Rheinradtour Tag 8 – Huningue, Neuenburg, Geiswasser

Tageskilometer: 63km Gesamt: 330km

Die erste Woche ist geschafft und wir sind guter Dinge, die schwersten Etappen hinter uns gelassen zu haben – nun geht es ja die deutlich flachere Oberrheinebene entlang. Wir lassen uns daher beim Frühstück ein wenig Zeit.

Anhand der Karte entscheiden wir uns, den Weg auf der deutschen Seite zu nehmen – dieser führt deutlich näher am Rhein entlang als die Route in Frankreich. So starten wir über die Dreiländerbrücke über die wir gestern schon gekommen sind. In Weil am Rhein fehlt einmal kurz ein Schild aber wir finden dank Karte dann doch den richtigen Weg. Kurz darauf schwenken wir auf den Rheindamm ein.

Ab nun wird die Strecke insgesamt eintönig bis langweilig – es geht fast immer nur gerade aus durch die Auenwälder. Immer mal wieder ein Schlenker um die neu angelegten Polderflächen für den Fall eines Hochwassers. Teilweise fahren wir im noch engen Rheintal direkt neben der Autobahn – die Strecke bin ich auch schon öfter gefahren.

Nach rund 20km machen wir einen Halt und überlegen zuerst in die Therme in Bad Bellingen zu radeln. Es ist ja nicht weit, dort angekommen müssen wir feststellen: Das ist ein Kurbad mit Wellness und Co, sicherlich nicht schlecht aber definitiv nichts für eine Familie mit kleinem Kind. Immerhin ist nebenan ein Supermarkt – wir decken uns also mit dem Bedarf für den Tag ein.

Auch der nächste Versuch scheint zu misslingen, wir finden das gesuchte Schwimmbad nicht, obwohl es direkt neben dem Rhein liegen soll. So wie es aussieht gehört die Bademöglichkeit zum örtlichen FKK-Campingplatz. Also auch wieder nicht gerade das was wir suchen. Ein Blick in Openstreetmap zeigt uns, dass es nur knapp einen Kilometer entfernt ein Thermalfreibad hat. Je näher wir dem Bad kommen, um so mehr beschleicht mich das Gefühl, das Bad zu kennen. Als wir davor stehen bin ich mir dann sicher: Ich kenne es und zwar vom Landesjugendlager der THW-Jugend, dass 2007 in Neuenburg stattfand. Es hat sich nicht viel verändert, es ist ein kleines Bad, vergleichsweise gut in Schuss und kostengünstig. Für den Nachwuchs gibt es ein Planschbecken und ich schwimme einige Bahnen zur Erfrischung.

Nach einem etwas verspäteten Mittagessen brechen wir dann auf, geschätzt liegen noch etwa 20km vor uns. Nach rund 8km kommen wir tatsächlich an der Rheinwiese vorbei auf der damals das Jugendlager stattfand. Hier hat sich einiges verändert. Es wurde ein Naturlehrpfad eingerichtet, der Weg auf dem Deich um einige Meter weiter landeinwärts verlegt. Ein Lager wäre immer noch problemlos machbar.

Es folgt wieder eine recht lange Strecke auf dem Damm, es geht fast nur gerade aus, gelegentlich ein Hügel. Diese finde ich mit zunehmender Strecke recht lästig, denn mit dem Anhänger kosten die immer richtig viel Kraft. Bis auf die größere Abzweigung nach Griesheim ändert sich für die nächsten Kilometer nichts an der Strecke. Beim Blick auf den Tacho werde ich langsam skeptisch, aber da taucht endlich die Brücke nach Fessenheim auf.

Es geht über die Rheininsel und dann über die Brücke an der Schleuse. Dort ist ein kurzer Hinweis auf das Wasserkraftwerk aufgestellt. Über das naheliegende Atomkraftwerk wird kein Wort verloren. Mit ein wenig Glück erblicke ich die beiden Reaktorgebäude ganz kurz durch eine Baumlücke. Wenn man es nicht weiß wird man sie wohl für Silos halten.

Nun folgt ein recht langes Stück auf der französischen Landstraße bis nach Geiswasser, die Strecke zieht sich wie Kaugummi. Wir überschreiten den Wert für die bisher längste Etappe. Am Ende stehen 63km für den Tag auf dem Tacho – unsere Königsetappe war also erst heute … irgendwo haben wir uns wohl vermessen.

Eigentlich hatten wir vor in Geiswasser noch etwas zu Abend zu Essen, aber der Ort hat noch nicht mal einen Bäcker, geschweige denn eine Gastätte. Gut, dass wir noch Reis, Bohnen und Fertigsauce dabei haben. Nochmal losfahren wollen wir nach der Etappe einfach nicht mehr.

Rheinradtour Tag 7 – Murg, Bad Säckingen, Rheinfelden, Basel, Huningue

Tageskilometer: 53,9km Gesamt: 267km

IMG_20160812_084218Für heute steht laut Plan die Königsetappe an. Entsprechend früh machen wir uns bereits daran zusammen zu packen. Beim Frühstück unterhalten wir uns noch mit anderen Radlern – eine Familie hat für heute auch das Ziel Huningue bei Basel, sogar auf dem gleichen Campingplatz. Wir wünschen uns eine gute Reise bevor es losgeht.

Ein erstes technisches Opfer der Tour gibt es auch zu beklagen: Mein Fahrradständer hat unter der Last des Gepäcks nachgegeben. Ich kann ihn zwar wieder hinbiegen, aber auf Dauer muss ich mir da wohl einen neuen besorgen.

IMG_20160812_112804Bis Bad Säckingen reicht es gerade einmal um sich warm zu fahren – wir nutzen die Chance und kaufen noch kurz ein, bevor es weiter geht. Wir haben uns anhand der Bikeline-Karte dazu entschieden, auf der deutschen Seite zu fahren, da diese asphaltiert sein soll. Leider ist das nur bedingt der Fall. Dafür haben wir uns zusätzlich einige kräftige Steigungen eingehandelt.

Nach der ersten steht passenderweise eine Bank am Feldrand und der Nachwuchs ist auch wach geworden – Zeit für eine kurze Mittagspause. In der Ferne können wir schon Riedmatt sehen. Kräftig gestärkt geht es schon bald in die nächste Steigung. Immerhin gibt es nur wenige Kilometer später dann eine entsprechende Entschädigung: Es geht mal wieder deutlich bergab. Der Weg fürht durch das wunderschöne Schloss Beuggen, leider haben wir nicht so viel Zeit uns das Schmuckstück näher anzuschauen, vor allem wäre das für den Nachwuchs wohl nicht das passende Programm.

Nur wenige Radminuten später ist Kontrastprogramm angesagt – der Weg führt entlang des Rheins an der Aluminiumhütte Rheinfelden vorbei. Die Ausstellung zum ehemaligen Kraftwerk hat leider noch geschlossen als wir ankommen. An der relativ neu angelegten Fischtreppe sind wir leider etwas zu zügig vorbei gefahren, deutlichere Hinweisschilder hätten hier echt was. Als Radfahrer muss man diese rechtzeitig entziffern können. Da hilft ein klares Schriftbild und vor allen Dingen die richtige Größe. Die Ankunft in Rheinfelden ist recht derb – direkt hinter einer Kurve geht es mal wieder eine üble Steigung hoch – an machen Stellen lässt sich das wohl nicht vermeiden, aber manchmal frage ich mich echt ob die Planer der Radwege ihre Strecke auch einmal mit entsprechend beladenem Rad abgefahren sind. Ich vermute eher einmal: Leider nein…

Die Beschilderung lässt dann auch noch zu wünschen übrig, prompt verfahren wir uns ohne es zu merken. Erst als wir nach Warmbach fast auf der Autobahnzufahrt stehen, wird uns klar, dass irgendwas nicht passt. Also ein kleines Stück zurück und dann quer durch den Ort und wieder auf die Originalstrecke. Die hat hier lustige Eigenarten: Orftmals stehen beiderseits der Kreuzungen Kilometerschilder – interessanter Weise werden die Kilometer mit Annäherung ans Ziel sprunghaft mehr – mal ein, mal zwei Kilometer. Bei irgendeiner Vermessung muss da mal was schief gegangen sein.

Wir kommen nun in den Speckgürtel von Basel, also vor allem viele Industriebetriebe – allen vorran Chemie und Pharma-Firmen, von Roche über Bayer bis BASF ist alles vertrerten (in Basel selbst dann auch noch Novartis). Die Strecke ist ok, immerhin hat man Radstreifen in beide Richtungen direkt auf der Straße angelegt und dafür an einigen Stellen sogar Parkbuchten geopfert. Eine kurze Umleitung ist gut beschildert, besser wäre es aber wohl, man würde die gesamte Strecke einmal überarbeiten. Nach der Umleitung geht es kurz durchs Grüne, nur um dann um so heftiger wieder anzusteigen und auf die gleiche Straße zurück zu kehren, die man vor nicht mal einem Kilometer verlassen hat. Eine Gruppe Radler vor uns hatte da wohl einen Insider-Tipp, die sind gleich drum herum geradelt.

Wir queren zum letzten Mal die Grenze in die Schweiz, der Radweg führt nun an einer Hauptverkehrsader entlang. Er ist aber dafür sehr gut angelegt und gut zu fahren. An der Autobahntrasse queren wir den Rhein in Richtung Baseler Altstadt. Es geht vorbei an der Papiermühle – das letzte Mal war ich hier zum Landesjugendlager in Müllheim mit der THW-Jugend. Ich kann mich zwar daran erinnern, dass ich zum Parkhaus bergauf gejogged bin, aber dass es derart steil war, hatte ich nicht mehr auf dem Schirm. Am Münsterplatz stellen wir die Räder ab und setzen unsere Erkundung zu Fuß fort.

tmp_14308-IMG_20160812_154939262560674Wir genießen den Ausblick vom Münster über den Rhein. Deutlich kann man die Kurve erkennen die er hier beschreibt – von nun an geht es nicht mehr Ost-West sondern viel mehr Süd-Nord für uns. Fast könnte man sagen, wir wären auf die Zielgerade eingebogen. Wobei wir kilometermäßig ungefähr die Halbzeit erreicht haben. Unsere Besichtigung führt uns weiter in die Innenstadt, vorbei am Rathaus und Fischmarkt. Da wir demnächst die Schweiz verlassen, decken wir uns noch mit einem wichtigen Kulturgut ein, das man in Deutschland leider nicht bekommt: Rammseier heißt das Getränk. Es ist ein Apfelsaft mit Birnensaftzusatz der direkt mit Kohlensäure versetzt ist. Wenn er nicht so schwer zum Schleppen wäre, würde ich ja glatt noch mehr als die zwei Flaschen einkaufen.

Wir schwingen uns für heute das letzte Mal auf die Räder – wir überqueren den Rhein gen Norden und folgen dem Rheinradweg bis an die deutsche Grenze – es geht mal wieder durch ein Industriegebiet und den Hafen von Basel. Insgesamt bleibt die Stecke allerdings erträglich. Die Grenze ist klar erkennbar, sobald man Deutschland erreicht hört der Radweg schlagartig auf, und die Führung wird deutlich schlechter. Immerhin ist es nicht weit bis zur Dreiländerbrücke, an dieser grenzen die Schweiz, Deutschland und Frankreich aneinander. Unser Campingplatz liegt in direkter Sichtweite der Brücke. Am Abend treffen wir dann noch die Familie vom Morgen wieder -auch sie sind erfolgreich angekommen. Das Wetter war heute durchgängig gut bis sehr gut. Beim Duschen merke ich, dass ich die typische Radfahrer-Bräune habe: Man sieht genau wo die Hosen und Trikots aufhören.