Berufliche Flexibilität – um welchen Preis

Da ich momentan mal auf der Suche nach einer Alternative zu meiner derzeitigen Beschäftigung bin, ist mir das Thema Flexibilität auch wieder in den Fokus geraten.

Generell bin ich selbst ja recht flexibel und ungebunden und somit auch offen für einen Job irgendwo in Deutschland. Wobei auch ich eine gewisse “Heimatverbundenheit” in Form von Vereinen und Bekanntschaften habe.

Aus diesem Grund habe ich mir mal so meine Gedanken gemacht: Auf der einen Seite ist eine neue Umgebung für mich ja kein Problem, ich habe mich bisher eigentlich überall zurecht gefunden, von Nürnberg bis Washington DC war das eigentlich nie ein Problem. Auf der anderen Seite habe ich mittlerweile auch eine recht hübsch eingerichtete Wohnung in die ich doch einiges reingesteckt habe. Ich kann mir durchaus vorstellen wie es jemandem geht, der nicht zur Miete lebt, sondern eine Wohnung oder gar ein Haus besitzt – da fällt der Weggang sicherlich noch eine Runde schwerer – zumal wenn es noch finanziellen Lasten zu tragen gilt.

Womit wir beim nächsten Thema sind: Ich habe in den vergangenen Wochen vermehrt Berichte gelesen, in denen es darum ging, dass die aktuelle Generation kein Interesse mehr an Investitionsgütern hat. Unter anderem äußert sich das an der Wertstellung der eigenen Automobilität. Selbst für mich ist mein Auto in gewisser Weise ein Stück Freiheit, auf das ich eigentlich nicht verzichten möchte, auf der anderen Seite überlege ich wie häufig es doch in der Garage steht und wann ich es wirklich benötige. Alternativen gibt es zu Hauf, angefangen vom Fahrrad und den eigenen Füßen, über den recht passablen ÖPNV in Mannheim bis hin zu Dingen wie CarSharing oder Mitfahrgelegenheiten. Um es kurz zu machen: Ich leiste mir den Luxus des eigenen Autos, aber ich könnte ggf. auch darauf verzichten.

Schaut man nach den Gründen, so gibt es mit Sicherheit nicht einen, wie üblich sind verschiedene Faktoren ausschlaggebend: So mag die zunehmende Konzentration in den Städten auch zu einer verstärkten Nutzung alternativer Verkehrsmittel geführt haben: Wer sucht abends schon noch gerne nach einem Parkplatz und muss dann noch fast länger vom Auto bis nach Hause laufen als er gefahren ist …

Aber ich habe einen weiteren und wesentlich weiter greifenden Effekt ausgemacht, der sich nicht nur auf den Luxus eines eigenen PKW bezieht sondern auf eine ganze Reihe von Gütern die man nicht zu den Konsumartikeln zählen kann, ich sehe sie eher als Investition, auch wenn das nicht jeder so sehen mag: Ein Auto oder auch Möbel wie eine Küche zu kaufen ist für viele ein großer Brocken Geld. Das war schon immer so, Dinge die man länger nutzen konnte kosten mehr als das was man zum täglichen Leben benötigt. Nur wer kann heute noch sicher sagen, dass er langfristige Finanzierungen stemmen kann? Wenn man ständig flexibel sein muss bzw. ein hochflexibels Arbeitsverhältnis hat – geht man dann ein solches Risiko ein? Ich persönlich würde es nicht. Auch ich überlege mir in diesem Zusammenhang schon länger ob ich meinen treuen Begleiter namens Corsa B (aka Beasty) nicht durch etwas aktuelleres ersetzen soll. Aber mit der aktuellen Situation lasse ich das erst mal – ersetzen dann wenn es wirklich nicht mehr lohnend ist das aktuelle Gerät zu warten und zu Pflegen. Ähnliches gilt für mein Schlafzimmer, dort werde ich bei Gelegenheit wohl auch nicht um eine neue Ausstattung herum kommen, aber ich werde jetzt nicht auf Biegen und Brechen etwas neues kaufen, so lange die Ausstattung im derzeitigen Zustand mehr als ausreichend ist.

Was ich damit sagen will: Wer keine Sicherheit hat, wird sich mit Investitionen zurück halten – fragt sich also ob sich diese geforderte Flexibilität der Arbeitnehmer immer postiv auf das mittel- und langfristige Wirtschaftswachstum auswirken wird.

Eine weitere Auswirkung ist mir aufgefallen, als es zu den üblichen Fragen kam “wie steht es um Familie?” – Ich selbst wäre ja durchaus bereit dazu, aber es fehlt mir an einer passenden Partnerin. Aber auch da ist ständige Flexibilität wohl eher hinderlich denn förderlich. Wie soll man eine feste Beziehung aufbauen, wenn man ständig auf dem Sprung ist – will man es dem Nachwuchs und auch der Partnerin antun, alle zwei Jahre einen Umzug durchzustehen? Auch hier zeigt sich in meinen Augen ein Nachteil der ständigen Flexibilität – hier klar langfristig: Wer soll unsere Produkte noch kaufen, wenn es kaum noch Nachwuchs gibt? Abgesehen von der wachsenden Produktpalette in Sachen altersgerechte Produkte für alle Lebenslagen gibt es da auf lange Sicht keine Wachstumsmöglichkeiten.

Insgesamt stehe ich der geforderten Flexibilität mittlerweile sehr zweigeteilt gegenüber  – bevor ich keine Arbeit habe, würde ich wohl eher umziehen, auf der anderen Seite: Die heutige Wirtschaft wird auch immer mobiler, das produzierende Gewerbe mit festen Montagehallen wird immer weniger, warum kann dann nicht die Arbeit zu den Menschen kommen? Die Technik dafür existiert schon länger – man muss sie nur konsequent nutzen. Das fordert natürlich eine gewisse Flexibilität der Arbeitgeber, aber wie es so schön heißt: Die Zeiten ändern sich, und wir mit Ihnen. Mit der Veränderung der Altersverteilung in der Gesellschaft sind nun vielleicht Andere an der Reihe in Sachen Beweglichkeit und Flexibilität.