maimarkt-Gelände sind mir in guter Erinnerung.
Vielfach habe ich mich später immer geärgert, dass ich auf einigen Konzerten eben nicht war. Die Künstler aus meiner bevorzugten Zeit, den 80ern und frühen 90ern werden nicht eben jünger und man weiß nicht wie häufig bestimmte Gruppen noch auf Tour kommen werden. Immerhin habe ich während des ersten Praxissemesters die Chance beim Schopf gegriffen und Brian Adams live in Nürnberg erlebt.
In den Staaten habe ich mir Pat Benetar und REO-Speedwagon gegönnt – ein schönes Kombikonzert in Wolftrap – dem Nationalpark of the performing arts. Ein echtes Erlebnis. Für R.E.M. habe ich mal wieder zu lange gewartet – die haben sich ja kürzlich getrennt. Das Konzert von Roxette in Mannheim habe ich auch nicht wahrnehmen können. Das sollte mir bei Sade nicht so gehen. Wie üblich habe ich mir natürlich kein Ticket vorab gekauft – auch weil ich lange Zeit nicht absehen konnte, ob ich überhaupt in Mannheim bin.
Aber irgendjemand wird bei solchen Konzerten immer kurzfristig krank oder ist anderweitig verhindert, und Restposten gibt es ja auch noch. So bin ich am Ende für 50 EUR an eine Karte gekommen – nochmals Danke an die Verkäuferin! Teilweise gab es auch noch Angebote für den Originalpreis oder nur unwesentlich darunter. Die Karte die ich ergattert hatte war mit 96 EUR ausgezeichnet. Ein Preis der mir für ein
Konzert einfach doch ein wenig zu hoch ist. Im Zweifel hätte ich auch drauf verzichtet. Man muss nicht jeden Preis zahlen, nur weil er angegeben ist.
Offizieller Beginn war für 20h angesetzt – ein DJ spielte in der Zwischenzeit irgendeinen üblen Hip-Hop-Verschnitt – das passte zu meiner Vorstellung von Sade wie Faust aufs Auge. Auch war mein Sitzplatz alles
andere als hitverdächtig – hätte ich den vollen Preis bezahlt, so wäre ich wohl ziemlich verägert gewesen. Fast schon in senkrechtem Winkel seitlich zur Bühne. Entgegen meiner Erwartungen war dann auch nicht um kurz nach 20h Schluss mit dem DJ, sondern erst gegen kurz vor 21h räumte er endlich das Feld. Eine kleine Entschädigung gab es denn doch noch – der benachteiligte Block wurde „umgesiedelt“ – somit kam ich doch noch in den Genuss eines besseren Sitzplatzes im unteren Bereich der Ränge anstelle weiter oben. Allerdings etwas weiter weg von der Bühne. Andere Gäste waren im Übrigen auch nicht gerade angetan von der Art und Weiße wie das gehandhabt wurde – sei es die Pünktlichkeit oder auch der Vorab-DJ. Einige waren wohl auch kurz davor unverichteter Dinge wieder zu gehen – angesichts des hohen Preises schon ein heftiger Schritt in meinen Augen.
Das Konzert an sich war dann doch recht gut gemacht, ich war mal wieder erstaunt welche Lieder ich alle doch irgendwie kannte – sie aber nie mit Sade in Verbindung gebracht hätte. Insgesamt störend war während des gesamten Konzerts die Leistung der Tontechniker – ich weiß nicht ob es auch nur an einem extrem ungünstigen Sitzplatz gelegen hat oder die Akustik in der SAP-Arena generell nicht der Brüller ist. Zumindest im Block war man sich recht bald einig, dass die arme Sade Adu in Bass und Gitarren-Rumpeln einfach untergegangen ist. Schade um Sade in dem Fall. Ich will damit nicht die Leistungen der Band an sich abwerten, einzig die Mischung, welche meine Ohren erreichte passte nicht so recht zueinander – die Schlagzeug und Gitarren in allen Ehren und Hut ab vor der Leistung der Musiker, aber wenn der Gesang total absäuft und kaum zu verstehen ist, ebenso wie einige Ansprachen ans Publikum, dann hat eindeutig der Tontechniker oder sein Team die Hausaufgaben nicht gemacht. Die Lautstärke an sich war noch im Rahmen des erträglichen – einen Kompromiss muss man hier immer eingehen, denn auch die Leute auf den Rängen und im hinteren Teil des Saales wollen ja etwas mitbekommen.
Die Bühnenshow war recht gut gemacht, viele nette Lichteffekte und interessante Arbeiten mit Vorhängen und der großen Leinwand im Hintergrund. Gut in Erinnerung geblieben sind mir die vielen Aufnahmen Manhattans. Das war wirklich spitze gemacht. Auch die Darstellung der Künstler auf den Großleinwänden rechts und links der Bühne wirkten jeweils stimmig, wenn auch teilweise etwas hektisch geschnitten.
Alles in allem ein ganz nettes Konzert, wenn auch ein schaler Beigeschmack bleibt: Das Vorprogramm und die Verspätung sowie der schlecht abgestimmte Ton hätten nicht unbedingt sein müssen. Da ist auf alle Fälle Verbesserungspotential vorhanden.
Das die Abstimmung zwischen Musik und Gesang auch gelingen kann und das im gleichen Konzert, habe ich gemerkt als ich daheim noch etwas Radio gehört habe – SWR1 hat Teile des Konzerts gesendet – hier stimmte denn auch das Verhältnis von Musik zu Gesang – die Stimme schwamm mit der Musik anstelle darin unterzugehen. Sowas sollte doch auch vor Ort möglich sein. Hätte ich den vollen Preis für das Konzert bezahlt wäre ich wohl maßlos enttäuscht gewesen, für knapp 100 EUR erwarte ich ein ordentlich gemachtes Konzert mit stimmigem Ton und einem angemessenen Rahmenprogramm.
Fazit: Sade habe ich erst mal unter „Schade!“ abgelegt – der Wunsch ein weiteres Konzert der Band zu besuchen ist fürs erste mal gedeckt – vielleicht wird es beim nächsten Mal ja besser, aber da müssen sie Künstler wohl noch ein wenig warten bis sie die Chance bekommen sich mir nochmal präsentieren zu dürfen.