Selbst ist der Verbraucher

Angesichts der aktuellen Skandale kann ich ja nur schmunzeln, dass ich bereits vor mehreren Monaten mich dazu aufgerafft hatte, mir endlich einmal einen Kochkurs für die Grundlagen zu gönnen. Warum die Lasagne fertig kaufen, wenn man weiß wie es geht kann man sie auch selbst machen – mit dem Effekt, dass man weiß was drin ist und auch noch im Geschmack deutlich besser liegt als die ganzen Fertigprodukte.

Es ist sicherlich nicht so, dass ich vollständig auf Fertigprodukte oder teilweise fertige Zutaten verzichten möchte oder diese ganz und gar verteufeln würde. Nur habe ich spätestens während meines USA-Aufenthalts gelernt, hausgemachte Küche zu schätzen. Einheitsbrei mit Geschmacksverstärkern und Farbstoffen, das kann jeder haben – noch dazu für sehr sehr wenig Geld. Ob es dann gesund, nahrhaft und dauerhaft sättigend ist, steht auf einem ganz anderen Blatt. Ich möchte aber zum Beispiel nicht auf die Möglichkeit von Instant-Brühe verzichten, denn für jedes Gericht erst einmal stundenlang Gemüse schneiden, nur um Brühe zu erzeugen – das klappt in der Großküche vielleicht, weil man dort entsprechende Mengen benötigt, aber für mich als Single ist es leider keine Option. Auch Dinge wie Blätterteig oder wenn es sein muss auch einmal eine Fertig-Suppe für zwischendurch halte ich für durchaus pragmatisch und vertretbar.

Begonnen hat der Kurs letzte Woche, auf dem Speisezettel standen unter anderem eine Kartoffelsuppe und verschiedene Arten Schnitzel – von Wiener Schnitzel über Jägerschnitzel bis hin zu Picata Milanese (also Schnitzel im Käsemantel) war alles dabei. Dabei muss ich sagen: Man muss sich nur einmal an die Sachen heran wagen – übermäßig schwer sind die Rezepte bei weitem nicht – auch wenn natürlich das Kochen in einer größeren Gruppe deutlich mehr Spaß macht, und man sich schon daher mehr Mühe gibt, als wenn man mal eben für sich selbst etwas zubereitet.

Praktischer Weise war derart viel übrig, dass ich die Woche über die verschiedenen Gerichte nochmals genießen konnte, oder zumindest die Lebensmittel weiter verwenden konnte – Kartoffelsuppe zum Mittag auf der Baustelle war kein Fehler, schnell und einfach in der Mikrowelle erwärmt, passend zum Schmuddelwetter draußen. Die Spaghetti habe ich dann mit der restlichen Tomatensauce, Ei und Käse angebacken – eine improvisierte aber durchaus energiehaltige Pasta-Party als Vorbereitung für die Rheintalquerung – optimal in den Wettkampf, wenn man so will.

Heute ging es dann an die nächste Stufe, diesmal mit dem Thema Fisch und Nachspeise.  Zubereitet haben wir eine ganze Lachsforelle, fangfrisch versteht sich – inklusive einer kleinen Warenkunde, damit man erkennt ob der Fisch auch frisch ist (ich musste irgendwie an Verleihnix aus Asterix denken), unter anderem wurde auch das Thema Umweltschutz und Tierschutz angesprochen – also von daher Finger weg von Pangasius, Victoria-Barsch und Tilapi – die schmecken nur mäßig und die Bedingungen für die Tiere sind absolut unter aller Kanone. Ähnliches gilt leider für Makrelen und Krabben. Aber ich will ja auch nicht jeden Tag Fisch auf dem Tisch haben und wenn dann doch auch eine angemessen Qualität. Angebote aus der Region sind da noch der beste Griff – und es gibt eine Menge Möglichkeiten – man muss sich nur etwas umschauen. Das schont die Bestände, fördert die lokale Wirtschaft und noch dazu fallen weit weniger Emissionen für den Transport an (warum muss ich Fisch um die halbe Welt fliegen oder Tiere durch ganz Europa karren – egal ob lebend oder als Tiefkühlprodukt? – der Sinn bleibt mir absolut verschlossen).

Um Fisch habe ich bei der Zubereitung immer einen Bogen gemacht, zu teuer, zu kompliziert in der Zubereitung. Wie ich lernen durfte: alles halb so wild – ein anständiger Fisch aus dem örtlichen Teich ist nicht unmöglich teuer, und die Zubereitung ist fast einfacher als ein Schnitzel. Fisch füllen (z.B. mit Zitrone und Dill), etwas würzen und dann anbraten. Fertig gegart wird er dann im Ofen, damit wird er schön durch und nicht zu trocken. Das Filetieren muss man etwas üben, aber auch das ist keine Raketenwissenschaft.

Krönender Abschluss war die Tarte Tatin – eine Art Apfelkuchen, der in der Pfanne zubereitet wird. Im Prinzip sehr einfach, und super lecker – auch hier ist wieder der Backofen der Schlüssel zum Erfolg, dort wird die Tarte fertig gegart, bevor sie gestürzt wird. Besser nicht an die Kalorien des Blätterteigs und die der in Honig gedünsteten Äpfel denken, das ist einfach zu lecker – Kalorienabbau ist dann morgen wieder im Training angesagt.