Wenn Hardware alt wird

Heute war es soweit – ich habe einen langjährigen treuen Diener in den verdienten Ruhestand geschickt. Die Rede ist von meinem Hauptrechner.
Ich weiß gar nicht mehr wie lange ich ihn genau nun schon habe – der Vorgänger war noch ein Athlon Thunderbird mit damals atemberaubenden 1,4 GHz und einen MSI-Board.
Den Rechner in der Form hätte ich mir so wahrscheinlich aus freien Stücken nicht zusammengestellt, aber als der ebenfalls recht ausdauernde Athlon und das Board während der Hochschulzeit anfing immer stärker zu zicken war es gerade mal wieder stressig und ich brauchte auf die Schnelle einen zuverlässigen Ersatz. Damals war gerade ein Projekt mit mehreren Rechner geplatzt und ich hatte die Komponenten für einen extrem günstigen Rechner sowieso rumliegen – nichts wirklich rares – tendentiell sogar eher etwas problematisches: Ein Board von Winfast (ein Versuch von Foxconn direkt selbst Boards zu vertreiben) – mit einem AMD Sempron mit 64Bit Erweiterung. Für den Moment damals genau das was ich brauchte – ein zuverlässiges Arbeitspferd, nicht mehr und nicht weniger.

Und wie das mit so Provesorien halt nunmal ist: Meistens halten sie länger als man sich das gedacht hätte. Ich bereue es allerdings ganz und gar nicht – die geringe Leistung des Rechners war für den Hochschulbedarf ziemlich genau das Richtige – ausreichend zügig für die Arbeiten und das was an Surfen, Mailen und Bürojobs sonst noch so anfällt. Einen großen Teil der Hardware hatte ich ja übernehmen können – unter anderem die Festplatte und die umfängliche Sammlung optischer Laufwerke. Das Gehäuse nehme ich ohnehin immer mit, so lange das noch möglich ist – es geht nichts über einen Maxtron-Servertower – recht wuchtig, aber sehr geräumig und sehr sauber verarbeitet – dank ein wenig Textilklebeband habe ich mittlerweile auch das Klappern der Seitenwände beendet. Tauschen möchte ich das Gehäuse derzeit jedenfalls gegen nichts anderes.

Nun haben sich die Zeiten geändert und der Hauptrechner stand schon seit längerer Zeit auf der Liste der zu aktualisierenden Geräte. Die letztendliche Entscheidung fiel, als mein Vater Bedarf für einen günstigen Büro-Rechner anmeldete – klar er hat ja jetzt ein eigenes Arbeitszimmer, da gehört doch sowas rein. Für die dort anfallenden Arbeiten ist der Rechner allemal noch gut.

Bei der Auswahl der Hardware für ein Neugerät tat ich mir etwas schwer – aber ich habe mich am Ende doch für eine Sandy-Bridge-Lösung von Intel mit einem Asus-Board auf Basis des H67-Chipsatzes entschieden. Dazu eine GeForce-Grafikkarte von Gigabyte – derzeit fehlt mir ein wenig die Zeit zum Spielen, aber wenn dann möchte ich die Zeit denn auch genießen können.
Beim Umbau bin ich über verschiedene Sachen gestolpert, die mich nun schon seit einiger Zeit begleiten, aber deren Zeit wohl jetzt auch gekommen ist: Ich habe noch immer eine Altlast in Form eines SCSI-Busses in meinem Rechner mit mir herum getragen – daran habe ich bei Bedarf immer mal wieder einen Streamer angeschlossen und auch ein Teil der optischen Laufwerke hängt daran. Wobei es kein wirklich edler Bus ist wie ich ihn auch noch kenne – vielmehr die günstigste Version einen SCSI-Bus zu haben 50-poliges SCSI-2 oder auch Fast-SCSI genannt. Für die beiden optischen Laufwerke die ich noch habe mehr als ausreichend. Einen Yamaha-Brenner den ich nicht mehr wirklich nutze, weil er doch etwas langsamer ist und beim Lesen so fürchterlich lärmt und ein echtes Schätzchen – ein TEAC-CD-Lauwerk – ohne Schnickschnack – einfach nur solide, wenn auch nur ein 32x. Um das Gerät tut es mir am meisten leid, denn es hat mich bisher nie im Stich gelassen – sei es Kratzer in CDs oder auch eine zeitlang Un-CDs – einfach einlegen und auslesen – so gut kann Technik sein.
Eine weitere Altlast die es noch einmal geschafft hat umzuziehen ist meine auch schon etwas angestaubte Soundkarte von Hoontech – eigentlich immer noch State of the Art was die Leistung betrifft – super sauberer Klang und was mir besonders wichtig ist: Optische Ein und Ausgänge für an die Stereo-Anlage – das war damals Hightech und ich musste zusehen einen passenden Receiver zu bekommen.
Von einer weiteren Altlast habe ich mich dann auch trennen müssen: Mein neues System hat keinen Floppy-Anschluss mehr – angesichts der riesigen Speichermengen die heute auf Sticks passen kann ich das aber ganz gut wegstecken – ist nur die Frage was ich mit den geschätzten 3 Kilo Disketten mache, die ich noch hier rumliegen habe. Ebenso mit den Kabeln für SCSI und Floppy – ich denke da mache ich mal wieder eine Runde bei ebay – als weg damit.

Ansonsten ist der Rechner 1:1 in ein anderes Gehäuse gewandert zuzüglich einer noch gefundenen Soundblaster PCI-128 – auch das eine gute, solide Soundkarte. Sie ist und bleibt eine echte Brot- und Butter-Karte – günstig und problemlos.
Den neuen Rechner konnte ich jetzt noch nicht in Betrieb nehmen – mein altes Netzteil hat nicht genügend Leistung bzw. nicht die aktuellen Stecker die es braucht – da werde ich wohl bis Montag warten müssen. So lange tut es ja noch mein altes System in veränderter Hülle.

So leid es einem teilweise um die Hardware tut – irgendwann muss man den notwendigen Schritt machen – so schwer er fällt. Manche Dinge braucht man heute wirklich nicht mehr bzw. löst sie anders, auch wenn ich oftmals lange Zeit noch an einer Technik festhalte oder sie zumindest für den Fall der Fälle noch griffbereit habe. Auf der anderen Seite orientiere ich mich natürlich auch gerne nach vorne – schon bei meinem Root-Server daheim wusste ich: SCSI ist für den Normalfall nicht mehr praktikabel und ich habe folgerichtig aus S-ATA gesetzt – mal sehen wie lange der Standard sich noch hält.