Anders als ursprünglich geplant habe ich ja einen weiteren Tag in Las Vegas drann gehängt. Das hatte verschiedene Gründe. Zum einen hat sich der Besuch am Hoover Dam ja etwas vorgedrängelt gehabt, was mir aber ganz gelegen kam. Zum anderen hat das Buchungssystem für die Hostels mir hier einen netten Gefallen getan: Da ich als Ankunftszeit ca. 0:15h angegeben hatte, hat es mir die erste Nacht nicht berechnet, und da ich drei gebucht und gezahlt habe hat mich die zusätzliche Übernachtung nix gekostet – auch nicht schlecht.
Als ich mich mit einem der Gäste über die weiteren Planungen unterhalten habe, und nur meinte: „Camping wäre ja nett aber so ohne Zelt halt problematisch“, kam von einer der Mitarbeiterinnen – „da kann man was machen..“. Wie sich rausstellte hat ein anderer Gast einige Tage zuvor sein Zelt und Kocher im Hostel gelassen, da er es nicht mit ins Fluggepäck nehmen wollte (was ich bei den Preisen durchaus nachvollziehen kann. Das Zelt hat mich noch nicht mal was gekostet, es ist hier mit solchen Ausrüstungen üblich, dass man sie einfach weitergibt, bzw. Im letzten Hostel dann deponiert. Auch ein Beitrag zum Umweltschutz und der nächste freut sich sicherlich auch. Mit den Hostelbüchereien kannte ich das schon von 2003.
Den Rest des Vormittags habe ich dann damit verbracht meine Tour etwas detallierter zu planen. Also Karte, Lonly Planet, Reisehandbücher des AAA. Ich bin noch nicht sicher ob das alles wirklich so klappen wird, denn die Zeit ist doch etwas knapp und die Strecken doch typisch amerikanisch, sprich lang wie Kaugummi, zwischen den einzelnen Nationalparks liegen meist mehr als 200km, unter 2-3h Fahrt geht also mal gar nichts. Zudem verlangen die meisten Nationalparks eine Gebühr pro Fahrzeug – die Gelder sind zweckgebunden an den jeweiligen Nationalpark, also so in etwa dass was man in Deutschland als Kurtaxe kennt. Angesichts der gebotenen Infrastruktur ist das meist auch angemessen. Leider gibt es für einige Parks keine Tagestickets sondern nur jeweils eine Woche als kleinste Einheit. Mesa Verde wäre noch interessant gewesen der Beschreibung nach, aber das würde den Plan dann vollends sprengen.
Zwischendrin habe ich noch das Pärchen aus England an den Flughafen gefahren, angesichts der kurzen Distanz und der Beteiligung vom Vortag am Sprit eine Selbstverständlichkeit für mich. Dennoch haben sie mir am Flughafen dann noch 10US$ in die Hand gedrück – immer noch günstiger als ein Taxi. Naja, bessert die Urlaubskasse auf.
Für den Nachmittag habe ich mir dann ein Busticket geholt – 7 US$ für 24h ohne jegliche Beschränkung, das ist doch was. Erstes Ziel war das Mirage. der Doppelstockbus kämpft sich recht langsam durch den Verkehr, und auch die Gesamteffizienz beim Ein- und Aussteigen an den Stops macht klar: Eilig haben darf man es hier nicht. Im Mirage habe ich mir das kleine Aquarium an der Rezeption angeschaut, die 15 Dollar für den „Hidden Garden“ waren mir dann doch etwas happig – dafür dass man erst mal durch die ganzen Casinobereiche und den Shoppinganteil des Hotels durch muss. Wer hier absteigt, der wird wahrscheinlich gar nicht merken was ihm rund um Vegas an Natur und Sehenswürdigkeiten entgeht. Man könnte fast sagen Vegas ist so etwas wie Mallorca für die Ammis: Günstig zu erreichen und in der Regel alles „all inclusive“ – wer’s mag – bitte, mein Fall ist das nicht.
Weiter geht der Shopping- und Größenwahnsinn dann im Cesars Palace – ganz getreu dem Namen ist die integrierte Shopping-Mall ganz auf römisch getrimmt – inklusive diverser Nachbildungen von Sehenswürdigkeiten in Rom. Auch wenn mir die Originale aus dem Gedächtnis heraus deutlich lieber sind. Auch das Casino mit den ganzen funkelnden und ratternden Spielautomaten will nicht ganz dazu passen.
Damit ich auch den Sinn einer jeden Reise nach las Vegas der Form halber erfüllt habe, habe ich noch etwas Video-Roulette gespielt, dafür braucht man nämlich nicht erst Chips zu holen.Limit waren 3 US$ angänglich habe ich mit kleinen Einsätzen auch ein wenig zulegen können, aber genausoschnell war ich denn auch am Ende. Casino-Besuch für mich abgehakt – ich weiß ja nicht was andere daran finden, aber für mich brachte es keinen Kick. Vielleicht halt doch etwas für die breite Masse der Amerikaner, ganz getreu dem Motto des antiken Hausherrn: „Brot und Spiele“.
Direkt nebenan findet sich das Bellagio, ein wenig anderer Stil, sehr auf harmonisch und floristisch getrimmt, mit jeder Menge Glasblumen und Blättern an der Decke, während man durch die übliche Sammlung von Geschäften und Futterstellen schlendert. Die „Galery of fine Arts“ ist ein gut gemachter überdimensionaler Garten, in dem verschiedene Blumen und Skulpturen von Gartenbewohnern zu sehen sind, unter anderem eine Ameise in XXXXL, ca. 4m lang. Dementsprechend groß ist dann auch das Gartenwerkzeug in Form von Eimer und Schäufelchen – bei dem Anblick musste ich wirklich lachen und an das kleine Teufelchen denken: „das hier ist mein Eimer… etc…“
Mit der hoteleigenen, kostenfreien Tram ging es dann weiter durch das Megaresort bis zum Monte Carlo – drei verschiedene Hotels, drei Stile, ein Resort… War allerdings auch nichts wirklich sehenswertes mehr dabei. Interessanter wurde es da schon nach der nächsten Straße, im New York, New York. Nach außen hin ist die Skyline von New York nachgebildet, ohne World Trade Center, aber inklusive der Brooklyn-Bridge, gefühlt dürfte das der Maßstab 1:12 oder etwas in der Art sein, direkt hintendran steht auch Miss Liberty. Abgerundet wird das Ganze durch eine Achterbahn. Der Weg zum Einstieg ist reichlich mühsam, man darf sich wieder durchs Casino schlängeln, und auch der Aufgang ist um mehrere Ecken gewunden die mit allerhand Ramschautomaten nur so vollgestopft ist. Spätestens da war mir dann klar: New York lieber im Original. Angesichts von 18 Dollar pro Fahrt habe ich mir diese dann auch geschenkt – irgendwas bis 9 Dollar hätte ich mir ja gerade noch gefallen lassen.
Der nächste Komplex und auch der letzte auf der Ostseite des Strips besteht aus dem Excalibur, dem Luxor und dem Madlyn Bay. Excalibur ist wie eine Burg aufgebaut, im Prinzip so etwas wie das Märcheschloss von Walt Disney in übergroß – irgendwie schon fast kitschig. Das Luxor ist der Pyramide der Sphinx nachempfunden, wohlgemerkt, bevor Obelix zu Besuch war. Dabei ist mir aufgefallen, dass im Cesars Palace die beiden Gallier gefehlt haben, zumindest mal als Statue oder überlebensgroße Plüschfiguren hätte ich doch fast erwartet – vormerken: Passende Kostüme einpacken, wenn ich mal wieder vorbei komme.
Das Madalyn Bay hat kein besonderes Motto, dafür aber jede Menge wechselnde Ausstellungen. Die beiden derzeitigen kannte ich schon: Die Titanic-Ausstellung aus Hamburg (damals in der Speicherstadt) und eine Ausstellung, die im Mannheimer Museum für Technik und Arbeit (heute Technoseum) ihren Anfang und ihre Blüte erlebte: Körperwelten.
Bis ans Excalibur hab ich dann den kostenfreien Shuttle mit der wiederum hoteleigenen Tram genommen. Blieb nur noch ein Resort, das ich noch nicht angeschaut habe, und das als sehenswert bezeichnet wird: Das MGM Grand – Ostseite des Strip und direkt gegenüber der kleinen Brooklyn-Bridge. Ehemals berühmt für die Show von Siegfried und Roy ist heute davon nicht mehr viel übrig, nach dem „Betriebsunfall“ mit den weißen Tigern. Nur noch ein kleines Löwen-Gehege hinter Glas (dem Mief wegen) gibt es. Aber die Löwen waren gerade mal wieder mit der wichtigsten Daseinsberechtigung einer Katze beschäftigt: Daliegen und pennen.
Mittlerweile qualmten mir auch die Socken, daher habe ich den Bus zurück zum Hostel genommen – Laufen wäre wohl fast genauso schnell gewesen. Verpfleung habe ich mir im 99 Cent Shop geholt – einmal etwas in der Art Dosenhackfleisch mit Soße, und eine Packung Champignons außerdem noch eine Packung Bagels. Insgesamt dann 3 Dollar. Geworden ist es dann eine Art Haschee mit Reis, Champignons und dem Hackfleisch. Ganz lecker. Beinahe hätte ich es verpeilt mich rechtzeitig auf den Weg in Richtung Stratossphere Tower zu machen, so etwas wie der CN-Tower in Toronto und ich wollte unbedingt den Sonnenuntergang dort erleben. Gut, dass es nicht so weit ist und der Bus genau passend kam. Selbst in dem Tower kommt man nicht ohne die Tour durch Casino und Shoppingmeile aus. Als nettes Gimmick gibt es noch 3 Fahrgeschäfte auf dem Turm: eine sehr kurze Achterbahn, die einen über den Rand der Plattform kippt, einen Freefall-Tower anstelle der Antenne und eine Art Zentrifuge, die zur allgemeinen Erheiterung vorher über den Rand ausschwenkt. Alle drei waren mir zu teuer, aber die Zentrifuge habe ich mitgemacht – schon lustig. Eine weitere Attraktion, die man buchen kann ist einmal Skydiving: Man bekommt ein Geschirr angelegt und dann geht es 108 Stockwerke in nahezu freiem Fall nach unten, einzig ein Stahlseil hält einen, und zwei weitere dorgen für Führung damit man unten auch den designierten Landeplatz trifft. War mir mit irgendwas um die 50 Dollar denn aber definitiv zu teuer.
Da ich ja wieder das übliche Trara bezüglich Stativ erwartet hatte, habe ich es gar nicht erst mitgenommen, ein Fehler, denn es wäre ohne Probleme möglich gewesen, aber nochmal 15 US$ nur für die Nachtaufnahmen war mir dann doch zuviel.
Irgendwie geht mir der Casino, Show und Neonterror hier mittlerweile doch etwas auf den Nerv. In meinem Zimmer habe ich mich noch mit einem Schweizer unterhalten, der kommt aus Zürrich und ist die Strecke von Seattle bis Las Vegas bisher gefahren, er ist jetzt fast am südlichen Wendepunkt, es geht für ihn dann wieder Richtung Norden. Für mich geht es morgen früh auch weiter, allerdings nicht strikt Nord, sondern Nordost, erstes Ziel idt der Zion-Nationalpark. Mal sehen wie der wird.