Zivilcourage, Mut und Faulheit

Mann oh Mann schon wieder eine halbe Netz-Ewigkeit her, dass ich hier was in den Blog geschrieben habe, höchste Zeit das zu ändern. Es heißt ja nicht, dass ich in den letzten 2 Wochen untätig gewesen wäre, ganz im Gegenteil, es war jede Menge zu tun und der Blog musste sich mal hinten anstellen.

Kurze Info was so in der letzten Zeit gelaufen ist: Meine Küche nimmt ganz ganz langsam Formen an – immerhin habe ich jetzt eine Spüle die ich benutzen kann. Die Idee mit dem Adapter aus dem letzen Eintrag war ja gut gedacht – nur hatte ich mit den Konventionen im Abfluffbereich nicht gerechnet – dort heißt es immer nur: Vom Kleinen ins Große – was angesichts des worst-case ja auch seine Berechtigung hat – nicht dass dann irgendwo was überläuft nur weil der Kanal es nicht packt – das kennen wir doch schon von diversen Starkregenfällen. Also habe ich das Rohr insgesamt durch ein 50er System ersetzt (natürlich nochmal Durchführung im Schrank vergrößern) aber jetzt hat das auch alles seine Richtigkeit. Angesichts der Preise fürs Rohr auch wirklich zu verschmerzen – spottbillig.
Die Verbindung der Arbeitsplatte harrt indes noch ihrer Vollendung – mal sehen wann das endlich in die Reihe kommt.

Auf der Arbeit geht es richtig gut voran und seit dem ersten Gehalt bin ich um so motivierter, schon praktisch wenn man Geld zur Verfügung hat. Aber typisch Geld: Kaum da schon weg – immerhin war ja noch einiges an Kosten aufgelaufen, die es zu bezahlen galt. Das wird sich aber sicherlich die nächsten Monate dann auch geben – Möbel und Einrichtung kauft man ja nicht alle Tage.
Das Projekt macht langsam auch Fortschritte, erste Teile für einen Prototypen sind recht weit gediehen. Für mich ein tolles Gefühl, wenn man am Ende des Tages etwas herzeigbares hat.
Offizielle Willkommens-Veranstaltung war am Montag, ich habe zusammen mit Torsten und Frau Kafka meinen Einstand gefeiert. Wir haben ganz ordentlich aufgefahren, mit Fleischkäse, Brötchen, Muffins und einer Käseplatte.
Muffins habe ich übernommen und gleich mal meine Küchenuntensilien getestet – der Rührer und der Backofen funktionieren. Der Backofen ist jetzt auch von etwaigen Holzspanresten befreit – beim Aufheizen roch es kurzzeitig angehm nach Holz … An den Resten der Käseplatte arbeite ich gerade noch, gestern und heute habe ich die Beilagen in Form von Silberzwiebeln und Oliven vernichtet, die mussten weg. Ich fühlte mich bei den Oliven an Mannekinpix aus Asterix erobert Rom erinnert: Anstelle “Elefant, gefüllt mit Oliven”, fühlte ich mich deutlich wie “Kai, gefüllt mit Oliven”.

Heute nachmittag wars dann nochmal recht stressig – Marvin hat mir freundlicherweise mit 2 Händen ausgeholfen und wir haben die zweite Leuchtstofflampe bei mir im Wohnzimmer aufgehängt – jetzt ist auch endlich Licht wenn man es einschaltet – mal sehen ob ich mir nicht doch noch sowas ins Schlafzimmer hänge, vielleicht hilft es ja morgens beim Aufstehen.

Auf dem Weg in die Wohnung sehe ich wie gerade unser Hausmeister-Service einen Anschlag aufhängt in dem nochmals darauf hingewiesen wird, wann im Haus Ruhe zu sein hat. Ich habe dann mal vorsichtig gefragt ob es Beschwerden gab. Die gab es anscheinend – es wurde angeblich zu nachtsterbender Zeit noch mit der Säge und der Bohrmaschine hantiert. Also ich weiß, dass es bei mir als mal später wurde bis die Küche stand, aber bis 22:00h ist es eh erlaubt, und danach habe ich mir nichts vorzuwerfen. Vor einigen Tagen hing auch ein Hinweis da, dass Hundebesitzer bitte darauf achten sollen, dass ihre Vierbeiner nicht ins Treppenhaus kacken. Erstens erwarte ich von einem Hundehalter, dass er sowas sofort beseitigt, wenn er es mitbekommt und zum anderen finde ich alleine eine solche Aufforderung mal wieder drollig. Irgendjemand hier im Haus hat irgendwie zu viel Zeit / Langweile und vor allem scheints keinerlei Courage in den Knochen. Ich hätte jeden verstanden der abends an der Tür geklopft hätte und gefragt hätte, wann wir fertig sind oder ob wir bitte leise sein können. Aber diese hinterforzige Art über die Hausverwaltung kann ich mal grad gar nicht ab. Das zeugt von Dippelesshisserei – bin ich froh, dass ich am Samstag nicht doch noch kurzerhand die Lampe mit Martin an die Decke gedübelt habe – da wäre wohl gleich die Polizei vor der Tür gestanden oder wie habe ich das zu verstehen… Oh Zeiten – oh Sitten.
Ich kann Martin mittlerweile echt sehr gut verstehen und muss mir allen Ernstes überlegen ob ich mir in einigen Jahren nicht auch eine Immobilie in einem Industriegebiet zulege. Da hat man vor solchem Ungemach Ruhe.
Im Nachhinein frage ich mich, wer solche Aktionen überhaupt nötig hat. Das Lärm und handwerkliche Arbeiten nicht unbedingt schön sind (es sei denn man macht sie selbst) ist eine Sache, aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, als sei es heute ja schon fast verpönt a) Arbeiten zu gehen und solche Dinge dann halt abends erledigen zu müssen b) überhaupt selbst Hand anzulegen und nicht alles von der Stange zu kaufen, bzw. es halt anzupassen.

In einer anderen Sache bin ich derzeit auch etwas zwiegespalten und muss sehen wie es sich entwickelt, ich bin zwar jetzt Truppführer im THW, aber so richtig Spaß will noch nicht aufkommen, es fehlt mir irgendwie die Motivation wie ich sie von früher kannte. Ich hoffe mal sie kommt wieder, aber wenn ich mir den aufziehenden Bürokratismus anschaue, dann frage ich mich was noch kommen muss, bis ich das Handtuch werfe. Ich bin da sensibel, vielleicht sogar überempfindlich geworden. Man wird sehen was sich entwickelt. Aber irgendwie bin ich desillusioniert, dass das Pendel sich demnächst mal wieder in die andere Richtung bewegt, hin zum gesunden Menschenverstand und weg von diesen sinnbefreiten Vorschriften und Anweisungen. Aber wir müssen ja erst den Schwachsinn aus den USA perfektionieren, bevor wir erkennen dass wir uns gerade den Ast abgesägt haben, auf dem wir sitzen…

Wenigstens der Frustabbau funktioniert momentan ganz gut: Ich war endlich mal wieder 2x die Woche laufen, auch wenn heute abend nur Kurzprogramm angesagt war: rund 40 Minuten war ich spät abends durch den Nebel in der Rheinebene unterwegs – eine tolle Sache: Es ist alles so gedämpft und ruhig. Herrlich zum Entspannen beim Laufen. Ich glaub das werd ich öfter so spät machen.