Eigentlich sollte man meinen Software hat kein Mindesthaltbarkeitsdatum. Zumindest keines das vorab bekannt ist wie bei Lebensmitteln. Manche Software überholt sich irgendwann selbst, weil es den Grund für den sie mal geschrieben wurde nicht mehr oder vielleicht allenfalls noch im Museum gibt. Das gilt gerade für diverse Treiber (wer heute noch CD-ROM-Treiber auf Disketten für einen DOS-Rechner sucht, der hat sicherlich ganz spezielle Gründe dafür).
Andere Software veraltet oder entpsricht nicht mehr den Ansprüchen des Benutzers und wird aktualisiert oder durch eine Alternative ersetzt. Soweit sind das alles für mich normale Vorgänge. Auch ich habe mich schon teils etwas wehleidig von dem ein oder anderen Programm verabschiedet, weil es zwar praktisch war, aber ggf. nicht mehr weiter entwickelt wurde oder es bessere Alternativen gab. Pegasus-Mail war eines der traurigen Beispiele, das diesen Weg beschritten hatte – der Autor hat lange Zeit gute Arbeit und ein hervorragende Arbeit geleistet. Aber das Programm wurde vom Lauf der Zeit überholt und die Chance verpasst auf diesen Zug aufzuspringen. Spätestens als die Nutzung von Flatrates Gang und Gäbe wurde war klar: POP3 und entsprechende Clients sind nur noch für spezielle Anwendungsfälle notwendig und sinnvoll. Mit modernen Zwischenspeicherlösungen und dem Verfall bei Preisen für Speicher und Internet-Verbindungen hat IMAP als bis dahin eher „intern sinnvolles“ Protokoll den Siegeszug angetreten. Kaum ein Mensch möchte heute noch auf den Komfort verzichten seine Mails auf verschiedenen Endgeräten (Handy, PC, Laptop, etc.) synchron zu haben. Als klar für mich klar war: Das wird so flugs nichts, habe ich nach Alternativen gesucht und bin seit mehreren Jahren mittlerweile bei Thunderbird hängen geblieben. Ein Wechsel würde mir derzeit erst mal schwerfallen, aber wenn es sein müsste würde auch das gehen.
An anderen Stellen haben bei mir kostenfreie Programme oftmals vorhandene, ältere Versionen von kostenpflichtiger Software ersetzt – das geht teilweise bis hin zum Betriebssystem. Auch das eine verständliche Sache – warum für etwas zahlen was ich in gleicher oder besserer Qualität auch kostenfrei bekommen kann?
Ähnlich wie beim Betriebssystem, das verständlicherweise immer komplexer wird, kann es aber auch passieren, dass eine Software völlig aus dem Ruder läuft und Funktionen die man eigentlich benötigt in den Hintergrund treten. Was passieren kann hat Windows Vista eindrücklich gezeigt – es floppte, weil man sich zu sehr auf irgendwelche Spielereien denn auf sinnvolle Performance konzentriert hatte. Wenn ich Kaffee kochen will nehme ich eine Kaffee-Maschine und eben keinen Computer. Mit Windows 7 hat sich das ja etwas relativiert aber es hat mich dennoch näher an die Linux-Welt heran gebracht – dort gibt es soviel Auswahl an Möglichkeiten, dass man eher das umgekehrte Problem hat „was ist denn überhaupt möglich?“.
In Fachkreisen nennt man diesen Effekt auch „Bloatware“ – Software die einfach zu überfrachtet ist und zu viele Funktionen auf einmal vereinigen soll. Ich rede hier ganz bewusst nicht über Programmiersprachen – diese haben ja gerade den Sinn möglichst alles möglich zu machen. Aber die Software für den Endanwender soll doch meistens ein recht spezifisches Funktionsgebiet abdecken. Manchmal ist es schwer abzugrenzen, aber man kann ja Funktionen auch „auslagern“ oder zumindest nach Häufigkeit der Benutzung sortieren.
Ich handhabe es seit längerer Zeit so, dass ich lieber eine Vielzahl spezieller „Fach-Software“ habe, denn eine Lösung die alles kann, aber nicht so richtig. Ein altes Motto aus der Programmierung (das immer noch gültig ist und jeder Programmierer auch bei der Modularisierung seiner Software beherzigen sollte): „Do one thing and do it right“ – zu deutsch: Mach eine Sache aber die dafür richtig.
Mit dem Aufkommen der sozialen Netzwerke und deren derzeitigem Boom haben komischerweise immer mehr Programme oder Firmen das Verlangen, sich damit ebenfalls zu verknüpfen. Auf der einen Seite kann ich den Wunsch „hipp und trendy“ zu sein bei den Machern ja nachvollziehen – man will ja nahe am Kunden sein. Aber es gab ja auch schon die ersten negativen Auswirkungen – alles mit allem zu Verknüpfen gibt ein Netz – und das hat eine nette Eigenschaft – wackelt man an einem Knoten so bewegen sich alle anderen mehr oder weniger mit. Manche Dinge sollte man aber trennen – wie etwa das Privatleben und die Arbeitswelt. Hier wird zwar auch immer wieder gefordert es vereinbar zu machen, das heißt in meinen Augen allerdings auf keinen Fall die beiden Bereiche zu verschmelzen. Mal sehen wohin sich das entwickelt und es bleibt zu hoffen, dass noch mehr Menschen schlechte Erfahrungen machen und auf der Nase landen. Nur so entsteht hoffentlich etwas mehr Medienkompetenz und somit verantwortungsvoller Umgang mit dem Medium Internet in allen seinen schillernden, schönen und sicherlich auch nützlichen Facetten.
Das größte Ärgernis in Sachen Sozialer Software macht mir derzeit ein Programm, dass ich eigentlich mal sehr gerne benutzt habe und das mal ein echt nützliches Werkzeug war und derzeit leider nur noch teilweise ist: Skype. Angefangen hat es als Idee eines reinen Voice-Over-IP (VoIP) -Telefons, das größtenteils auf einen zentralen Server verzichten kann. Anfänglich noch ein wenig holprig und belächelt hat es sich recht schnell zu einer stabilen Software entwickelt die viele Freiheiten in Sachen Telekomunikation für den Nutzer mit sich brachte. In den letzten Jahren ist dem eigentlichen Kern des Programms aber keine Funktionalität mehr hinzuzufügen gewesen – spätestens mit der Einführung von Video-Telefon und Anrufen ins und aus dem Festnetz war ein Punkt erreicht an dem es an dem Produkt allenfalls noch kosmetische Änderungen und kleiner Korrekturen geben konnte.
Mit der Übernahme von Skype durch Microsoft hat sich das scheints etwas verschoben – es werden jetzt neue Funktionen hinzugefügt, wie etwa soziale Netzwerke (vor allem typisch amerikanisch: Facebook). Für den ein oder anderen mag es ja eine nette Funktion sein, aber für mich geht das über den Sinn eines VoIP-Telefons deutlich hinaus. So lange die eigentliche Funktion nicht darunter leidet kann man durchaus neue Sachen hinzufügen. Leider hat man es bei Skype nicht mehr so mit dem Kunden-Kontakt und den Wünschen der Benutzer: Seit ungefähr einem Monat nervt das Programm beim Start mit gleich 2 Fenstern – einem für das eigentlich Programm und einem fürs social networking bei Facebook. Beides sind nicht die Funktionen die ich von einem VoIP-Client erwarte und schon gar nicht als Auto-Popup beim Start. Der Client soll sich melden wenn es etwas zu melden gibt (immerhin das kann man einstellen) und ansonsten soll er greifbar sein, wenn man ihn braucht – im Systray ist er so lange gut aufgehoben.
Ich hatte gehofft es handelt sich hier nur um eine Einstellung die es zu treffen gilt – leider wurde ich enttäuscht – der Thread hier: https://jira.skype.com/browse/SCW-3132 zeigt ziemlich deutlich, dass noch mehr Nutzer sich über das Verhalten aufregen. Schlimmer noch finde ich das Verhalten des Herstellers – nach über einem Monat keinerlei wirklich Reaktion außer Worthülsen und Vertröstungen. Das passt irgendwie ins Bild von Microsoft: Anpassbarkeit nur so weit wie wir es wollen, ob es sinnvoll ist oder nicht. Wir halten uns nicht an Standards – wir machen einfach unsere eigenen – was dann halt nicht mit dem Rest der Welt zusammenpasst ist Sache des Benutzers. Ich werde mir das potentiell noch einige Wochen anschauen, aber spätestens dann erwarte ich eine Lösung im Sinne der Benutzer und die kann nur heißen: Option schaffen das Ding dauerhaft abzuschalten und somit die Funktion wieder herzustellen, die es eigentlich mal gab. Nicht mehr und nicht weniger. Das ist kein Hexenwerk was da verlangt wird. Derweil mache ich mich schon mal auf die Suche nach Alternativen – Standards gibt es genügend und auch offene.
Schade um eine eigentlich gute Software. Derweil bin ich fürs Instant-Messaging zu einem Urgestein zurück gekehrt: ICQ mit einem alternativen Client tut das wunderbar und nervt auch nicht mit Werbung. Sowas mag ich einfach. Ich hoffe endlich auch mal die Zeit zu finden meinem neuen PC hier auch noch ein Linux zu spendieren. Die meiste Software gibt es ja mittlerweile für alle gängigen Betriebssysteme. In diesem Sinne: Es lebe die Freiheit bei der Software-Wahl!