Freedom-Run

So, der letzte reguläre Tag in College Park – morgen früh geht es los in Richtung Kanada.

Wider meiner Erwartung habe ich doch noch alles in den Tauchrucksack verstaut bekommen – wiegen möchte ich ihn derzeit nicht, denn viel andere Optionen habe ich sowieso nicht, wenn es ans Fliegen geht. Als Vorsichtsmaßnahme werde ich mir einiges anziehen, was halt so geht – im Flieger wird es ja auch immer recht frisch. Ein Pulli und auch ne lange Jeans schaden da sicherlich nicht – und schon wird der Koffer etwas leichter. Man wird sehen … zusammen mit dem Tauchgerödel bin ich mir echt vorgekommen wie ein Auswanderer (was ja auch irgendwie stimmt). So viel Gepäck … irgendwie freue ich mich schon drauf wieder in Deutschland anzukommen. Mir ist so richtig aufgefallen, dass ich bei den letzten Praktika doch wesentlich besser dran war, was das Material betrifft – es hat zwar alles in den Corsa passen müssen, aber da passt irgendwie verdammt viel rein – zudem hatte ich mit dem regelmäßigen Shuttle-Fahren natürlich die Möglichkeit Stück für Stück alles zu transportieren…

Heute war ich dann noch ein letztes Mal in DC – habe mir das Federal Bureau of Engraving and Printing angeschaut. Das ist die Dollar-Fabrik der Staaten. Bei den Sicherheitsmerkmalen musste ich doch glatt mal nen Euro als Vergleich ranziehen …. nicht nur das der besser aussieht und anständig strukturiert ist (unterschiedlicher Wert -> unterschiedliche Größe) – auch bei den Sicherheitsmerkmalen sind mir auf Anhieb wesentlich mehr eingefallen, als die aufgeführt haben. Einiges davon würde man bei uns ja schon als „alten Hut“ bezeichnen…. Wasserzeichen, Sicherheitsfaden …
Die Druckerei hätte ich mir deutlich größer vorgestellt – Martin wäre wahrscheinlich aus dem Schwärmen (oder der Verächtlichkeit über die Technik) nicht mehr rausgekommen.
Dem ganzen wurde die Krone durch den neuen 100 Dollar-Schein aufgesetzt, den es ab Anfang 2011 geben soll, der wurde heute schon mal fleißig gedruckt. Aber allein die Vorschau war ernüchternd – seriöses Geld sieht für mich anders aus – mit den nun endlich eingebrachten Farben wurde umgegangen wie als würde man Spielgeld drucken… Wenn man es anständig gemacht hätte, hätte man das gesamte Geld einem Neudesign in Richtung Pop-Art unterzogen … aber so wirkt es irgendwie deplatziert – typisch Amis halt …

Weil ich gerade dabei war und es noch Tickets gab, bin ich auch noch aufs Washington Monument hoch – das hatte ich bisher immer ausgespart. Auch ganz nett, aber nicht sonderlich umwerfend – zumal man die Fenster zum Rausgucken mal wieder hätte Putzen können – so ähnelte das eher Milchglas …

Zum Abschluss bin ich noch ein wenig durchs Smithonian museum of natural history geschlendert – gut gemacht, aber wie üblich wieder mal viel zu viele Infos auf einem Haufen. Ich habe dann auch die kurze Nacht sehr deutlich gemerkt … in der Metro kann man ja aber etwas entspannen, man muss ja nicht umsteigen. Auch das war wohl das letzte Mal mit der Fahrt aus DC raus.

Ich habe mir was zu essen gemacht und dann habe ich den fehlenden Schlaf nachgeholt. Gegen sechs sind dann Onur, Yusuf, Philipp und Rüdiger abgefahren in Richtung Flughafen, während ich schreibe sind die schon anderthalb Stunden in der Luft und haben die Staatsgrenze wahrscheinlich schon passiert.
Ich habe mich kurzerhand noch entschlossen eine Runde Laufen zu gehen, nachdem es am Dienstag ja nicht mehr geklappt hatte. Richtig schön in den Sonnenuntergang – irgendwie werde ich den Lake Artemisa doch ein wenig vermissen, andere Teile der Strecke nicht so arg.
Daheim habe ich dann den Rest zusammen gepackt, nur noch der Laptop steht im Zimmer, und wartet darauf, dass ich ihn demontiere. Das hier wird denn wohl auch eine der letzten größeren Aktionen sein, die ich mit dem Gerät gemacht habe. Bis auf den Ausfall des Displays war mir der T30 immer treu und wir haben beide eine ganze Menge durchgemacht – Zeltlager, Baustellen, Urlaube und eine ganze Menge Studium. Auch wenn er schon etwas länger auf der Liste der zu ersetzenden Geräte stand, den Trip hier hätte er jetzt gerne noch halten dürfen.

Es ist irgendwie ein ganz eigenartiges Gefühl das Haus hier zu verlassen. Der Raum wirkt mittlerweile total kahl … man hat doch irgendwie hier eine nicht unerhebliche Zeit seines Lebens verbracht.

Ab sofort bin ich jetzt auf Zugänge in den Hostels/Hotels oder Hotspots mit meinem Handy angewiesen – ich werde mein Möglichstes versuchen hier alle auf dem Laufenden zu halten. Hoffen wir mal, dass wir auf alle Fälle am Montag wieder in die Staaten reinkommen, sonst bin ich wohl eher in Deutschland als ich mir das gedacht hätte.

Ein würdiger Abschluss

Heute habe ich ein ganz klein wenige feiern können zum Abschluss des Aufenthalts bei Fraunhofer – angefangen mit Ausschlafen am Morgen.
Danach habe ich in aller Ruhe angefangen meine Sachen zusammen zu packen … schon ein komsiches Gefühl nach einem halben Jahr die ganzen Sachen wieder in den Koffer zu Packen.
Damit ich die Gewichtsgrenze nicht sprenge und auch das Volumen des Koffers reicht, habe ich meine CDs und Bücher zusammen gemacht und ein Paket nach Deutschland auf den Weg gebracht – ich glaube so viel Geld habe ich noch nie bei der Post gelassen – am Ende etwas mehr als 50 US$ – nunja dafür muss ich das Gewicht jetzt nicht die nächsten Wochen mit mir rumtragen.
Außerdem habe ich bei meiner Wäsche etwas aussortiert, und auch die Winterschuhe werde ich in den Staaten lassen – muss ich nur noch einen kleinen Ausflug an die Altkleidersammlung machen. Bisher sieht es ganz gut aus, was das Gewicht betrifft und für den Flieger werde ich ggf. auch noch einen Schwung T-Shirts und anderes Material in den Rucksack verfrachten.

Nachmittags bin ich dann nochmal bei Fraunhofer aufgeschlagen – habe meinem Nachfolger noch ein paar Details erklärt. Von dort aus bin ich mit Raimund und einigen anderen Leuten (unter anderem meinem Supervisor) losgefahren in Richtung Hafen. Es gibt hier eine Leukämie-Stiftung, die sich über eine Regatta finanziert – je mehr Spenden der Skipper vorher eingesammelt hat um so weiter vorne darf er starten. Wir haben da einen netten Kontakt zu Bruce, der einen interessanten Deal anbietet: Einen Abend auf dem Potomac mit Wein und Käse, gegen eine Spende. Im ersten Moment fand ich die 50US$ Minimum ja etwas happig – aber für das was geboten wurde absolut ok. Wir waren am Ende 5 Gäste und ein Skipper und haben 5 Flaschen Wein verkostet – zusammen mit einer reichhaltigen Käse-Auswahl und Crackern. Ein richtig schöner gemütlicher Abschluss für das halbe Jahr, muss ich schon sagen.

Abends saß ich noch mit Jens zusammen, wir haben uns noch etwas ausgetauscht was man alles so an Freizeit-Aktivitäten mitnehmen sollte, während man in den Staaten ist. Es ist ja gleich wieder morgen … Zeit langsam ins Bett zu gehen – morgen ist nochmal DC-City angesagt.