Je näher das Ende rückt um so wertvoller werden die Wochenenden. Die gilt es jetzt intensiv zu nutzen, so lange man noch da ist.
Daher bin ich am Samstag in den [url=http://www.nps.gov/shen/index.htm]Shenondoah-Nationalpark[/url] gefahren, genauer gesagt an den östlichen Rand, einen der ersten höheren Berge in der Blueridge-Gebirgskette. Den Südzipfel davon kannte ich ja schon von der Tour mit Ludwig.
Raimund hatte mir die Wanderung am [url=http://en.wikipedia.org/wiki/Old_Rag_Mountain]Old-Rag Mountain[/url] empfohlen. Eine Wanderung von rund 14km und 800m Höhenunterschied. Begleitet haben mich Sebastian und Manuel, unser italienischer Praktikant. Von unserer Gruppe gab es anfänglich Interesse aber ob der strikten Planung meinerseits und der frühen Uhrzeit (7:00h vor Ort, ergo gegen kurz nach 5:00h hier los) war die Resonanz dann doch schnell wieder abgeflaut.
Bis wir dort waren vergingen dann auch erst mal 2h auf diversen Highways und Staatsstraßen. Google Maps hat sich mal wieder als sehr hilfreich erwiesen – inklusive Insider-Kenntnissen. Wir sind eine Abkürzung gefahren, die mich teilweise an das Erlebnis mit Torstens Navi in Horka erinnerte (dort sind wir einen Feldweg entlang gekrochen zugewachsen und tiefe Furchen – das Navi meinte dann trocken: dem Straßenverlauf 2,3 km folgen …) – hier kam dann kurz nach der Abzweigung auch ein ermunterndes Schild: „end of pavement“ – Ende des festen Straßenbelags. War aber lustig zu fahren muss ich schon sagen – vor allem wir sind auch tatsächlich da rausgekommen wo wir hinwollten – kann man echt nicht klagen.
Da es warm werden sollte haben wir natürlich genügend Getränke eingepackt – wobei das eine nicht ganz unproblematische Sache ist – denn das will auch getragen werden – ich hatte am Ende dann 5l Wasser auf dem Rücken, zusätzlich noch Verpflegung in Form von Sandwich, Karotten und Äpfeln. Die Eintrittsgebühr für den Park haben wir uns geteilt, für eine Gruppe mit 3 Personen sind 8 US$ hier nicht wirklich viel. Leider ist der nähere Wanderparkplatz seit dem Frühjahr gesperrt und man muss mit dem vorgelagerten Vorlieb nehmen, was nochmal knapp ein Kilometer mehr ist, aber auch nicht weiter tragisch.
Der Anfang des Weges hatte noch verdammt viel Ähnlichkeit mit dem was ich aus dem Pfälzer Wald gewohnt bin, auch wenn im Nationalpark deutlich weniger Forstwege existieren als im Pfälzerwald. Etwas anspruchsvoller war einzig die stetige Steigung die es zu überwinden galt. Nach einer Stunde haben wir die erste Pause eingelegt – trinken, ein wenig was Essen und weiter geht es. Es hat sich gelohnt früh da zu sein, es war zwar warm und schwül aber noch nicht übermäßig. Dennoch waren einige Gruppen Wanderer unterwegs, aber insgesamt sehr ruhig – entgegen der Ankündigungen in diversen Foren, dass der Pfad gerne überlaufen ist, und man sich ggf. auf Warteschlangen gefasst machen muss, wenn es an die Engstellen geht.
Irgendwann sind wir langsam über die Baumwipfel rausgestiegen, der Weg wurde zunehmend felsiger und auch nichts mehr von wegen leichter Wanderung – stattdessen Felspalten und Klettern mit Händen und Füßen. Ein Seil war unnötig, aber konzentrieren musste man sich dennoch. An einigen Stellen war es echt hilfreich, dass die Markierungen in sehr kurzem Abstand angebracht waren – sonst wäre ich wohl nicht in die Felsspalte abgestiegen und hätte erst mal nach nem anderen Weg gesucht. Den gibt es aber nicht …
Auch haben wir jetzt häufiger Pausen gemacht, schön warm und sonnig war es ja, leider hat es im Tal recht viel Dunst gehabt, und daher keine überragende Fernsicht. Sebastian als Wetterexperte hat denn auch gemeint – da hinten in weiter Ferne könnte sich was entwickeln, ob das kommt oder nicht war aber ungewiss.
Die Anstiege wurden nun um so anspruchsvoller, teilweise war ohne Teamarbeit bei unserer Ausrüstung nichts mehr drin, also einer voraus, Taschen und Rucksäcke eine Etage nach oben, dann weiter bis man oben war. Das war auch die einzige Stelle an der wir ansatzweise etwas Stau hatten – ich möchte mir nicht vorstellen wie das aussieht wenn da noch mehr Leute unterwegs sind.
Kurz vor zwölf waren wir dann auf dem Gipfel, nochmal ausgiebig Pause, ein paar Fotos und dann ging es an den Abstieg über den „Saddle-Trail“, also entlang des Bergrückens. Dieser Anstieg ist etwas flacher und weniger anspruchsvoll, größtenteils ist er als gut ausgetretener Trampelpfad ausgebildet, auch wenn festes Schuhwerk absolut Plficht ist, angesichts des teilweise groben Schotters und der damit verbundenen Rutschgefahr.
Auf diesem Weg kommt man auch an zwei Schutzhütten vorbei, beide haben wir genutzt um nochmal Pause zu machen, die Frequenz der Pausen hat sich drastisch erhöht, es war noch wärmer und feuchter geworden. Zudem waren wir ja schon die 800 Höhenmeter hochgeklettert. Verständlich das dann die Power nicht mehr so ganz da war … Auch auf dem Forstweg im Tal haben wir auch nochmal ein Pause in der Nähe des Bachs gemacht – wunderbar ruhig, kaum jemand unterwegs. Allerdings hat sich das Gewitter dann doch noch zu Wort gemeldet – es rumpelte immer mehr und wir haben uns etwas beeilt in Richtung Auto zu kommen. Was uns etwas mehr gewundert hat waren die viele Wanderer die sich trotz einsetzendem Regen auf dem Weg gemacht haben – also ich wäre angesichts des drohenden Gewitters doch nicht den Berg hochgeklettert. Ich bin doch kein Blitzableiter …
Zeitlich haben wir das gut abgepasst, wir sind ins Auto gestiegen und es hat losgeregnet. Auf dem Rückweg haben wir noch einen Abstecher in einer Winzerei gemacht, aber da haben wir nur kurz reingeschaut – denn die wollten für eine Probierrunde schon 5 US$ haben … außerdem ist das hier eher etwas für die ganz gehobene Klasse – wir kamen uns etwas deplaziert vor. Schade drum, ich hätte gerne mal was von dem lokalen Wein hier probiert …
Die weitere Rückfahrt war dann doch recht ätzend – wir waren alle derart fertig … und ich der einzige der das Auto wegen der Versicherung fahren darf … um so ätzender waren dann die 30km Stau auf dem Beltway um Washington DC herum. Ursache war ein LKW-Unfall, aber jeder hat natürlich gaffen müssen und so steht dann ziemlich schnell alles auf den 4 und teilweise sogar 5 Spuren … absolut unverständlich …
Abends hatten wir noch eine Einladung von Mikael Lindwall zu einem Fun-Run über 8km eingeladen, leider hatte er das recht spät, irgendwann am Donnerstag angekündigt – und ich war zu müde nach der Wanderung um mir dann auch noch bei der Hitze und Luftfeuchtigkeit – nee das muss nicht sein. Wobei am Samstag ja einer meiner Lieblingsläufe war – meine erste Halbmarathonstrecke rund um den Altmühlsee, nächstes Jahr will ich auf alle Fälle dort wieder dabei sein. Eine andere Anmeldebestätigung hat mich indes noch erreicht: Ich bin dabei beim legendären LGA Indoor-Marathon Nürnberg. All zu lange ist es ja nicht mehr hin bis November, aber bei dem Klima hier ist jeder km extra anstrengend – ich kann mir derzeit nicht vorstellen bei der Witterung einen Marathon zu laufen. Mal sehen, wenn Sebastian am Donnerstag seinen wahrscheinlich letzten Lauf hier mit mir macht, kann ich ja mal überlegen weitere Schleifen anzuhängen. Irgendwann bin ich dann vielleicht auch wieder bei den 30km. Bevor ich das angehe muss ich mir aber noch ne Versorgungstrategie einfallen lassen – denn die Wasserverpflegung entlang der Strecke ist äußerst dürftig … einzig am Lake Artemisia existiert ein Brunnen …
Eine schlechte Nachricht haben wir noch dazu vom Techniker erhalten der am Samstag endlich nach der Klima-Anlage geschaut hat – nach 24 Jahren ist die nicht mehr reparabel. Mal sehen wann die neue kommt, sie wäre hochwillkommen – und da dann auch die Heizung hier gleich mit erneuert wird, wäre das wohl auch ein aktiver Beitrag zum Umweltschutz. Wobei ich ja angesichts des allgemeinen Zustandes hier im Haus schon etwas Bedenken habe, das hier was vernünftig gelöst wird – wahrscheinlich wird es wieder auf „billig“ hinauslaufen…
Den Sonntag habe ich zum Entspannen genutzt, außerdem habe ich mein Zimmer mal wieder aufgeräumt. Und endlich den 6. Band von Harry Potter auf English zu Ende gelesen. So ganz überzeugt wie die anderen hat er mich nicht – mal sehen wie der letzte jetzt dann wird.
So ganz allmählich fange ich schon an hier Dinge zusammen zu suchen, die ich hier nicht mehr brauchen werde – auch bei den Einkäufen macht es sich ganz langsam bemerkbar – so Dinge wie Kartoffeln und Reis kaufen wir definitiv nicht mehr ein, und auch bei einigen Konserven werden wir nicht mehr so viel nachkaufen. Jetzt sind es noch sechs Wochen, und irgendwie freue ich mich langsam um so mehr auf die Heimat. Morgen geht’s aber erst mal weiter mit der Diplomarbeit.