Kaum hatte ich vor rund zwei Wochen zum ersten Mal erfolgreich einen Triathlon hinter mich gebracht, da startete ich auch schon auf der nächsten Veranstaltung diesen Typs. Diesmal in Heidelberg und mit entsprechender Selbstbeteiligung – die Lion-Team-Challenge. Am vergangenen Donnerstag gab es eine Hilferuf-e-mail an alle Teilnehmer des Firmen-Ultras in meiner Firma. Ein Team hatte sich gemeldet, aber die notwendige Starter-Zahl war noch nicht erreicht. Es fehlten noch vier Leute um wenigstens eine Startberechtigung zu erhalten. Nun gut, was tut man nicht alles – für den Sonntag stand sowieso eine intensive Trainingseinheit auf dem Programm – warum also nicht verknüpfen, wenn es sich schon anbietet.
Auf die Schnelle konnte ich mir diesmal aber kein Rennrad organisieren, also musste es diesmal halt mit dem Tourenrad irgendwie klappen. Immerhin kann ich ja das U-Schloss abmontieren, das bringt schonmal ein wenig Entlastung – aber ansonsten war es das dann auch mit Optionen. Egal, Haupstache dabei sein – wie bei jeder dieser Veranstaltungen zählt natürlich auch der Fun-Faktor.
Los geht es bereits gegen halb neun am Sonntag morgen – kurze Einweisung in die Strecke und diverse Sicherheitsdinge, so etwa das potentiell rutschige Becken der Duschen, dass auf dem Weg vom Wasser zur Wechselzone durchgquert werden muss. Dazu der deutliche Hinweis, dass die Strecke nicht vollständig gesperrt werden kann, und beim Radfahren daher Vorsicht oberstes Gebot ist. Zudem führt die Strecke durch landwirtschaftlich genutztes Gebiet – mit Dreck und „Babbel“ ist also zu rechnen. Wie immer bei Team-Veranstaltungen gibt es vorher eine kurze Einteilung – gerade fürs Schwimmen ist die unerlässlich, denn auf einer Bahn tummeln sich am Ende zehn Schwimmer. Bei der Aufreihung nach geplanter Schwimmzeit stehe ich plötzlich ganz am Ende der Reihe – zu meiner Überraschung im positiven Sinne – mit geplanten 8 Minuten und ein paar Sekunden stehe ich eindeutig als schnellster Schwimmer da – naja auch wenn mir solche Pole-Positions nicht so behagen, „was mudd dat mudd“.
Das Wetter hat sich morgens noch nicht so recht entschieden – auf dem Weg nach Heidelberg hatte ich noch 2 kleinere Schauer, und zum Start ist der Himmel bedeckt. Um so frischer kommt einem das Wasser mit rund 22°C (angeblich sehr warm im Vergleich zum Vorjahr) vor. Bis zum Start dümple ich nur zwei Minuten im Wasser, aber irgendwie fühlt es sich doch eisig an und mir wird irgendwie kalt. Um so besser, als es dann endlich losgeht – mit der Bewegung kommt auch die Wärme langsam zurück. Auf der ersten Bahn wetteifere ich noch mit einem Kollegen, auf der zweiten lasse ich ihn vor, kann ihn dann aber doch recht bald noch im Laufe der Bahn überholen. Nach 180m gehe ich wieder in den Bruststil über um meien Kräfte zu sparen – ich muss unbedingt mehr Schwimmtraining im Kraulstil absolvieren …
Als erster in meiner Gruppe verlasse ich das Wasser, auf geht es in Richtung Wechselzone – da ich keine Triathlon-Bekleidung habe heißt es Umziehen. Das kostet recht viel Zeit. Wie ich später von den alten Hasen erfahre sollte man einfach einige Dinge wie Socken weglassen – einige raten sogar dazu in der Rad/Laufhose schwimmen zu gehen. Ich werde das die nächsten Wettkämpfe mal ausprobieren, ebenso wie vielleicht eine andere Technik zum Binden der Schuhe (aufgeknotet hatte ich sie diesmal vorab). Die Radstrecke ist flach und besteht aus insgesamt drei Runden zu je sechs Kilometern. Ich habe vergessen einen Test für meinen Tacho nach dem Zusammenbau zu machen – ergo muss ich ohne die Hilfe der Geschwindigkeitsanzeige auskommen – auch den Pulsmesser starte ich erst mit etwas Verzögerung – dafür schnellt der dann auch gleich auf 170 Schläge/Minute nach oben. Ich entdecke einen Radler mit einem alten Rennrad, der fährt ein anständiges Tempo und ich kann mich gut anhägen. Über den Verlauf der Strecke kommt noch ein Kollege aus meinem Team dazu – wir wechseln uns so gut als möglich mit der Führungsarbeit ab. Immerhin habe ich in der Wechselzone schon zwei Kollegen kurz ziehen lassen müssen, diese dann auf dem Rad aber wieder eingeholt.
Der Hinweis bezüglich Verkehrt und Dreck auf der Straße ist absolut richtig – kaum eine der vielen rechtwinkligen Kurven kann man wirklich zügig durchfahren – zu groß die Gefahr das man am Ende im Acker liegt oder auf den Kieseln wegrutscht. Mit den etwas breiteren Reifen auf dem Tourenrad bin ich da noch recht griffig unterwegs – die Rennradler haben da noch deutlich mehr zu kämpfen.
Der Zusammenhalt in der kleinen Gruppe beim Radeln ist enorm wichtig – es ist vergleichsweise windig und um so mehr bin ich jedesmal froh wieder eine kurze Zeit im Windschatten fahren zu können – um so härter ist natürlich die Arbeit an vorderster Front. Rund einen Kilometer vor dem Ziel beschleunige ich und kann die Gruppe hinter mir lassen. Vor der Wechselzone hat sich ein kleiner Stau gebildet, aber dennoch kommen alle zügig an die Wechselstation – diesmal muss man sich selbst um sein Rad kümmern – aber auch kein Drama.
Nun kommt meine Lieblingsdisziplin und ich kann meine Erfahrungen als Ultra-Läufer voll ausspielen – viele Teilnehmer haben sich beim Schwimmen und Radfahren schon verausgabt und haben jetzt Probleme den Laufrythmus zu finden oder gehen das Laufen entsprechend langsamer an. Ich habe zwar wieder zwei Kollegen ziehen lassen müssen, und diesmal dauert es noch etwas länger bis ich sie eingeholt habe, aber nach 2km ist es dann soweit – ich kann locker flockig an ihnen vorbei ziehen. Zwischenzeitlich hatte ich schon Ansätze eines Wadenkrampfs, aber es passiert zum Glück nichts – nach der großzügigen Zufuhr von Mineralwasser (als einer der wenigen trage ich wie üblich meine 800ml Getränk mit mir herum) legt sich auch das Problem. Die Zufuhr ist auch notwendig, weil sich das Wetter jetzt doch entschieden hat nochmal Hochsommer zu bieten – die Wolken sind weg und auf der fast vollständig freiliegenden Strecke brennt die Sonne auf alle Teilnehmer hernieder. Wenigstens an einem Teil der Strecke steht eine Hecke passend zur Sonne und spendet ein wenig Schatten. Freilich nur recht wenig für mich, denn der Streifen ist ja gerade mal so breit wie ein Läufer – und noch überhole ich die Leute im 30 Sekunden-Takt. Erst gegen Ende werden die Intervalle von Läufer zu Läufer länger.
Noch rund ein Kilometer ist zu Laufen – das Ziel dennoch nicht in Sichtweite – es wird verdeckt durch mehrere Hecken und Bäume – aber immer der Strecke nach – auf dem letzten Kilometer ist sie als Pendelstrecke angelegt und noch immer kommen mir Läufer entgegen – und das obwohl unser Team in der letzten Startgruppe war. Das stimmt doch schonmal hoffnungsvoll. Rum um die Kurve, rauf auf den Parkplatz des Heidelberger Schwimmbads – nochmal aufpassen wo man hintritt, der Frost hat dem Belag ganz ordentlich zugesetzt und der Untergrund ist dementsprechend uneben und voller Schlaglöcher. Rein ins Bad und dort durch den Zielbogen. Geschafft! Nur unser jüngstes Team-Mitglied ist noch vor mir – was mir anfänglich etwas komisch vorkommt, denn ich hatte ihn nirgendwo überholen sehen. Wie sich schnell klärt hat er die Zeichen eines Streckenpostens falsch gedeutet und ist nach nur 200m in Richtung Ziel gelotst worden – dann ist klar, dass er vor mir im Ziel ist. Ansonsten muss ich aber auch nicht all zu lange warten bis die Kollegen durchs Ziel kommen – knappe zwei Minuten habe ich ihnen noch abnehmen können.
Mit insgesamt nur 26 Teams am Start ist die Veranstaltung eine der ganz kleinen, entsprechend ausgelassen und locker ist auch die Stimmung. Leider verzögert sich die Bekanntgabe der Platzierungen immer wieder anstelle der angepeilten 12:30 ist es dann doch fast schon halb zwei bis die Sieger geehrt werden können. Unser Team schafft es immerhin auf Platz 17. Dienstag sind dann auch endlich die Ergebnisse im Einzelnen abrufbar – 1:06:50 da kann ich echt mit zufrieden sein. Hatte ja eigentlich erwartet, dass sich das fehlende Rennrad noch gravierender auswirkt – und in der inoffiziellen vierten Disziplin „Umziehen“ habe ich ja auch noch erheblichen Trainingsbedarf. Mal sehen wie es im nächsten Jahr wird – ich halte die Stundenmarke auf alle Fälle für machbar.
Der Schwimmbad-Club, eine recht angesagte Party-Location in Heidelberg hat die Versorgung der Gäste und Teilnehmer nach der Veranstaltung übernommen. Leider scheint es dort mit der Planung nicht ganz rund zu laufen – von der chronisch überlasteten und unstrukturierten Ausgabe abgesehen kommt es zu einem echten Fauxpas für eine derart sportliche Veranstaltung: Mit Glück ergattere ich das letzte noch verbliebene alkoholfreie Weizenbier. Kurz darauf ist der gesamte Bestand an alkoholfreiem Bier ausverkauft. Notgedrungen mache ich halt mit alkoholhaltigem Weizen weiter… angesichts einer seit mehreren Monaten bekannten Veranstaltung ein echt schwaches Bild. Das trifft aber wie gesagt nur den Schwimmbad-Club, der Veranstalter des Triathlons kann ja nichts für deren schlechte Organisation und Planung.
Insgesamt eine sehr schöne, familiäre Veranstaltung mit klarem Augenmerk auf den Breitensport und das Team. Ich glaube für das nächste Jahr muss ich mir öfter mal so einige Abwechslungen in den Event-Kalender eintragen. Bis dahin habe ich dann hoffentlich auch ein eigenes Rennrad.