Move im Sinne von Umzug stand für den Samstag auf dem Programm. Ein paar Kleinigkeiten dazu hatten sich schon am Freitag angebahnt: Unsere Starbucks und Kulturbetreuerin Aleksandra ist nach dem erfolgreichen Abschluss ihres Studiums aus der Studentenbude ausgezogen – vorerst mal zu ihren Eltern.
Am Freitag haben wir noch eine kleine Abschiedsparty gemacht und gemütlich bei uns im Garten hinterm Haus gegrillt. War richtig lecker, und Aleksandra hat nochmal einen richtig leckeren amerikanischen Schokokuchen (eine echte Kalorienbombe) zubereitet. Ich habe eine Runde Bohnensalat mit Thunfisch gemacht. War zwar nur eine Feier im ziemlich kleinen Rahmen, denn einige von uns wollten unbedingt noch in einen Club – wers mag gerne. Wir haben uns gut unterhalten, auch ohne laute Musik und horrende Getränkepreise.
Am Samstag nachmittag ging es dann los – Aleksandras Appartment war nicht sonderlich weit weg und wir haben schon mal angefangen mit dem Leerräumen. Auch wenn ich an ihrer Stelle schon am Vortag alles was nicht mehr gebraucht wird abgebaut und auch verpackt hätte – aber macht ja nichts – wir hatten ja nix weiter für den Tag vor. Ein Kasten Becks zur Abkühlung beim Schleppen hat die Arbeit denn auch erheblich erleichtert 🙂
Irgendwie hatte ich wohl beiläufig mal erwähnt, das ich in Deutschland LKW gefahren bin – also wurde mir
die ehrenvolle Aufgabe zu Teil, den LKW richtig zu beladen und denn auch die 40 Minuten zu ihren Eltern zu fahren. Alles kein Drama, war im Endeffekt nicht wirklich ein Monstrum, das ich in die Kategorie „seriöser LKW“ abgeheftet hätte – vielmehr etwas in der Größe eines MLW beim THW – also maximal 7t – sagen wir mal so: Einstiegsdroge für den LKW-Fahrer :o. Ärgerlicherweise mit Automatikgetriebe – man hat also nicht mal ein Rührwerk… Vom Fahren her habe ich mich gefühlt wie als würde ich seit langer Zeit den GruKW der Mannheimer Jugendgruppe fahren. Der hat immer Freude gemacht beim Fahren. In Deutschland käme aber niemand auch nur auf die Idee ein derart großes Fahrzeug mit Bezin zu betreiben. Andere Länder, andere Sitten. Ausgeladen war dann recht fix – innerhalb von einer halben Stunde war der LKW wieder leer und wir konnten die Rückfahrt antreten. Richtig cool, für einige von uns war es ja der erste Einblick in ein typisches amerikanisches Familiendomizil. Von der Größe her echt beeindruckend, auch die landschaftliche Lage ist echt einzigartig – mitten um Grünen. Die Anbindung und Erreichbarkeit ist dann aber schon eher wieder Nürnberg-Netzstall-Niveau – ohne Auto geht da gar nix und selbst dann ist man 20 Minuten unterwegs bis zum Supermarkt …
Abends haben wir dann noch gemeinsam bei Aleksandra in der nun fast leeren Wohnung gegessen – da wir Tische und Stühle schon abtransportiert hatten, ist das Ganze zum „Indoor-Picknick“ mutiert. Auch nicht tragisch – gegenüber dem Picknick im Freien hat es auch einige Vorzüge – es gibt keine Mücken die einen nerven und die Klima-Anlage sorgt für angenehme Temperaturen – draußen hatte es ja wieder um die 36°C. Eine wahre Freude bei dem Wetter auf der Ladefläche zu hantieren. Ich habe mich gefühlt wie bei einigen Zeltlagern. Irgendwie ein komisches Gefühl.
Nachdem es denn doch recht spät wurde und wir gegen kurz nach 0:00h und der ordnungsgemäßen Vernichtung aller vorhandenen Restalkoholika nach Hause gekommen sind, stand für Sonntag dennoch Frühaufstehen auf dem Programm. Wer will schon das WM-Spiel verpassen?
Über Nacht ist denn unser Haus auch zum deutschen Sammelpunkt geworden – einige Aupairs die wir schon kannten hatten sich mit dem Rest der Gruppe verabredet und haben die kurze Nacht auf unserem wunderschönen Wohnzimmerboden zugebracht – gut das wir für solche Fälle genügend Sofas und Matrazen haben. Einige von uns waren denn auch noch nicht fit genug um nach DC reinzufahren. Am Ende bin ich mit Sebastian auf dem Rad in Richtung Greenbelt-Metro-Station los und wir sind passend zum Anpfiff im Goethe-Institut angekommen. Die haben dort ihren Vorführraum für die WM geöffnet – anfänglich war die Stimmung in dem kleinen Kino-Saal nicht übermäßig. Das änderte sich mit dem ersten Tor dann ganz gewaltig und beim 2. war es um so wilder.
In der Halbzeitpause sind wir dann in den angrenzden Irish Pub umgezogen – nicht ganz verkehrt, dort haben Engländer und Deutsche das Spiel geschaut und wir haben auch einen Teil unserer Mannschaft wieder gefunden – die waren wegen Überfüllung nicht mehr ins Goethe-Institut reingekommen.
Die Stimmung im Pub war recht ausgelassen und ich habe mir morgens gegen 11:00 dann doch ein Bier gegönnt um die Kehle etwas zu ölen während der zweiten Halbzeit. In dieser wurden die deutschen Fans immer ausgelassener, während die englischen Ecken zunehmend stiller wurden. Hinterher wurde es dann richtig wild – alles lag sich in den Armen und wir habe ordetlich gefeiert. Draußen auf der Straße war auch richtig was los, überall deutsche Fans die gejubelt haben. Heim ging es dann etwas später mit der Metro in Richtung Greenbelt. Ich habe dann noch etwas telefoniert mit der Heimat, bevor ich mich dazu entschlossen habe, den fehlenden Schlaf der Nacht doch noch nachzuholen – irgendwie war ich total platt nach dem ereignisreichen Wochenende.
Jetzt sortiere ich noch endlich die Bilder aus, eine langwierige Tätigkeit, die ich seit dem Trip nach Florida nicht mehr richtig gemacht habe. Meine neue Kamera hat übers Wochenende auch ihre Feuertaufe gut überstanden, morgen kommt noch das wasserdichte Gehäuse dazu, dann kann am Freitag ja bezüglich Tauchen nichts mehr schiefgehen. Einzig Knackpunkt – ich werde womöglich unter Wasser sein, wenn Deutschland das Spiel gegen Argentinien bestreitet. Man kann nicht alles haben. Und aktiver Sport ist mir dann doch lieber als passiver.