Wie ich befürchtet hatte war die Nacht doch reichlich frisch. Insgesamt bin ich mit dem Fleece-Schlafsack aber echt zufrieden, wenn man noch was dickeres anzieht ist es ausreichend warm. Das Auto-Thermometer erzählte mir denn heute früh auch was von um die 14 Grad Celcius.
Hat aber auch einen positiven Aspekt – man ist früh wach, einfach weil es zu frisch ist. Dafür ist man dann unter den ersten im Park. Das vereinfacht die Parkplatzsuche doch ganz erheblich. Ich habe die freie Auswahl am Museum gehabt. Geplant hatte ich auf alle Fälle mal Angels Landing und weil es sich gut verbinden lässt auch die Emerald Pools. Der Anstieg auf Angels Landing ist recht knackig, aber bis ca. eine Meile vor dem Ziel ist der Pfad schon fast highway-mäßig ausgebaut. Fast durchgehend betoniert. Da kommt man dann auch recht zügig an den Scout-Point. Der Ausblick ist einfach wunderschön, ständig neue Eindrücke, die man mit der Kamera nur schwerlich gut wiedergeben kann. Ab dem Scout Point wird es dann richtig interessant, der Pfad schlängelt sich über den Grat und eine Senke des selbigen. Trittsicherheit absolut erforderlich, denn rechts und links geht es steil bergab bis runter ins Tal. An den etwas schwierigen Passagen gibt es dann auch Ketten zum Festhalten. Spätestens an den Stellen war ich froh mein Stativ wieder im Auto gelassen zu haben, damit hätte ich echt verloren gehabt. Für die ganze Meile bis auf den Gipfel braucht man etwa 45 Minuten.
Der Blick nach allen Seiten entschädigt dann aber doch für jegliche Mühen. Auf dem Rückweg, kurz vor Scout-Point hat sich das Mitschleifen des Teleobjektivs dann doch noch bezahlt gemacht: Ein Condor, auf deutsch etwas in der Geierfamilie hat sich auf einem Baum niedergelassen. Man muss echt Glück haben die Tiere so nah zu sehen. Beim weiteren Abstieg kam er dann noch vorbeigeflogen und entschwand auf die andere Seite des Grats, da der nicht sonderlich hoch war, bin ich ihn hochgeklettert um noch ein paar Bilder im Flug zu erhaschen. Um so größer war dann die Überraschung, als der Condor eine Schleife fliegt und auf den Grat zuhält, allerdings etwas tief um darüber zu fliegen. Kurze Zeit hab ich ihn nicht gesehen, und mit einemal hockte er keine zwei Meter vor meiner Nase. Noch mehr Fotos… Zumal er ja dann auch noch angefangne hat sich in diversen Posen zu zeigen. Damit hatte sich der zusätzliche Tag in Zion echt gelohnt. Da der Weg nach unten ja so wunderbar ausgebaut ist, habe ich noch eine Jogging-Runde eingelegt. Wenn ich auch kein normales Lauftraining derzeit mache, die Muskulatur wird dennoch richtig gut belastet hier.
Nach einen Zwischenstopp am Wasserspender, hier wird man dazu aufgefordert seine Flasche mehrfach zu verwenden – dafür gibts frisches und geprüft unbedenkliches Quellwasser kostenlos, ging es weiter in Richtung Emerald Pools. Das war im Vergleich einfach nur Entspannung, bis auf den oberen der drei Pools, um dorthin zu kommen muss man nochmal ein gutes Stück bergan steigen, und hinterher auch wieder runter. Insgesamt hatte ich mir mehr versprochen, und die Trails sind auch recht stark bevölkert mit Familien und wniger fitten Touristen. Das macht dann nicht mehr ganz soviel Spaß wenn man die anderen Ecken kennt.
Endstation war die Zion Lodge, ein recht großer Komplex mit Ferienwohnungen, Restaurant, Souveniershop und Co. Eine praktische Einrichtung haben sie allerdings: Einen Biergarten. Auch wenn das Weizen im Plastikbecher mit 16oz (ca. 0,35l) mit 5,25 US$ doch reichlich teuer ist. Aber nach der Tour musste dann doch ein Elektrolytausgleich her.
Abschluss war dann im Museum. Ganz gut gemacht, mit einem Film über die Geschichte des Parks. Praktischerweise hatte es auch eine frei zugängliche Steckdose, damit habe ich dann wenigstens das Handy wieder aufladen können.
Verlassen habe ich den Nationalpark durch den Ost-Zugang, eine Serpentinenstraße inklusive Tunnel. Derzeit wir die Straße dort gemeralsaniert, teilweise einspurige Verkehrsführung auf Schotterpiste. Aber alles halb so wild.
Als nächstes Ziel stand die Nordseite des Grand Canyon fest. Ich habe jetzt ca. 40 Meilen vom Park entfernt einen Campingplatz genommen, in der Nähe von Jacob Lake. Heute gab es denn auch was warmes zu Essen, nachdem ich meinen Kocher betankt hatte. Leider hat es hier nur Toiletten, sonst nichts, ich hoffe der Akku der Spiegelreflex und des Handys hält morgen noch durch. Außerdem brauche ich endlich mal eine Dusche. Die Nacht soll ziemlich kalt werden, „hab ich doch schon 10 Pullis an – kann mich nimmer bewegen, seh fast aus wie Startenooor…“ wird schon irgendwie gehen.