Wie erwartet war die Nacht wirklich frisch, erstens mal wieder im Gebirge und wie man mir heute früh dann mitgeteilt hat, wird es langsam auch Herbst hier in den Staaten. Davon merkt man tagsüber angesichts der Temperaturen aber noch nichts. Meine Tricks haben sich bewährt, es war diesmal nicht ganz so schweinekalt, auch wenn die Füße ordentlich geschwitzt haben in den Hot-Socks. Fürs Duschen muss man auch extra nochmal blechen, aber mit deutscher Wassersparsamkeit kommt man mit 50 Cent ganz günstig weg. Das sind dann ingesamt 4 Minuten Wasser, zu je zwei Minuten pro Quater – auf die Idee einfach den Durchfluss zu regeln sind die hier noch nicht gekommen … wenigstens ist das Wasser richtig schön warm, das taut mich dann vollständig auf.
Ein karges Frühstück mit den verbliebenen Bagels und das wars denn auch schon. Am Office logge ich mich nochmal ins WLAN ein, und notiere mir die Rufnummer des einzigen Hostels auf dem Weg Richtung LA – da ist irgendwie gar nix auf halber Strecke 🙁 so sind es halt doch schon fast drei Viertel der Strecke bis nach LA. Geplant ist, dass ich den Park gegen Nachmittag verlasse und mich dann hinters Lenkrad klemme.
Im Park entscheide ich mich diesmal für die gemütlichere Tour – nochmal in den Canyon rein will ich nicht unbedingt wandern, das hatte ich ja an der Nordseite schon, und hier ist es nicht viel anders: auch wieder jede Menge Serpentinen. Stattdessen gibt es hier etwas, das es an der Nordkante so nicht gibt: Einen Weg entlang der Kante. Bis zum Endpunkt „Hermits Rest“ sind es knappe 20km, größtenteils eben. Wenn ich nicht so viel Wasser und die Kamera mit mir rumtragen würde, hätte es glatt als Trainingsstrecke durchgehen können – wäre sicherlich interssant geworden, denn man ist ja immer noch auf dem Colorado-Plateau in rund 2500m Höhe. Mit diversen Fotostops habe ich dann rund 4h für die Strecke gebraucht. Die bauen den Trail derzeit teilweise aus, damit man ihn auch für eine Radtour nutzen kann. Wenn ich gewusst hätte wie viel davon schon fertig ist, hätte ich mir ja glatt ein Rad geliehen am Visitor Center. Aber Laufen ist ja auch nicht schlecht. Die ganzen Stockenten – äh „Profi-Wanderer“ – sind ja die Trails in den Canyon runter – auf dem Trail an der Kante sammeln sich dann all die alten und Fußkranken – naja auch kein Drama – man kann ja einfach überholen.
Für den Weg zurück habe ich dann das Shuttle genommen, das nimmt sich aber auch Zeit. Fast eine halbe Stunde bis man wieder an einem der Aussichtspunkte zum Umsteigen in das nächste Shuttle ist. Das braucht dann durch die Baustelle dann auch nochmal ne halbe Stunde … Joggen wäre fast genauso schnell gewesen. Die Zeit im Bus nutze ich um den Blogeintrag für den gestrigen Tag noch vorzubereiten.
Die Reservierung im Hostel ist überhaupt kein Problem, auch wenn es mit 26 Dollar pro Nacht nicht zu den günstigen gehört, aber egal. Das Navi spuckt mir etwas mehr als 6 Stunden Fahrzeit aus. Alleine bis ich aus dem Park an der I-40 bin, vergeht eine Stunde auf der Landstraße, wieder macht sich der Tempomat eigentlich ganz gut, wenn die anderen Verkehrsteilnehmer nur auch genauso konstant fahren würden.
Echt eine Freude wieder eine vollständig ausgebaute Autobahn zu haben, mit mindestens 2 Spuren in beide Richtungen. Zudem das Limit in Arizona mit 75 mph – also fährt man etwas mehr – ich habe mich dann bei 130 km/h eingeschossen, wenigstens halbwegs was Taugliches.
Gerade rechtzeitig vor Californien habe ich nochmal getankt, in Californen gibt es nämlich mehr Steuern, unter anderen eine Öko-Steuer… Dummerweise auch ein restriktiveres Speedlimit mit 70 mph – fährt man halt nur noch 120 km/h. Ich weiß jetzt auch warum es da keine Hostels gibt – es geht durch die Wüste und da ist einfach gar nichts, also auch kein Hostel. Die Temperatur ist aber auch nicht von schlechten Eltern – teilweise zeigt der Bordcomputer 108°F an, also irgendwas um die 40°C – Klima-Anlage habe ich dennoch nicht eingeschalten – das würde ja noch mehr Sprit fressen.
Das letzte Stück ab Barstow ist lustig – es geht in die Berge – das hatte ich so auf der Karte gar nicht gesehen. Ich freue mich wie ein Schneekönig, dass ich eine Semi-Automatik habe. Damit machen die Kurven und Serpentienen den Berg hoch sogar richtig Freude – um so besser, als ich dann noch einen zügigen Einheimischen vorbeilasse, danach brauche ich nur hinter ihm herzufahren, der kennt die Kurven sehr genau. Ich hatte mich ja schon gefragt wozu man hier in den Staaten ESP braucht, jetzt weiß ich auch das – in einer der Haarnadelkurven habe ich es tatsächlich zum Ansprechen gebracht – die sind aber auch tückisch hier. Die nächste war dann schon wieder besser.
Das Hostel hier liegt in einem Skigebiet – richtig nett – auch wenn das Navi mit den ganzen Namen hier absolut nicht zu recht kommt – alles wird irgendwie als Brei ausgesprochen. An der Knickerbocker Road verzweifelt das Ding dann vollständig. Das Hostel ist richtig nett und sicherlich sein Geld wert. Ich muss jetzt mal noch schauen, wie ich morgen weiter fahre, bevor ich mich hier aufs Ohr haue – irgendwie hat mich die Fahrerei doch ziemlich geschlaucht.