Die unbeschreibliche Macht des Doppelklick

Da bekomme ich mal wieder eine Nachricht: Da funktioniert was nicht richtig, kannst du mal helfen …
Klar kann ich das in aller Regel – ist ja mein Job, und in dem Fall auch noch meine Software.

Wie in so vielen Fällen (ja auch meine Software hat mal den ein oder anderen Fehler, ich bin auch nur ein Mensch), liegt das Problem aber nicht bei meiner Programmierung sondern sitzt ca. 80cm vor dem Bildschirm. Genauer gesagt liegt das Problem rund 60cm neben selbigem. Die Rede ist von nichts anderem als einem Zeigerät – wahlweise als Maus, Nager, Ratte, Trackball oder Touchpad zu bezeichnen.

Die Verwendung ist denkbar einfach: Aufgrund von Bewegungen des Geräts (oder entsprechenden Sensoren bei Touchpads und Trackballs) kann man den Mauszeiger über den Bildschirm bewegen. Für die Leute die es sich nicht vorstellen können: Es gab auch eine Zeit, da bediente man Rechner nicht über eine graphische Oberfläche oder musste diese gar von Hand erst starten. Auch heute ist solches Wissen oftmals Gold wert. Wer regelmäßig im Remote-Bereich arbeitet weiß wie mächtig die angeblich so dröge Kommandozeile sein kann (egal für welches Betriebssystem) – nur erfordert sie deutlich mehr Wissen und Mitdenken des Benutzers. Das will man nicht immer, gerade wenn man für andere Arbeiten den Kopf frei haben möchte.

Aber zurück zum eigentliche Problem, bzw. dessen genauerer Eingrenzung: Während die Interaktion des Mauszeigers mit der Bewegung der Hand für die allermeisten Benutzer recht zügig zu erlernen und intuitiv verstanden wird (wenn nicht gerade jemand die Auswertung von X und Y-Koordinate vertauscht hat – ein großer Spaß um Kollegen zu verwirren), ist die nächste Ebene der Interaktion schon deutlich komplexer: Es geht um die Tasten die auf dem Gerät vorhanden sind. Die aktuellen Ausführungen bestehend zumeist aus drei Tasten:
[list]
[*]links
[*]rechts
[*]Mitte (oftmals als Rad ausgeführt)
[/list]
Das Mausrad als eine eigentlich recht späte Entwicklungsphase des PC-Nagers (eingeführt von Microsoft mit der IntelliMouse im Jahr 1996), häufig ist er mit der praktischen Funktion verknüpft durch den aktuellen Bildinhalt zu scrollen (je nach Ausführung sogar waagrecht, in aller Regel jedoch nur vertikal) – diese Funktionalität hatte man früher auf der Tastatur mit den Pfeiltasten – auch heute funktioniert das noch erstaunlich gut. Eigentlich eine sehr komplexe Funktion, dennoch wird sie intuitiv meist richtig angewandt.

Die eigentlichen Funktionstasten der Maus bereiten hingegen immer wieder Probleme, obwohl die Funktion denkbar einfach ist: Durch das Drücken einer Taste wird ein Schalter geschlossen – der Rechner erkennt welche Taste gedrückt wurde und meldet das der Software weiter, damit diese darauf reagieren kann. Wie die Reaktion ausfällt ist von Software zu Software unterschiedlich. Software meint in diesem Zusammenhang auch ausdrücklich das Betriebssystem des Rechners (also Windows, Linux, MacOS – ob man es glaubt oder nicht, auch das ist „nur“ Software).

Im allgemeinen hat sich ein gewisser Standard herausgebildet – die Maustaste unter dem Ringfinger (bei 3 Tasten) bzw. dem Mittelfinger (bei 2 Tasten) öffnet ein Menü mit zusätzlichen Funktionen, abhängig vom Kontext. Daher auch der Name Kontext-Menü. Schon die Verwendung dieser alternativen Funktion ist vielen Benutzern nicht wirklich geläufig. Dabei ermöglichen sie dem Programmierer von graphischen Oberflächen eine direkte Möglichkeit auf die Bedürfnisse des Benutzer so spezifisch als möglich zu reagieren. Denn vielfach kann man heute nicht mehr zwingend vorhersagen was sich genau an welcher Stelle auf dem Bildschirm finden wird, auch das ein Folge von graphischen, fenster-basierten Benutzeroberflächen.

Noch weniger bekannt (und oftmals auch ohne weitere Funktion) ist die Tastenfunktion des Mausrades – diese variiert von Software zu Software stark.

Bleibt eigentlich nur noch eine Taste übrig, im Regelfall als linke Maustaste bezeichnet, allgemeiner ist es die unter dem Zeigefinger. Mit dieser Taste führen wir die allermeisten Operationen aus – von Markieren durch Ziehen, Positionieren des Cursors im Programmcode bis hin zum Anwählen/Anklicken von Schaltflächen verschiedenster Art. Eigentlich ganz logisch, der Mauszeiger als verlängerter, digitaler, virtueller Zeigefinger. Leider hat sich unter Windows die Technik des Doppelklicks zum Starten von Programmen etabliert (unter Linux reicht ein einfacher Klick) – mit teilweise skurielen Auswüchsen: Auf nahezu alles und jedes wird doppelt drauf geklickt – ob sinnvoll oder nicht! Da wird im Netz auf Links ein Doppelklick ausgeführt, weil man ja eine Aktion erwartet und man bei Rechnern immer alles mit Nachdruck tun muss … so oder ähnlich muss sich das Doppelklicken bei einigen Leuten ins Gedächtnis eingebrannt haben. Ich frage mich manchmal was wohl passiert wäre, wenn Microsoft damals es für praktischer befunden hätte den Tripleclick oder gar den Penta-Klick als Startoperation zu verwenden …

Falls irgendjemand eine Idee hat, wie man die „Seuche“ der Doppelklickeritis auszurotten – ich bin für jede Anregung dankbar. Ich habe ja schon überlegt, ob ich einfach überall ein JavaScript einbaue, das zentral die Doppelklicks zählt und dann ggf. nach übermäßiger Menge eine Fehlermeldung ausgibt. Ob das wirklich zielführend ist, wage ich zu bezweifeln. In diesem Sinne „happy x-fach clicking“