Ab 7 gibt es Frühstück im Hostel, kurz nach sieben bin ich wach gewesen, Zeit ein letztes Mal hier im Hostel zu Duschen und sich frisch zu machen, ich hatte noch keinen festen Plan wo ich abends übernachten würde. Wenn das ein Campingplatz wie in Yosemite werden würde, dann sind da wenig bis keinerlei Einrichtugen.
Bevor ich Las Vegas verlassen habe, hab ich mich noch am 99 Cent Shop mit Material eingedeckt. Einen Schwung Fertignudeln mit Geschmackspulver, noch zwei Dosen von dem Fertighackfleisch, Äpfel, Brot und Bagels. Mehr von dem was mir so vorschwebte gab es nicht, aber für unter 7 Dollar ist man damit doch ganz gut für die nächsten Tage gerüstet, egal ob Hostel oder Zelt.
Der Highway I-15 zog sich bis kurz vor St. George ewig fast schurgerade hin, mit Tempomat und 130 km/h effektiver Geschwindigkeit aber doch halbwegs erträglich. Vor St. George geht es dann im Zickzack durch die Berge – in Europa hätte man sich wohl für einen Tunnel entschieden – aber immerhin Abwechslung beim Fahren. Die Halbautomatik macht da wieder richtig Freude.
Kurz nach dem Wechsel aus die Bundestraße UT-9 in Utah habe ich etwas tolles gesehen: Eine Laufveranstaltung mitten durch die Wüste entlang der Bundesstraße (andere Möglichkeiten gibts hier auch nicht) das isr das RRR – Red Rock Relay – werde mich im Netz mal informieren was das genau ist. Ich habe natürlich die Läufer angefeuert und mit Musik unterstützt ich weiß doch wie gut das tut 😉
Zwischendrin noch ein Stopp bei Walmart, zusätzliche Ausrüstung einkaufen: Ein kleiner Topf, einen günstigen Fleece-Schlafsack, Apfelsaft, Erdnussbutter und Marmelade.
Wie sich rausstellte geht das Rennen bis kurz vor den Nationalpark – begleitet habe ich es mehr als einen Marathon lang. Vor den Läufern habe ich echt respekt – Ultramarathons in Deutschland bei kühlen Temperaturen oder durch die Nacht sind eine Sache, aber bei Tag und mehr als 30 Grad Celcius über die Berge hier in der Wüste ist nochmal was anderes – mal sehen wann ich es selbst in Angriff nehme – vor allem brauche ich dann ein Versorgungsteam – die Läufer hier hatten alle paar Meilen einen Care-Point stehen, an dem sie von ihrem Team mit Wasser, Essen und sonstigen Dingen versorgt wurden.
Zion ist einer der teureren Nationalparks: 25 US$ für den Wochenpass. Erste Gedanken ob man vielleicht doch länger dort bleiben sollte kommen auf. Dank dem Zeitzonenwechsel habe ich auch noch ne Stunde „verloren“ es war also schon kurz vor eins als ich angekommen bin. Am Visitor Center habe ich dann noch eine halbe Ewigkeit gekreist, bis ich endlich einen Parkplatz hatte. Wenn man hier ja anständig parken würde hätten rund doppelt so viele Autos Platz. Ich habe mir dann eine freiwerdende Lücke mit jemand anderem geteilt – wenn man den heimischen Parkplatz im Hinterhof gewohnt ist, dann ist das immer noch sehr „luftig“ Amerikaner in einer deutschen Tiefgarage – ein Alptraum!
Seit 2000 ist der Statepark nur noch mit Shuttles zu besichtigen, bis dahin war er auch als „Staupark“ bekannt, weil es zu wenig Parkplätze für zu viele Besucher gab. Der Service ist richtig gut, und es gibt eine Menge zusätzlicher Infos die man so wahrscheinlich gar nicht wahrgenommen hätte.
Der erste Halt war etwas arg touristisch, japanisch angehaucht. Aussteigen, Hügel hoch, Foto machen, wieder runter und mit dem nächsten Shuttle weiter. Zion Lodge habe ich mir erst mal geschenkt, das ist einer der zentralen Knotenpunkte aller Trails. Am Weeping Rock bin ich dann losgezogen in den „hidden canyon“, den sieht man vom Tal aus nicht, er liegt ungefähr auf halber Höhe des Gipfels. Ein wenig anstrengend vom Anstieg her, aber zumindest der erste Teil ist als Wanderhighway ausgelegt und durchgängig betoniert. Danach wirds interessanter: teilweise mit Führungskette zum Festhalten. Ab dem Moment habe ich es auch nicht mehr bereut das Stativ im Auto gelassen zu haben. Dafür hatte ich mir wieder meinen Trinkgurt umgeschnallt – sehr praktisch, auch wenn die 800 ml etwas knapp bemessen sind für die Touren hier. Der Hidden Canyon ist ein Flussbett, das man fast beliebig weit hochlaufen kann. Ich hatte die falschen Schuhe an, meine Straßenschuhe für den Alltagsgebrauch zeigen doch deutliche Auflösungserscheinungen – Profil: Fehlanzeige. Um dennoch weiter voran zu kommen habe ich mich auf eine jahrtausende alte Tradition der Indianer besonnen: Einfach Schuhe und Socken ausziehen. Auf dem Sandstein hat man damit richtig viel Grip und die Hornhaut rubbelt sich auch noch von selbst runter – richtig angenehm.
Als ich wieder im Tal war, bin ich dann auch noch an den Weeping Rock selbst hingelaufen. Das Prinzip dieser Wasserausstritte kannte ich aus der Führung durch die Nürnberger Felsengänge: wenn das Wasser durch den Sandstein sickert und eine undurchlässige Schicht trifft, dann verteilt es sich horizontal, wenn der Stein dann zu Ende ist tritt es aus. Die Nürnberger haben sich so mit Trinkwasser versorgt. Hier im trockenen Halbwüstenklima sind diese Stellen kleine Oasen an denen es satt grünt. Die Pflanzen sind alle Spezialisten, denn sie müssen auch noch entlang der Vertikalen oder auch über Kopf wachsen. Zudem müssen sie sich sicher im Stein verankern können.
Mit dem Shuttle gings weiter zu Big Bend, der großen Kurve des Virgin River. Von dort aus hat man einen guten Blick auf Angels Landing, einen der Gipfel der fast wie die Lorelei umflossen wird, nur wesentlich höher – rund 900m ragt er auf. Nachdem schon mehrfach während der Tour für den Wanderweg dort hoch geworben wurde, hat der Anblick sein übriges getan: Ich werde einen Tag länger in Zion bleiben und da morgen früh hochkraxeln. Kletter hats hier auch reichlich, Jens hätte wahrscheinlich seine wahre Freude hier, der Park ist eines der beliebtesten Ziele für Kletter in den USA.
Zum Abschluss habe ich mir noch den Oberlauf des Canyons angeschaut, eine ganze Strecke lang ist der sogar behindertengerecht ausgebaut, danach beginnt ein sehr langer Trail, bei dem man regelmäßig durchs Flussbett watet. Soll sehr interessant sein, wenn man sich oberhalb absetzen lässt und dann die 13 Meilen runter wandert, setzt aber auch eine gute Wanderausrüstung vorraus. Da ich die nun gerade nicht habe, bin ich nur die erste Querung durch den Fluss gewatet, barfus mal wieder – echtes Verwöhnprogramm für meine Füße. Bis an den Bus habe ich die Schuhe dann auch ausgelassen, einerseits zum Trocknen, andererseits weil es einfach ein tolles Gefühl ist. Ich kann die Barfus-Marathonis echt verstehen.
Für die Nacht gab es nur noch eine Herausforderung: wo übernachten, der erste Campingplatz den ich angesteuert habe war nur für Wohnmobile, allerdings gab es einen guten Tipp: rund 10 Meilen südlich des Parks gibt es einen Govermental Campground. Das ist nur ein ausgewiesenes Gebiet zum Campen im Zelt, ohne jegliche Einrichtungen, die Zufahrt ist etwas holprig und sandig – gut wenn man einen Pickup oder sonstiges in der Art hat, aber mit ein wenig Geschick geht das auch mit einem normalen Auto zu fahren. Insgeheim fühlte ich mich an so diverse Jugendzeltlager mit dem THW erinnert – mit einen passenden LKW wäre das um so lustiger gewesen.